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Aufwärts
Jahrgang 15, Nr. 4 (April 15, 1962)
Der lädierte Recke sprach, p. 5
Dohrenbusch, Hans
Der "Schwarze Peter", p. 5
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maßhaltet, verstanden? Sonst stimmt meine ganze Wirtsdkabpolitk nich mehr!" )er lädierte Recke sprach Itwort des stellvertretenden DOS-Vorsitzenden Ludwig Rosenberg err Mende hat offenbar das Bestreben, seine blamablen Umfal-Rekorde durch Ides Geschrei vergessen zu machen. In der welfellos zutreffenden Annahme, daß er sein oll auf dem Gebiet der erfolglosen politischen aftmelerei bereits erheblich überschritten it, stürzt sich der im Kampf gegen Adenauer dierte Recke nunmehr auf die Gewerk- haften. usgerechnet er spricht den Gewerkschaften s Recht ab, für die Arbeitnehmer zu spre- en, da <nur" 25 v.H. der in abhängiger rbeit stehenden Personen im DGB und sei- n Gewerkschaften organisiert seien. Wie oh wäre Herr Mende, wenn sich bei den ahlen zum Bundestag ein vergleichbarer ozentsatz für seine Partei ausgesprochen Ittel Mit ganzen 13 v.H. der abgegebenen immen macht er einen Wirbel, als wäre die immabgabe von 87 v.H. der Wähler für die deren Parteien - und damit bewußt gegen n und seine Partei - eine Tatsache, die man zwischen vergessen habe. er zeigt sich, wie dumm es von Herrn Mende ar, davon zu reden, wer für wen zu sprechen afugt ist. Wenn überhaupt, kann Herr Mende r sich in Anspruch nehmen, daß er die Mel- ing von 13 v.H. der Wähler wiedergibt, die n am Wahltag damit beauftragten, für sie zu rechen. Das waren genau 4028765 Wähler. cht einer mehr und nicht einer weniger. Die deren 27,5 Millionen Wähler haben ihm kei- n Auftrag, sondern eine klare Abfuhr erteilt e haben durch ihre Stimmabgabe eindeutig m Ausdruck gebracht, daß sie Herrn Mende aufwärts", Illustrierte Zeitung des Deut- hen Gewerkschaftsbundes für junge enschen. Erscheint im Bund-Verlag mbH., Köln-Deutz, Schließfachs. Ver- gsleiter. Wilhelm Biedort. erantwortlich für Inhalt und Gestaltung: ans Dohrenbusch. Tel. 83881. ,aufwärts" scheint monatlich einmal. Bestellung rch die Post. Bezugspr.ls durch die ost vierteljährlich 1,50 DM einschließlich stellgebghr. Unverlangt eingesandten nuaskripten muß Rückporto beigefflIgt erden. Kupfertiefdruck: DuMont Presse, Ain. nicht ihr Vertrauen geben und Ihn nicht beauf- tragen, für sie Erklärungen abzugeben. Wie anders liegt die Sache bei den Gewerk- schaften. 6,5 MillIonen Arbeiter, Angestellte und Beamte bekennen sich durch freiwillige Mitgliedschaft und freiwillige Beitragsieistung in jedem Monat erneut zu Ihrer Gewerkschaft. Durch dieses Bekenntnis beauftragen sie Im- mer wieder und ohne jeden Zwang die Gewerk- schaften und den DGB, für sie zu sprechen. Sie lassen sich das etwas kosten. Sie opfern Geld, Zeit und Mitarbeit. Sie tun das nicht alle vier Jahre einmal, sondern ständig. Sie be- zeugen es immer wieder. Wie stolz könnte Herr Mende sein, wenn er solche Mitgliedszahlen aufweisen könnte, wenn diese Mitgliedschaft ihm täglich und durch freiwillige Zahlung von Beiträgen Ihr Vertrauen ausspräche. Wie würde sich Herr Mende freuen, wenn er darüber hinaus beweisen könnte, daß er in freien Wahlen nicht nur 13 v. H. der abgegebe- nen Stimmen, sondern 80 v.H. auf seine Partei verbuchen könnte. Rund 80 v.H. der abgege- benen Stimmen aber konnten der DGB und die in ihm vereinten Gewerkschaften bei den Betriebarätewahlen auf ihre Listen verbuchen. Ein Beweis dafür, daß nicht nur unsere Mit- glieder, sondern auch die, die sich vor der Zahlung des Beitrages scheuen, trotzdem den Vertretern deg DGB und der DGB-Gewerk- schaften den unmißverständlichen Auftrag erteilten, für sie zu sprechen. Da es bei den politischen Wahlen bekanntlich nicht nach den Mitgliederzahlen der Parteien geht, sondern nach den abgegebenen Stim- men, kann als wirklicher Vergleich nur das Er- gebnis der Betriebsrätewahlen herangezogen werden, obwohl wir den Vergleich der Mit- gliederzahlen keineswegs zu scheuen brau- chen. Alles das zeigt, wie töricht es ist, wenn Herr Mende sich auf dag Gebiet der tatsächlichen Repräsentanz begibt. Er möchte so gern ver- gessen machen, daß der DGB und die DGB- Gewerkschaften die größte Organisation in der Bundesrepublik Deutschland sind und daß ihre Größe und ihre Stälrke nicht nur darin be- stehen, daß sie die meisten freiwilligen und zahlenden Mitglieder aller Organisationen haben, sondern darüber hinaus die freiwillige Unterstützung von Millionen Nichtmitgliedern, die sich bei Wahlen für den DGB entscheiden. Der FDP-Vorsitzende