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Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 5 (March 10, 1951)
F. A.
Nach der Lehrzeit, p. 7
Menter, Josef
Der Steinklopfer, p. 7
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Nach der Lehrzeit Vor einigen Jahren noch, als man mit Trommelgedr–hn und Fanfarenst–þen fried- lich schlummernden B¸rgern den Sonntag einl"utete, sang man in einem der zahl- reichen Lieder: Die dunkle Nacht ist nun vorbei, und herrlich beginnt es zu tagen...' Zweifellos war der damalige Sinn dieses Liedes ein anderer, als ich ihn anwenden m–chte. Trifft doch sinnbildlich dieser Satz auf die Auffassung wohl jedes Jungen zu, der seine Gesellenpr¸fung zu den Akten ge- legt hat und einem Leben der Freiheit und des Ungebundenseins entgegentr"umt - "hn- lich wie nach seiner Schulentlassung dreiein- halb Jahre zuvor. Gewiþ ist es verst"ndlich, daþ sich der wohlbestallte Geselle nach Er- reichung seines Zieles zun"chst mal auf die B"renhaut legen. Ganz gewiþ sollen Besen, Boteng"nge und ,Festhaltearbeiten' nur noch seiner schw"ch- sten Erinnerung vorbehalten bleiben. Doch ist denn eigentlich mit dem Gesellenbrief jede H¸rde genommen, und gibt es nun keine hemmenden Mauern mehr? - Die vermeint- liche Freiheit erweist sich sehr bald als ein arger Trugschluþ, und es zeigt sich, daþ die vergangenen Jahre eigentlich ein Kinder- spiel dagegen gewesen sind. Die leitende Hand des Lehrmeisters oder des Ausbilders fehlt nun, und der junge Geselle steht rest- los auf eigenen F¸þen. Er sieht sehr bald ein, daþ mit der Gesellenpr¸fung nicht das letzte Ziel erreicht war. Nun erst n"mlich vollzieht sich die Auswertung seiner Fertig- keiten und Kenntnisse. Jetzt heiþt es erst recht, Lehrling zu sein und die Augen offen- zuhalten, denn der harte Existenzkampf wird nicht im Handstreich und auch nicht mit Parolen erledigt. Er erfordert aber auch die Bereitschaft zum Leistenwollen -nicht allein als Selbstzweck betrachtet. Der junge Kollege muþ wissen, daþ die gewerkschaftliche Ar- beit nicht in der Verfechtung der sozialen Forderungen allein besteht, sondern daþ sie sich auch auf die Erreichung eines guten Facharbeiterstandes erstreckt. Er muþ ver- stehenlernen, daþ die Arbeit in einer Orga- nisation, wie sie die Gewerkschaft darstellt, leichter bew"ltigt werden kann, wenn ihre Mitglieder auch in der beruflichen Arbeit ihren Mann stehen und erst so das beste Fundament f¸r die Ziele ihrer Organisation erstellen. Er muþ verstehenlernen, daþ er nicht nur mit seinen Beitragsgroschen der Gewerkschaft seine Hilfe angedeihen l"þt - daþ er vielmehr durch seinen Leistungswillen in erster Linie den gewerkschaftlichen F¸hrern eine leichtere Erf¸llung ihrer Aufgabe erm–g- lichen hilft. An die "lteren Kollegen m–ge die Mahnung gerichtet sein, sich auch heute noch dieser jungen Menschen anzunehmen und selbst ¸ber die Akkordjagd den jungen Neben- mann nicht zu vergessen. Sie m–gen daran denken, daþ in dem jungen Mitarbeiter ihnen nicht ein ,Konkurrent" erwachsen will, son- dern daþ auch sie einmal in seinem Alter gewesen sind. (Vielleicht haben auch sie S–hne in dem gleichen Alter.) Sie m–gen daran denken, daþ gerade heute der