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Fotos: Archiv Straþenfahrer vor 25 Jahren. Der unvergeþliche Richdrd Husdcke wird von seinen Pflegern gewaschen und massiert. Wohl einer der gr–þten deutschen Straþen- fahrer war Erich Aberger. Ein Kerl voll ber- stender Kraft und k–rperlicher Robustheit. Er geh–rte zu der Generation deutscher Stra- þenfahrer, in der die Namen Richard und Adolf Huschke, Nagel, Wittig, Paul Kohl Klang besaþen. 1908 begann er mit 21 Jahren seine sport- liche T"tigkeit. Vorerst als Amateur. 1910 wurde er Berufsfahrer und wurde in seiner 16j"hrigen Laufbahn Sieger in fast allen klassischen Straþenrennen. 1912 siegte er im Rennen äRund um Berlin', elf Jahre sp"ter wiederholte er diesen Sieg, das war 1923; doch auch 1921 blieb er Sieger. Das Rennen ãBerlin--Leipzig--Berlin' ge- wann Aberger viermal. Und zwar 1912- -1914 dreimal hintereinander. Letztmalig siegte er 1921. Wahrlich eine klassische Leistung. Erich Aberger war ein echter Gigant der Landstraþe, der immer sein Letztes gab und mit vollem Einsatz dem Sieg zustrebte. Sel- ten gab er ein Rennen auf, und als es ein- mal bei einem Hundewetter doch geschah, ¸bte ein Reporter heftige Kritik, indem er meinte, Straþenfahrer seien keine Zucker- puppen. Vierzehn Tage sp"ter, es war im Jahre 1921, gewann Aberger zum vierten Male das Ren- nen äRund um Leipzig'. Darauf sandte er seinem Kritiker eine Postkarte mit den Worten: ,Vom Tanz der Zuckerpuppen Rund um Leipzig sendet Ihnen herzliche Gr¸þe die Oberzurcerpuppe Erich Aberger.' Erich Aberger besaþ als Urberliner eine or- dentliche Portion Humor. Manche Kostprobe davon hat es gegeben. Von seiner ungeheuren Willenskraft zeugt sein erstes Rennen als Berufsfahrer, das er als das sch–nste Rennen seines Lebens zu bezeichnen pflegte. Es war das 500 km lange Rennen Rund durch das Spreegebiet'. Das Rennen begann Sams- tag nachmittags. Es wurde w"hrend der Nacht durchgefahren bis zum anderen Tage. Aberger als Neuling ging an den Start mit einer Flasche Kaffee und einigen Schnitten Brot in der Annahme, auf den Kontrollen g"be es gen¸gend Verpflegung. Was Aberger mitgenommen, war bald verzehrt. Auf der ersten Kontrolle war Aberger mehr als entt"uscht. Ehe er die gedeckten Tische er- reichen konnte, hatten seine Mitbewerber alles radikal verzehrt oder mitgenommen. Ohne St"rkung und Vorrat jagte Aberger hinter der Spitzengruppe her. Der Hunger qu"lte ihn. Der Wille muþte der Treiber sein. Ausge- hungert und durstig landete Aberger am sp"ten Abend in Dresden. Er eilte ins Ziel- lokal, suchte und fand die K¸che, nahm sich ein St¸ck Fleisch aus irgendeinem Topf, warf Geld auf den Tisch, eilte hinaus, schrieb sich ins Kontrollbuch ein und schwang sich auf sein Rad. Da nun der Hunger etwas gestillt war, plagte ihn der Durst. Absteigen konnte Aberger nicht, seine Gegner lagen zu weit vorn. Gegen Mitternacht erreichte er Bautzen. Nur Bier stand bereit. Hastig und voller Gier trank Aberger ein Glas. Und schon ging die Fahrt weiter, ohne daþ er etwas Eþbares genossen hatte. Ungef"hr 30 km vor der Kontrolle G–rlitz ¸bermannte ihn die Schw"che. Die Beine waren schwer wie Blei, der Magen aus- geh–hlt, und er war bereit, sich mit seinem Rad irgendwo in den Straþengraben zu legen. Da begegnete ihm ein Kremser mit Men- schen, die am fr¸hen Sonntagmorgen zu einem fr–hlichen Ziele unterwegs waren. Aberger fragte die Insassen, ob sie nicht irgend etwas zu essen h"tten. Man reichte ihm eine belegte Semmel. Abergers Dank war kaum vernehmbar, denn mit vollen Backen kaute er. Abergers Beine begannen wieder zu arbei- ten, doch da - verlor er den Rest der Sem- mel. Er stieg nicht ab - er verlor immer mehr an Boden. Die Semmel blieb liegen. Aberger sammelte noch einmal seine letzten Energien, und es gelang