versucht auch über- zeugend nachzuweisen, daß er und - da von dort kein Widerspruch erfolgt - wohl auch seine Freunde unter <liberal" eine Politik ver- stehen, die reaktionärsten Vorstellungen alle Ehre machen würde. Die Idee der staatlichen Schlichtung ist für alle, die sie erlebt und praktiziert haben - Herr Monde hatte damals noch keine politischen Ambitionen -, genau das, was jeder verant- wortungsvolle Politiker als dem Staatinter- esse schädlich ablehnen muß. Wir haben er- lebt, wohin das führt: Jeder fordert ohne Rück- sicht auf das Allgemeininteresse, jeder lehnt ab, ohne diese Rücksicht Eines der spaßlgsten Argumente der Angriffe Mendes gegen den DGB ist aber die Behaup- tung, die Forderungen nach weiteren Sozial- leistungen seien nicht aus sozialer Notwendig- keit, sondern nur zur Festigung der Macht- position der Gewerkschaften erhoben worden. Wir haben von Herrn Mende nicht erwartet, daß er besondere Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Sozialpolitik besitzt. Wir können ihm aber versichern, daß wir nicht gezwungen sind, unseren Mitgliedern und den Arbeitern, Angestellten und Beamten insge- samt unsere Existenzberechtigung durch wilde Forderungen nachzuweisen. Man soll eben nicht immer von sich auf andere schließen, ganz besonders, wenn die Startbedingungen so grundverschieden sind. Es wäre sicherlich schöner, wenn wir an Steile von 6,5 Millionen Mitgliedern etwa 10 Millionen hätten. Es wäre sicherlich Grund zur Freude, wenn wir bei den Betriebsrätewahlen 90 v.H. aller Stimmen auf uns vereinen könnten. Aber die Unterschiede zwischen denen, die uns gewählt haben, und denen, die uns hätten wählen können, sind kein Anlaß, durch wilde Forderungen unsere Existenzberechtigung nachzuweisen. Das Ist natürlich anders, wenn man nur 13 v.H. der Stimmen bekommt und wenn sich 87 v.H. der Wähler eindeutig für unsere Gegner ent- schieden hätten, wie das bei Herrn Mende der Fall war. LOnne toraern, aie Derecntlgt sind, weil aae Preise stiegen. Aber auch nicht zuletzt des- halb, weil die Gewinne der Unternehmer wei- terhin gestiegen sind und die Arbeitnehmer ihren berechtigten Anteil an der Produktions- steigerung haben wollen. Das darf wohl nach den Ausführungen des Bundeaswirtschaftsm- nisters nicht sein. Denn wer reich ist, der soll noch reicher werden. Vom Vermögenszu- wachs sollen die Arbeitnehmer ausgeschlos- sen bleiben, der darf nur denen zugute kom- men, die heute schon nach den Bedingungen eines sozialen Rechtsstaates viel zu reich sind und mit ihrem Reichtum heute schon wieder eine politische Macht ausüben, die für eine De- mokratie kaum noch zu ertragen ist. Sie halten sich fOr das Volk. Sie haben - mit wenigen Ausnahmen - schon in der Vergangenheit be- wiesen, daß Profit für sie das erste Gebot ist. Fünfzig Pfennig für jede geförderte Tonne Kohle an die Nazipartei, das dürfte noch In der Erinnerung sein. Nach dem Zusammenbruch waren die Herren Unternehmer einmal sehr klein, die Gutmütigkeit der Arbeitnehmer hat sie wieder groß werden lassen. Heute stellt ihr Nurgewinnstreben wieder eine ernstliche Ge- fahr für die Bundesrepublik dar. An sie ist der <Schwarze Peter" zu geben. Sie machen die Preissteigerungen. Das Rheinisch-Westfäli- sche Institut für Wirtschaftsforschung hat mit Recht festgestellt, daß es unzulässig ist, den Arbeitnehmern den ~Schwarzen Peter" der Preissteigerungen zuzuschieben. Die Gewerk- schaften haben seit Bestehen der Bundesrepu- blik eine maßvolle und für die Gesamtwirt- schaft verantwortungsbewußte Lohn- und Ge- hatspolitik betrieben. Es wird ihnen schlecht gelohnt, denn der gute Stand unserer Wirt- schaft ist darauf zurückzuführen und nicht In ersterLinie dleUntemehmerintlative. So konnte der Vorsitzende des DGB auf einer Pressekon- ferenz mit Recht sagen, daß die allmähliche Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedin- gungen keineswegs die Ursache dar Preisstel- gerungen war und ist. Die Unternehmer näh- men vielmehr ohne Rücksicht jeden Preis, den sie bekommen können. An diese Adresse müsse Herr Erhard seine Appelle richten. Wenn diese nicht fruchten, müsse er den Mut haben, zweckentsprechende Maßnahmen ge- gen die Unternehmer zu veranlassen. Appelle, die zur Beschneidung der Gewinne auffordern, werden bei diesen Zeitgenossen, die nur Geld und Macht wollen, wahrscheinlich nicht viel nutzen. Einsicht zeigen diese Kreise nur, wenn sie, wie 195, als alles darniderlag, den Schiffbruch ihres amoralischen Verhaltens erleben. Hans Dohrenbusch B I
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