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Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 5 (March 10, 1951)
Kurz belichtet: Schilder bringen es an den Tag, p. [4]
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KURZ BELICHTET: SCHILDER BRINGE.N ES AN DEN TA< H–fliCh wendet sich das Schild im dun- keln Afrika an den Autofahrer: ~Bitte, erlauben Sie dem Fliegenburschen, ihr Auto auf Tse- tsefliegen zu unter- suchen. Danke- sch–n!' Jeder wird dieser freundlichen Bitte Folge leisten. Ein preuþischer Be- amter h"tte ein anderes Schild da- hin gepflanzt: äSie haben sich DaM gediegene Hotel-Restaurant ,,Ratskeller' in Br¸hl steht noch immer am alten Platz: Adolf-Hitler-Platz 22. So steht es seit Jahr und Tag auf einem Schild auf der Bahnhofs- treppe in Br¸hl bei K–ln. Die Einheimischen haben sich daran gew–hnt und schauen gar nicht mehr hin. Dem Fremden dagegen springt es sofort ins Auge. Weltvergessenes Br¸hl, f¸r dich scheinen mit dem Namen Hitler nicht allzu b–se Erinnerungen verbunden zu sein. Traurige Uberbleibsel einer äheroischen' Zeit. ~Gott mit uns' steht ¸ber dem nazisti- schen Adler. F¸r uns ist es der Gottseibeiuns, auch Teufel genannt, der noch immer Fran- kenhausens B¸rgermneisteramt verunstaltet. - w*91w In Ostberiin tanden wir dieses Schild: Der Osten braucht Uniformen. F¸r die Brieftr"ger und Straþenbahnschaffner? Aber warten wir nur ein Weilchen, dann werden bei uns auch wieder Uniformen gen"ht. F¸r Brieftr"ger? Das Studium der Ver- bots-, Reklame-, Fir- men- und Amtsschilder ist eine lohnende Be- sch"ftigung. Man er- f"hrt alles m–glichc LLviJ UICICLr 1~L die der Olfentlichkeit auf diesem Wege etwas mitteilen wollen. Verbotsschilder wie: DAS BETRETEN DER WIESE IST VERBOTEN UND WIRD STRAF- RECHTLICH VERFOLGT, lassen auf die Wachsamkeit der Wiesenbesitzer schlieþen. Man hat Verst"ndnis f¸r das Verbat, weil hauseigenen Ziegen das Wachstum des drin- gend ben–tigten Gr¸nfutters erhalten werden >nuþ. Nur der Hinweis auf strafrechtliche Verfolgung ist ¸berfl¸ssig, ist Angeberei. Man soll nicht gleich mit Kanonen auf wald- und wiesenhungrige Spazierg"nger schieþen wollen. Auþerdem fordern gerade Stra fan- drohungen die Abenteuerlust der Angespro- chenen heraus. Sie "uþert sich dann prompt in der Ubertretung des Verbotes. U n d d i e Ziege ist letztlich die Leid- tragende, weil ihr Gr¸nfutter zertrampelt wird... Es geht auch ohne Strafandrohung. Die Eng- l"nder kleiden den Wortlaut der Verbots- tafeln in so h–fliche Worte, daþ kein Mensch auf den Gedanken kommt, daþ etwas ver- boten wird. Sie wissen, daþ man mehr Erfolg hat, wenn man die Menschen bittet, statt ihnen zu drohen. Kein Gentleman wird im dunkeln Afrika unger¸hrt in seinem Ford weiterfahren, wenn ein Schild ihn auffordert: BITTE, ERLAUBEN SIE DEM FLIEGEN- BURSCHEN, IHREN WAGEN AUF TSETSE- FLIEGEN ZU UNTERSUCHEN! Unbegreif- lich f¸r uns das DANKESCHON, das auþer- den> noch auf diesem Schild zu finden ist. Es ist sozusagen ein Dank auf Vorschuþ. Eine Drohung mit strafrechtlicher Verfolgung geht jedem Engl"nder gegen den Strich. Das DANKESCHON bewirkt allein schon, daþ der Bitte Folge geleistet wird. U n d d i e Tsetseflie gen sind letzlich die Leidtragenden, weil sie ver- nichtet werden ... Reklameschilder und Amtsta feIn im Nach- kriegsdeutschland, auf denen noch immerSyrr- bole und Hinweise zu finden sind, die an die nazistische Periode erinnern, zeugen von den Schlafm¸tzigkeit der Amter und Firmen- inhaber. Man soll nicht gleich auf Bosheit schlieþen, wenn das B¸rgermeisteramt in Frankenhausen jetzt noch einen nazistischen Adler mit Hakenkreuz im Amtsschild f¸hrt. Wir k–nnen uns aber keine Vergeþlichkeit leisten zu einer Zeit, in der wir beweisen m¸ssen, daþ Deutschland mit der Politik des Abenteurers Hitler gebrochen hat. Daþ dieser Adler, der an Frankenhausens B¸rgermeister- amt prangt, das Kainszeichen Deutschlands wvar, scheinen der B¸urgermeister und seine biederen B¸rger immer noch nicht begriffen zu haben. Und die Deutschen sind l et1z tli ch d ie Leidtragenden, weil das miþtrauische Ausland gern von Fra nkenha usens Am ts- t af1el a uf g a nz D eut s chl1an d schlieþt. Foos: Archiv 04 b.V
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