ihm, G–rlitz zu er- reichen. Hier gab es f¸r jeden Fahrer eine Zwangspause, und Aberger fand Gelegen- heit, Hunger und Durst ausgiebig zu stillen. Ab G–rlitz ging es besser. Es bleibt nicht viel zu berichten. Aberger errang den Sieg vor den routinierten Kanonen. In seinem ersten Profirennen zeigte er, daþ er nicht aus dem Stoff war, aus dem man Zuckerpuppen formt. Sondern er bewies die Eigenschaften, die er immer wieder unter Beweis stellte: H"rte, Kraft, Energie. Nach schwerem Sturz sitzt der Fahrer zusammen- gesunken am Straþenrand, aber - nach Minuten der Mutlosigkeit wird er seine Fahrt fortsetzen. F¸r eine der schwersten Sportarten hat die Saison wieder begonnen. Die Straþen- rennfahrer tummeln sich wieder Sonntag f¸r Sonntag auf den Landstraþen. An die Fahrer auf den Straþen werden harte Anforderungen gestellt. Bei Wind und Wetter, eiskalten Regenschauern und sengender Hitze treten sie in die Pedale und durcheilen St"dte und D–rfer. Hier ist der Mann fast ganz auf sich selbst gestellt, und er muþ, will er durchhalten, das Auþerste an Kraft und Willen auf- bringen. Wer hier siegen will, der muþ hart trainieren und ein sportliches Leben f¸hren. Von unten muþ er beginnen, das Material, das er f¸r seinen Sport ben–- tigt,' muþ er sich selbst beschaffen. Das ist schwer in dieser Zeit, wo in fast allen anderen Sportarten auch die jungen Menschen schon von den Starall¸ren er- griffen sind. Aber - dem jungen und werdenden Straþenfahrer kann nicht da- mit gedient werden, da sie meist aus der "rmeren Volksschicht kommen, so m¸ssen sie ihre Rennr"der schon mit eigenem, m¸hsam erspartem Geld zu- sammenbasteln, und erst nach Jahren eisernen Fleiþes kann er mit irgend- einer Hilfe rechnen. Alle groþen deut- schen Straþenfahrer sind diesen Weg ge- gangen, und auch die des Auslandes. Die besten Straþenfahrer kommen aus Frank- reich, Italien und Belgien. In diesen L"ndern ist der Straþenrennsport ein Volkssport Sonntag f¸r Sonntag werden in diesen L"ndern Rennen gefahren. In den kleinsten St"dten und D–rfern. Welche deutscheFuþballmannschaft zieht die meisten Zuschauer? Es ist die Elf aus demKohlenpottSdxalke 04. In 12 Heim- spielen kamen ¸ber 300 000 Zuschauer, und auch in den Spielen auþerhalb ist Schalke der beste Kassenmagnet, der den Vereinen volle H"user und Kassen bringt. In Frankreich stehen sich vier Mann- schaften in der Vorschluþrunde um den franz–sischen Fuþballpokal gegen¸ber. Zwei davon sind Racing Paris und Nimes, die sich in Lyon gegen¸berstehen wer- den. 6000 Schlachtenbummler aus Nimes begleiten ihre Mannschaft. Zu diesem Zweck werden in Nimes 6000 Strohh¸te gefertigt, damit alle Mitfahrer in den gr¸nroten Farben erscheinen k–nnen. In Gelnhausen (Hessen) begab sich fol- gendes. Der dortige Sportverein, der eine gute Handballmannschaft besitzt, hatte mit einer Erbgemeinschaft einen Pachtver- trag abgeschlossen, daþ eine Wiese als Sportplatz benutzt werden konnte. Dieser Vertrag war nun am 1. April abgelaufen und wurde von der Erbgemeinschaft nicht erneuert. Kurzerhand riþ ein Mitglied der Erbgemeinschaft in der Nacht die Um- z"unung und die Tore des Spielplatzes nieder. Nun standen die Gelnhausenerohne Sportplatz da, und Ostern wollten sie gegen den Berliner Meister BSV 92 spie- len. Da erlieþ der verst"ndnisvolle Amts- richter eine Einstweilige Verf¸gung, daþ Ostern noch auf dem Platz gespielt wer- den d¸rfe und die demontierten' Sport- anlagen von der Erbgemeinsdiaft wieder- hergerichtet werden m¸þten. Die waren aber nicht so schnell bereit nachzugeben, und der Sportplatz sollte zum Acker werden. Doch die Gelnhausener Sportler waren auf der Hut und sicherten mit Nadhtwachen den Sportplatz vor der Um- wandlung in einen Kartoffelacker. "- #Alibi Akg
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