Page View
Aufwärts
Jahrgang 13, Nr. 11 (November 15, 1960)
Kelberg, Waldemar
Gebt ihnen Bausteine, aber kein ATOMGESPENST, pp. 4-5
Page 5
er, ohne dabei en zu wollen. nd nicht kon- 1 vor, tagtäg- n steht unter 9 In die Hand, en Waffen In In einer Szene sagt der film sehr liar, was er ausdrücken will: Da ist ein Kinderspielplatz und die <spielenden" Kinder bekämpfen sich mit naturgetreu nachgeblideten Produkten der Industrie, mit Sturmgewehren und Pistolen, so, wie man sie überall kaufen kann. Eine Mut- ter kommt. Der Junge der Mutter ist mit dabei. Die Mutter schickt ihn nach Mause. Die Spiel- kameraden sind böse, weil die Mutter gestört hat. Die Mutter geht. Da hebt der älteste unter den Buben seine Maschinenpistole, richtet sie auf den Rücken der Mutter und ruft ,tack - tack- tack". Diese Rufe werden im Film von den Schußgeräuschen einer echten Maschi- nenpistole vermischt, und langsam blendet das Bild auf den Schießplatz einer Militäreinhelt über. Man weiß noch nicht, wie dieser Film an- kommt. Aber gewiß wird es Stimmen geben, die sich über diesen Film ebenso lustig ma- chen, wie über die These Albert Schweitzere von der Ehrfurcht vor dem Leben. Und wer fragt schon danach, wie sich Kriegsspielzeug auf den kindlichen Charakter auswirkt? Zu der Meinungsforschung um das Kriegs- spielzeug gehört auch eine repräsentative Be- fragung, die vor nicht allzu langer Zeit durch- geführt wurde. Zweifellos sollte auch diese Umfrage bezwecken, den Beweis dafür zu bringen, wie wenig Kriegsspielzeug gefragt sei. Unumstößlich aber war aus dieser Befragung die Tatsache, daß von 100 getesteten Spiel- zeughändlern nur 10 es strikt ablehnten, Kriegsapielzeug für Kinder zu verkaufen. Drei- zehn der Befragten hielten es sogar für not- wendig, die nachgebildeten Waffen und Kriegsgeräte an auffallender Stelle im Schau- fenster zu dekorieren. Es mag sein, daß man dieses Ergebnis wieder mit einer Gegenbefragung entkräften will oder wird. Wer aber mit offenen Augen die Spiel- zeuggeschäfte der Bundesrepublik in diesen Tagen betrachtet, dazu gehören auch Papier- warenhandlungen und ähnliche Unternehmen, der weiß genau, daß es zu diesem Weihnachts- fest wieder zahlreiche Kinder-Kriegsschau- plätze unter den Lichterbäumen geben wird. Denn eine Industrie hätte schon längst die Produktion solcher Apokalyptischer Reiter ein- gestellt, wenn es sich nicht finanziell lohnen würde. So, wie das Kriegsspielzeug den Tod und das Töten fast verherrlicht, so leichtsinnig gehen die Kinder beim Spiel in der letzten Zeit auch mit dem Leben um. Pfeile mit Bieispitzen fin- den unschuldige Opfer, Kinder <spielen" Er- hängen und töten sich aus Versehen, Buben spielen mit gefährlichen Sprengstoffen wie früher unsere Ahnen mit Zinnsoldaten. Der ,~Wildwest" mit seinen Leichenfeldern in Film und Comics tut das übrige. Die Schuldigen und die Urheber machen weiter Geschäfte, denen sich selbst Margarinefabriken nicht ver- schließen können. Für den Einkauf von einem Pfund ~Frauenlob" bekommt Mutters Kind ein ~,packendes" Bild mit abstürzenden Flugzeu- gen und brennenden Menschenleibern. Und das ganze Zugabe- und Lockgeschäfi für Margarine steht unter dem Titel: <Vom Schwarzpulver bis zur Atombombe - Waffen im Wandel der Zeiten." Und da kann der margarineverzehrende Junge dann lesen, wie Margarine-Fabrikanten die Krlegspolltik beur- teilen. <Die Luftschlacht über England war eine der einschneidenden Handlungen des zweiten Weltkrieges. Nach wochenlangen Kämpfen blieben schließich die englischen ,Hurricanes' den deutschen ,Me 110' überlegen .. ." An anderer Stelle wird gerühmt: ..... Der Flieger zielte mit der ganzen Maschine und betätigte beim Anflug auf den Gegner den Auslöse- hebel der Waffe..." Während sich die Bevölkerung der ganzen Welt nach Entspannung sehnt, produzieren geschäftstüchtige Manager immer wieder Geg- ner, gegen die gekämpft wird oder gegen die man kämpfen muß. Jede Klnderpistoie braucht einen Gegner, sonst wäre die Pistole ja unsin- nig. Und so erheben sich die kleinen Kinder- hände mit den Pistolen oder Gewehren, Kindermünder machen .Peng" und wollen da- mit sagen, daß der Gegner tot oder verwundet sei. Die Kinder lernen, daß es eine Weit voller Gegner geben muß und daß man diese ohne Töten nicht aus dem Weg räumen kann. Es gibt keine Statistik über die Produktion von Kriegsspielzeug. Sie wäre auch uninteressant, für jeden, schon sct e Notwendigkei auch nur ann as traurigste ar chäft intereasie pielzeug. Sie hc it, bevor sie Fotos: Real/Europa
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright