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Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 22 (November 1, 1951)
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Denkmal eines Arbeiters, p. 12
Erste Landesbezirksjugendkonferenz des DGB Hessen in Fulda am 14. Oktober 1951, pp. 12-13
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'£)eilkmc eines ARBEITERS "Die Figuren bei den alten Malern a r b e i- t e n n i c h t", hat Van Gogh einmal in einem Brief ge"uþert. Wie sollten sie auch? Wurden die Menschen doch gleichsam in Sonntagskleidung, idealisiert, kost¸miert dar- gestellt. Und waren die Modelle nicht ge- rade G–tter oder Heilige, so zumindest K–- nige, Adelige, wohlhabende Patrizier. Sel- ten fand man die Bauern w¸rdig der k¸nst- lerischen Darstellung, und auch sie mei- stens bei Gelagen, Kirmessen und Feiern, etwa bei den Niederl"ndern des Barocks. Den Arbeiter hat erst das 19. Jahrhundert - sehr sp"t - f¸r die Kunst "entdeckt'. Van Gogh hat zwar kaum Bilder arbeiten- der Menschen hinterlassen, aber er hat die Arbeiter wie selten ein Maler gekannt und mit ihnen im Borinage, im wallonischen Kohlengebiet, gelebt. Aus dieser ,schwar- zen Erde' kamen einem anderen K¸nstler Anregungen, einem Bildhauer, dessen Name in jeder modernen Kunstgeschichte mit Ach- tung genannt wird: der Belgier C o n s t a n- t i n M e u n i e r (1831-1905). Nicht als Ge- bender, als Laienprediger wie Van Gogh weilt er hier im Industriegebiet, sondern als Nehmender: er hat hier seine Modelle gesucht und gefunden, und dann hat er jene Fotos: B. Strunck Constantjn MIeunier Sdciflsauslader (Bronze 1893) fff-C ,- -Bt eies Hh - o B¸ste eines Hochofenarbeiters groþen Bildwerke geschaffen, durch die das arbeitende Volk endlich in der Kunst ver- ewigt wurde. Lesen wir einige Namen seiner ber¸hmten Werke, und vergegen- w"rtigen wir uns, wie Bilder und Plastiken in fr¸heren Jahrzehnten und Jahrhunderten geheiþen haben, so werden wir sofort Meu- niers revolution"re Tat erkennen. Gruben- arbei+r ä- ')( r groþe Bergmann, Rastender Arbeiter, Das Schlagwetter, Altes Gruben- pferd, Bergmann mit Laterne, Hammer- schmied - Der Schiffsauslader, Der Hoch- ofenarbeiter, Der Glasbl"ser, Der Schiffs- zieher-das sind einige Titel seiner Werke. Dieser f¸r die Kunst neue Themenkreis ge- n¸gt allein jedoch nicht, um den Namen eines K¸nstlers in die Geschichte einzu- schreiben, es kommt auf die Qualit"t der Kunst an. Meunier ist aber auch darin vor- bildlich. Als Zeitgenosse Auguste Rodins und der franz–sischen Impressionisten geht er zun"chst vom Eindruck aus, er beob- achtet und hat einen Sinn f¸r die Wirklich- keit. Er modelliert sie so, wie er sie aus der N"he sieht bis in die Einzelheit, oder aber, als wollte er die Luft, die sein Modell umgibt, mitmodellieren, taucht er die Bronze in ein flimmerndes Licht, indem er die Oberfl"che seiner Plastiken aufrauht, be- lebt. Uber diese momentane, individuelle Beobachtung des Einzelmenschen gelangt Meunier in seinen st"rksten Werken zum Typus, Aus den vielen Tausenden, die t"g- lich zur Arbeit eilen, aus dem Bergmann X und dem Bergmann Y, die er vor sich hat, wird unter der Hand des K¸nstlers sein Kunstwerk: d e r Bergmann. Und auch sein Schiffsauslader ist mehr als eine zuf"llige Darstellung, nicht ein bestimmter Schiffsauslader, den wir mit seinem Namen anrufen k–nnen, sondern einer f¸r alle, der Typus. Nun, auch Meuniers Arbeiter äar- beiten nicht", aber jeder, der seine Plasti- ken ansieht, weiþ, daþ arbeitende Menschen geformt wurden, nicht durch das Attribut der Kleidung oder des Werkzeuges, son- dern durch ihr Dasein. Denkniale f¸r den Arbeiter! Aber keine kalten, fernen; wohl monumentale, aber gegenwartsnah, Arbei- ter, mit denen wir gleichsam auf du und du stehen. Diese Monumente sind in einer meisterhaften Sprache gestaltet, in echtem Rhythmus, der nicht nur im Tanz zum Aus- druck kommen muþ, sondern auch in der Bildhauerei - auch in modellierten Ar- beitern. -tt Erste Landesbezirks- jugendkonferenz des DGB Hessen in Fulda am 14. Oktober 1951 Am 13 d. M. legten wir in Fulda den Grund- stein f¸r ein Gewerkschaftsjugendheim. Nam- hafte Vertreter des Staates, der Kirchen, Beh–rden und Gewerkschaften waren an- wesend, Die Musikgruppe der Gewerkschafts- jugend Wetzlar hatte die musikalische Um- rahmung der Feier ¸bernommen. Es sprachen u. a. Landesbezirksvorsitzender Wiegand und B¸rgermeister Gellings. Kaplan Bleuel und Jugendpfarrer Sch"fer segneten die be- gonnene Arbeit. Abends er–ffnete Ministerialr"tin Johanna Spangenberg mit herzlichen Worten in den mit Jugendlichen ¸berf¸llten Stadts"len eine Groþveranstaltung der Gewerkschaftsjugend. Die Laienspielgruppe der Kasseler Gewerk- schaftsjugend zeigte ihr groþes K–nnen durch die Auff¸hrung von ,Maliu - die Pfirsichbl¸te'. Die Musikgruppen der Gewerkschaftsjugend aus Bebra und Wetzlar wetteiferten in ihren Darbietungen. Ein Fuldaer Terzett brachte sowohl Ernstes als auch Komisches mit an- erkennenswerter Begabung zum Vortrag. Die Delegierten der Landesbezirksjugend- konferenz ¸bernachteten in der sch–nen Fuldaer Jugendherberge. Es mochte manchem von ihnen wohl nicht recht behagen, daþ er am Morgen des 14. schon sehr zeitig aus dem Bett muþte. Die Konferenz sollte um 8.30 Uhr beginnen (in Wirklichkeit wurde es dann doch etwas sp"ter, denn einige G"ste lieþen auf sich warten!). Ein Kanon und ein Lied, gesungen von dem Chor der Fuldaer Gewerkschaftsjugend, standen am Anfang der Tagung. Der Landesbezirksvorsitzende Wiegand um- riþ kurz den Sinn einer solchen Zusammen- kunft und gr¸þte die zahlreich erschienenen G"ste. Nachdem die Wahlen des Pr"sidiums, der Antrags- und Mandatspr¸fungskommissionen vorgenommen waren, wurde dem Landes- bezirksjugendsekret"r das Wort zu seinem T"tigkeitsbericht erteilt. Er f¸hrte u. a. aus, daþ wir in Hessen seit Anfang des Jahres 1946 zun"chst in den Groþst"dten Gewerk- schaftsjugendarbeit kennen. Vor f¸nf Jahren fand in Fulda die erste Bundesjugendkon- ferenz des FGB Hessen statt. Sie kann als entscheidender Auftakt f¸r die Gewerkschaftsjugendarbeit im hessischen Raum gewertet werden. Aber erst seit Ende des vorigen Jahres kamen wir durch die Auf- teilung des Landesbezirksgebietes in vier F
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