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Aufwärts
Jahrgang 15, Nr. 9 (September 15, 1962)
Lauf, Frtiz
Marschiere - Verrecke, pp. [4]-5
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t hart und mulß hart sein-, so ertährt man von ffizielier Seite: ~der Mann, der sich verpflich- et hat, ist nur noch Legionär." In der Tat: un- er der Leitung französischer Offiziere und Jnteroffiziere wird der ~Korpsgeist" gefördert, Nird eine Instruktion erteilt, die der französi- che Schriftsteller Pierre Mille, der deren Er- ebnisse aus der Nähe besichtigte, so formu- erte: ~Ich liebe den Legionär, weil er nur Sol- Iat sein kann, darf und will." Und dieser chriftsteller, dessen ~Werke" die Hbrzen der leinbürger höher schlagen ließ, fügte hinzu: Er (der Legionär), ist Soldat, wie Flaubert Schriftsteiler war, das heißt einzig und allein as; es gibt nicht Schöneres als einen Mann, er nur das allein sein will." Io Pierre Mitlle. Wir haben ihn zitiert, weil in ieser poetischen Verherrlichung des Legio- ärs ein Körnchen Wahrheit steckt: in keiner ruppe der Weit ist in so <vollkommener" Neise dafür gesorgt worden, daß aus dem Aenschen ein wilifähriger, willenloser Soldat Surde wie in der FremdentegIon; In keiner ruppe der Weit (wenn man von der Zeit des Iritten Reiches absieht) ist der ,Heroiemus" ür Kriege, die gegen Völker - Kolonialvölker or allem - geführt wurden, so ,kultiviert" wor- en wie in der Legion; In keiner Truppe der Neit ist der Mensch in einer solchen Weise um gehorsamen Untertanen erniedrigt wor- en wie in der Legion. n keiner Truppe auch wurde der Mensch so ollständig, so radikal aus dem <bürgerlichen eben" gerissen wie In Sidi-bei-Abbs: die Ehre" des Legionärs gebot ihm nämlich, den Zivilisten" als zweitrangigen Menschen zu etrachten, die Frau als bloßes ,Objekt", den arbigen als Menschen dritter Klasse... und as Saufen als sittliches Anliegen. )as ist die <Tradition" des Legionäre, vor dem le Frelheitskämpfer In Indochina, Madagas- ar, Marokko, Tunesien und Algerien Abscheu nd Furcht empfanden, weil er sie, der ,Tradi- on" gemäß, ohne Mitleid niedermachte, weil ort, wo Legionäre <eingesetzt" wurden, nie efangene gemacht worden sind. as ist die,,Wahrheit über die Fremdenlegion". lele, sehr viele junge Deutsche haben - frei- illig oder gegen ihren Willen - in den Reihen er Legion gekämpft. Nicht wenige haben in gerien die Desertion der <Tradition" vorge- ogen. Es wird gesagt, daß seit der Gründung er Legion über 200000 deutsche Fremden- Ngionäre geschunden und ihrer menschlichen Vürde beraubt wurden, daß viele auch - Iogi- cherweise - zu Schindem geworden sind, enn, wenn man ,anständg sterben" muß, so uß man - im gleichen Sinne - auch ,antä- g leben." Wie dem auch sei: diese Angehöri- en der Fremdenlegion sind in Algerien zum ymbol der Koionialherrschaft geworden. Algerien, wo ihr ~Einsatz" begann, ist er un auch zu Ende gegangen. Am Generals- utsch vom April 1961 hatte die Fremdenlegion en ersten Anteil, denn nur auf sie konnten ch Salan, Jouhaud und die anderen stützen, m der Demokratie den Garaus zu machen, n faschistisches Regime einzuführen und Frankreich keine Kolonien mehr besitzt und also die Hauptfunktion dieser Truppe der Ver- gangenheitangehört?DasfranzösischeKriegs- ministerium - die erwähnte Broschüre ist der Beweis dafür - versucht zu retten, was noch zu <retten" ist. Sidi-bei-Abbös, der ,ruhm- reiche" Sitz der Legion, mußte aufgegeben werden, und die Legionäre wurden - proviso- risch - nach Frankreich überführt. Aber ihre ~Mission" sei noch nicht beendet, wird hier und dort erlärt: und es muß in diesem Zu- sammenhang als besonders beunruhigend empfunden werden, daß geplant ist, Teile der Legion nach Martinique zu entsenden, wo seit einiger Zeit die Bevölkerung, die immer in ein- deutiger Weise die Autonomie fordert, ihre Frankreich und Madagaskar die Rede ist, dem- zufolge Einheiten der Legion auf diese ferne Insel entsandt werden sollen, auf die gleiche Insel, auf der bereits Legionäre ~anständig" starben. Wie dem aber auch sei: die Periode der Kolo- nisikriege ist für Frankreich ebenso wie für die Fremdenlegion vorüber; wenn nicht Wahn- sinnige im Stil der OAS versuchen solliten, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Es mag als symbolisch erscheinen, daß am 14. Juli 12, am französischen Nationafeiertag, zum ersten Male keine Einheit der Fremdenlegion bei der großen Militärparede auf den Pariser Champe-Elys6ea vertreten war. Trauer darüber empfanden nur die halbfaschistischen Zei- Man kann hoffen, daß mit dem Ende der Koio- nialperiode euch das Ende der Fremdenlegion gekommen ist: zum Glück für die Ungiück- lichen, die sich in sie verirrten, zum Glück auch für Frankreich, das - jeder kann es be- zeugen - bessere Traditionen anzubieten hat als dieses höchste Symbol der Unmenschlich- kea. Fritz Lauf 4 ~~-~-- ~ ,Z4->
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