junge Mensch -- nicht nur der Lehrling - eine f¸hrende und verst"ndige Hand braucht und daþ ihre Erfahrungen nicht Amtsgeheimnis sein d¸rfen. Die jungen Gesellen m–gen nie vergessen, daþ vor der leichteren Art des Forderns die Bereitschaft des Gebens stehen muþ, daþ sie nun erst recht an ihrer beruflichen Weiter- bildung arbeiten m¸ssen und daþ sie auch nunmehr noch den Rat der "lteren Kollegen ben–tigen. Die "lteren Kollegen aber sollten beherzigen, daþ lediglich die Zugeh–rigkeit zur Gewerk- schaft keine Aufgabe bedeutet, sondern daþ auch sie f¸r die Lenkung ihres Nachwuchses mitverantwortlich sind. F. .X Es war einmal ein Mann, der schlug Steine aus Felsen. Das war eine recht harte Arbeit. Er strengte sich sehr an und hatte kargen Lohn, Unzufrieden seufzte er ¸ber seine Ar- beit und rief: "Ich m–chte einmal so reich sein, um auf einer Ruhebank mit rotseidener Gardine ruhen zu k–nnen!' Ein Bote vom Himmel erschien und sagte: "Dein Wunsch sei erf¸llt!" Also wurde der Mann reich, lag auf seinen Polstern. Der Landesherrscher zog an ihm vor¸ber, und man hielt ¸ber des Herrschers Haupt einen Sonnenschirm aus Gold. Reiter beglei- teten ihn. Da war der Mann verdrossen, murrte und verlangte K–nig zu sein. Und der Bote des Himmels kam und sagte: ,Du sollst haben, was du willst.' Also wurde der Reiche K–nig; vor seinem Wagen ritten Reisige, und man hielt den Sonnenschirm aus Gold ¸ber seinem Haupt. Und die Sonne brannte auf ihn nieder und dorrte alles Leben auf dem Erdreich. Und ihre Strahlen blendeten den neuen K–nig. Da war er von neuem unzufrieden und rief aus, nun m–chte er gleich die Sonne sein. Und der Himmelsb6te gew"hrte ihm auch diesen Wunsch. Also wurde der K–nig Sonne, blitzte nach ¸berall, versengte alles Gr¸n. Da stellte sich eine m"chtige Wolke zwischen ihm und die Erde, vor welcher die Sonnen- strahlen wichen. Und der K–nig wurde zornig und schimpfte auf die Wolke, die st"rker sei als er. Er begehrte nun Wolke zu sein, und der Bote des Himmels erf¸llte seinen Wunsch. So wurde er Wolke, bannte die Sonnen- strahlen, und das Erdengr¸n erholte sich. Und die Wolke lieþ Regentropfen fallen, die Str–me anschwellen, verw¸stete Feld und Flur, ertr"nkte die Herden. Das Wasser prasselte auch auf einen Felsen, fiel diesen in Massen an, doch der Stein blieb und wich nicht. Da wurde die Wolke w¸tend, weil der Fels standhielt und zeterte, weil seine Macht da- hin war, und verlangte, Fels zu sein. Und der Bote gew"hrte ihm diesen Wunsch. So ward er Fels, regungslos-starr, ob Sonne schien, ob Regen fiel. Da kam ein Menschlein mit Hacke und Meiþel und schlug mit schwerem Hammer Steine aus dem Fels. Und dieser entr¸stete sich und rief: ,Wie, dieser Knirps ist m"ch- tiger als ich und raubt mir Steine?' Und wieder war die Unzufriedenheit groþ, und es kam der Wunsch aus ihm: K–nnte ich doch dieser Mensch sein, der st"rker ist als ich!' So wurde er wieder ein Steinklopfer, der in harter Arbeit Steine aus dem Gefels schlug und schwer f¸r seinen Lohn schaffte. Nun aber war er zufrieden, denn er wuþte um seinen Wert.. Japanisdces M"rchen von Multatuti Ubertragen von Josef Menter 7 t Ir 3z elr ltior
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