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EINE IDEE MAN KANN ein Volk an seinen Plaka- ten erkennen. Denn darauf ist abzulesen, wie es sich ansprechen l"þt. Die Auftrag- geber und Plakatmaler kennen die Mentali- t"t der Massen. Die Nazis versuchten es mit Papiervorbildern ¸berstarker M"nner, die rmit Gewehren, Sammelbuchsen und Fahnen zum Einsatz f¸r Groþdeutschland werben sollten. Mit strahlenden, aber klasse- bewuþten Gesichtern drehen sowjetische Frauen im Stachanowsystem Munition. In Ruþland sieht man viele solcher strahlenden Gesichter - auf den Plakaten. Die s¸þen Pinupgirls der Amerikaner setzen im Sechs- farbendrucd Beine und Busen f¸r den gro- þeren Umsatz von Coca-Cola ein. EIN VOLK das andauernd von diesen Pla- katen suggeriert wird, glaubt sehr leicht an die wirkliche Existenz der Menschen auf dem Papier, die heroische, gl¸ddiche oder leicht- lebige Vorbilder sein sollen. Auf den Plaka- ten lassen sich die S¸chte ablesen, denen die Masse verfallen ist. Es l"þt sich der Zwang ablesen, den ein Regime ihr mit Raffinesse auferlegt. Das bedruckte Papier, an die Hauswand geklebt, in Millionenauflage an die Bauz"une und Fabriken geheftet, kann zur Revolution aufwiegeln. Mit sch–nen Bil- dern und Versprechungen kann es die Mas- sen vertr–sten, sie blind machen f¸r das eigene Elend und die Unfreiheit. EUROPŸISCH ist die Idee, f¸r die von den V–lkern geworben wird. F¸r die Hilfe unter- einander! Alle L"nder, die dem Marshallplan angeschlossen sind, beteiligen sich an dem Plakatwettbewerb. 12 000 Entw¸rfe wurden in Paris einqereicht. Ein Holl"nder, ein Schweizer und ein Italiener erhielten den ersten bis dritten Preis. Die Plakate, die wir hier abbi'ien, geh–ren nicht zu den preis- gekr–nten. Sie interessieren uns aber, weil vier Plakate aus vier Nationen einheitlich mit uen Mitteln moderner Plakatkunst ge- staltet wurden. Den Deutschen mag diese Auffassung nicht ganz liegen, weil sie noch die naturalistischen und dreisten Plakate des vorigen Regimes vor Augen haben. Das Aus- land hat sich schon l"ngst an die moderne Fl"chenaufteilung moderner Plakate gewohnt. ERZIEHEN wir uns, damit wir uns endlich befreien von dem Kitsch und dem Dilettan- tismus, der sich auf den Litfaþs"ulen breit- macht. Die vier Plakate m–gen ein Beispiel daf¸r sein, wie die moderne Kunst die Auf- gabe ¸bernommen hat, der Masse eine Bot- schaft zu ¸bermitteln. Die Botschaft vom Frieden durch intereurop"ische Zusammen- arbeit. elf. 1 ä1 . 1 . oo.p6,ion MIr *urOf*nn* Pofn n,-1 11111 A16 ,- -4 , _','.' - , - m 46-, ezI e
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