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Aufwärts
Jahrgang 8, Nr. 25/26 (December 8, 1955)
Lesskow, Nikolai
Der Rubel, den man nicht ausgeben konnte, pp. 9-10
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en Hekrubei', sagte sie. dich in die Kirche. Nach Alten Tee bei Väterchen du darfst allein, ganz nachtsmarkt gehen und eine Me der önsten Sachen zu Vater Wassili bringen und meinen Rubel noch heil und ganz in der Tasche haben." "Um so besser', erwiderte die Großmutter, .doch sei nicht allzu selbstgewiß und denke daran, daß es gar nicht immer so leicht ist, das Notwendige vom Uberflüssigen zu unter- scheiden, wie man denkt." .Könntet Ihr in diesem Fall nicht mit mir auf den Markt gehen?" Großmutter willigte ein, warnte mich aber, daß sie mir keine Ratschläge geben oder mich vor Fehlern und Ubereilungen würde zurück- halten können. Denn derjenige, dem der un- ausgebbare Rubel gehört, kann von niemand Ratschläge annehmen, sondern muß seinen eigenen Verstand benutzen. Das Wetter war herrlich, ein leichter Frost mit wenig Feuchtigkeit. Es roch nach weißen Bauernstrümpfen, Lindenbast, Hirse und Lammfellen. Viele Leute waren zusammen- geströmt, und alle trugen ihre besten Kleider. Die Buben aus den reichen Familien hatten den von ihren Vätern erhaltenen Groschen bereits für tönerne Pfeifchen ausgegeben, auf denen sie ein teuflisches Konzert vollführten. Die ärmeren Kinder dagegen, die keinen Gro- schen erhalten hatten, spitzten nur sehn- süchtig die Lippen. Ich sah, daß sie ebenfalls brennend gern über so ein Musikintrument verfügt hätten, um aus ganzer Seele in der allgemeinen Harmonie zu verschmelzen und ... ich blickte Großmutter an. Tönerne Pfeifchen waren nicht gerade un- entbehrlich und auch nicht nützlich, doch das gütige Gesicht der alten Frau trug einen Aus- druck der Zufriedenheit, den ich für Zustim- mung nahm. Ich griff sogleich in dip Tasche, holte meinen Heckrubel heraus, kufte eine ganze Schachtel Pfeifchen und verteilte sie an die Kinder, die sofort aus Leibeskräften darauf zu blasen anfingen. Großmutter und ich gingen weiter, und sie sagte: ,Du hast recht getan, auch die armen Kinder wollen spielen und vergnügt sein, und wer die Mög- lichkeit hat, ihnen eine Freude zu machen, der soll es tun. So fahr denn, zum Beweis, daß ich recht habe, noch einmal in deine Tasche und sieh nach, wo dein Heckrubel ist. Ich tat, wie sie gesagt hatte, und spürte mei- nen Heckrubel in der Tasche. Daraufhin trat ich an eine der Buden, in der Stoffe und Tücher feilgehalten wurden, kaufte für jedes unserer Mädchen ein Tüchlein - rosafarben oder hellblau, und für die alten Frauen lila Kopftücher. Dann kaufte ich für die Tochter unserer Beschließerin, die bald heiraten wollte, zwei Schnallen aus Karneol, wobei ich allerdings nicht ganz sicher war; doch Großmutter sah noch immer zufrieden aus, und der Rubel war auch nach diesem Kauf nach wie vor in meiner Tasche. Indisches Mädchen der Verkäufer uni langen, nicht m einen Silberrube bezahlen wollen, auf dem einen R diesen schließlich Tasche stecken u; und so schnell w sich umzusehen. E ausgegeben werd st Du a Roeder einen Ge- |bezahlst .Es gehört sich, daß eine Braut sich heraus- putzt«, sagte Großmutter, ,dies Ist ein sehr wichtiger Tag im Leben jedes Mädchens, und es ist lobenswert, ihr eine Freude zu machen - denn wenn der Mensch sich freut, betritt er den neuen Lebensweg zuversichtlich, und vom ersten Schritt hängt soviel ab." Dann kaufte ich auch für mich selbst sehr viel Süßigkeiten und Nüsse und in einer an- deren Bude ein dickes Buch, .der Psalter», das gleiche, das immer auf dem Tisch unserer Viehhirtin lag. Die crme Alte hatte das Buch sehr geliebt, doch leider war es auch nach dem Geschmack des Zuchtkälbchens, das mit ihr die Hütte teilte. Das Kälbchen hatte zu- viel freie Zeit für sein Alter und verbrachte diese damit, die Ecken aller Seiten des Pal- ters abzuknabbern. So war die arme Alte um das Vergnügen gebracht, die Psalmen, die ihr Trost schenkten, zu lesen oder zu singen, und war sehr traurig darüber. Ich war sicher, daß es weder sinnlos noch überflüssig war, ihr den neuen Psalter zu kaufen. Und so war es auch: denn als ich die Hand in die Tasche steckte, war mein Rubel wieder an seinem Platz. Ich kaufte immer mehr und mehr, alles, was meiner Meinung nach notwendig war, und sogar ziemlich gewagte Sachen wie z. B. einen redwerzierten Hüftgurt für unserl jungen Kutscher Konstantin und dem lustigen Schuhmacher Jegor eine Handharmonika. Im selben Augenblick näherte sich mir Gott weiß von wo der Jahrmarktshändler mit dem dicksten Bauch von allen, nahm die Mütze ab an sich d Augen fe nige Mni um Mitte Katze kai Geld für
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