Page View
Aufwärts
Jahrgang 3, Nr. 8 (April 22, 1950)
George, Oskar
Schiffsjungen, p. 12
Page 12
9 g- *g*- * - - m - .-. b- ei - .- 1. Wir standen am Mannheimer Hafen, es war Das Pl"tschern des noch fr¸h, doch das Leben im Hafen war Wassers wird dem l"ngst erwacht. Schiffsjungen baldzur vertrauten Melodie. Barkassen flitzen vorbei, Proviantboote und Wasserboote kommen l"ngsseit und ver- sorgen die ausfahrenden Schiffe. Kleine Schlepper ziehen schwere Lastenk"hne strom- aufw"rts. Gleich soll ein Selbstfahrer nach Duisburg abfahren. Ob er uns wohl mit- nimmt? - Wir stellen uns als Gewerkschafts- kollegen vor, und schnell ist der Kontakt herg, stellt. Die Binnenschiffer sind eine sehr Blank und sauber liegt das,,Schulschiff Rhein' beiDuisburgvorAnker gut organisierte Fachgruppe innerhalb der Gewerkschaft Offentliche Dienste, Transport und Verkehr. W"hrend unserer Fahrt zu Tal, wie es in der Schiffersprache heiþt, haben wir gen¸gend Zeit, uns mit dem Schiffer, dem Bootsmann und vor allem mit den Schiffsjungen zu unterhalten. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren die Schiffsjungen nur ungelernte Arbeiter. Heute haben die meisten, dank des Einsatzes der Gewerkschaft, einen Lehrvertrag und wer- den gr¸ndlich f¸r den Beruf des Schiffers ausgebildet. Eine Lehrzeit in einem Reedeieibetrieb ist der in einem Einzelbetrieb vorzuziehen, weil der Junge hier mit den verschiedensten Schiffstypen und -gr–þen vertraut wird. Er muþ alle Arbeiten an Bord erlernen und kocht meistens auch f¸r dieMannschaft. Oft lassen die Mannschaftslogis, vor allem bei "lteren Schiffen, sehr viel zu w¸nschen ¸brig. Die Gewerkschaften bem¸hen sich, auch hier bessere Zust"nde zu schaffen. Das Spleiþen, wie man in der Schiffersprache die Technik des richtigen Aneinanderf¸gens zweier Tauenden nennt, ist gar nicht so einfach. W"hrend seiner dreij"hrigen Lehrzeit be- sucht der Schiffsjunge in jedem Jahr f¸r acht Wochen die Schifferschule. Ein Besuch in der Schifferschule Homberg bei Duisburg zeigt uns, daþ die Jungen auch eine gute theoretische Ausbildung bekom- men. Schulgeld wird nicht erhoben. Dem Schiffsjungen wird w"hrend der Schulzeit die Lehrlingsverg¸tung, im ersten Jahr 108 DM, im zweiten Jahr 132 DM, im dritten Jahr 150 DM, weiterbezahlt. F¸r Unterbrin- gung und Verpflegung zahlt er je Tag 2 DM. Das Schulschiff Rhein', das den Schiffsjungen w"hrend der acht Wochen als Quartier dient, blitzt und blinkt vor Sauber- keit. Der Schifferberuf ist schwer und das Leben an Bord nicht so romantisch, wie es in man- chen Beschreibungen zu lesen ist, und doch liebt auch der Binnenschiffer seinen Beruf genau so wie sein Kollege, der die groþen Meere bef"hrt. Text und Fotos: Oskar George Ob die Schiffsglocke nun endlich so blank ist, daþ sie weithin bis zum Ufer leuchtet? - denn sonst ist der Steuermann nicht zufrieden. Zeichnung von Martin Brandenburg auf dem Titel- blatt der Maifestschrift 1921. Die das Fleisch wegnehmen vom Tisch lehren Zufriedenheit Die, f¸r die die Gabe bestimmt Ist, verlangen Opfermut. Die Sattgefressenen spredcen zu den Hungernden von den groþen Zeiten, die kommen werden. Die das Reich in den Abgrund f¸hren, nennen das Regieren zu schwer f¸r den einfachen Mann. Bert Brecht. , - 1. a"., -: -. 1' - J i - X, , _ ; - , -'% 'i(
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright