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Aufwärts
Jahrgang 2, Nr. 11 (May 21, 1949)
Briefe an die Redaktion, pp. 15-[16]
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Page 15
mel 5Iw- * 5s Liebe Kollegen 1 Lange habe ich ¸berlegt, um eine Antwort zu finden auf den Brief des Kollegen Adolf Buþmann. Heute frage ich ihn: Ist der Toto wirklich so? Der Toto rechnet mit dem Menschen, der etwas ris- kieren will, um zu gewinnen. Dieser sitzt in jedem Menschen, daf¸r sprechen die hohen Ums"tze beim Toto, bei Preisr"tseln und bei Lotterien. Lockt es uns nicht auch selber, durch einen geringen Einsatz zu gewinnen? Der Toto reizt jede Woche wieder von neuem, wenn die hohen Gewinne bekannt werden. Da muþ man einfach mittippen, wenn man jung ist und Wagemut besitzt. Gewiþ, die Gewinne sind nicht sehr h"ufig. Der Toto schafft aber dennoch N¸tzliches. Er bringt Geld f¸r den Wiederaufbau unserer zerst–rten Sportpl"tze. Grund genug, es deshalb zu loben. Wir sind froh, wenn auf diese Weise die Sportanlagen uns wieder nutzbar gemacht werden. Ich glaube auch nicht, daþ uns der Toto von unserer Aufgabe ablenkt. Wir k"mpfen f¸r ein menschen- w¸rdiges Dasein. Der Toto kann uns nicht hiervon abbringen. Wer tippt, k"mpft auch um eine bessere Existenz, nur auf andere Weise. Er setzt eine Mark ein, um seine Existenz zu verbessern, wir setzen uns ein, um unsere Lage zu verbessern. So betrachtet, sind wir die gr–þeren Wetter. Mit gewerkschaftlichem Gruþ! Werner Mullberger. Werte Kollegen 1 Die im Aufw"rts Nr. 9 49 ver–ffentlichte Zuschrift Toto' veranlaþt mich zu nadifolgender Uberlegung: .Fuþballtoto f¸r Jugendliche verboten?' In verschiedenen Kreisen wird der Gedanke aufge- worfen, die Beteiligung am Fuþballtoto f¸r Jugendliche zu verbieten. Was hat die verantwortlichen Stellen zu diesem Schritt veranlaþt? Ohne Zweifel die Erkenntnis, daþ der Fuþballtoto der sowieso bereits erschreckend fortgeschrittenen geisti- gen Verflachung der Jugend weiteren Vorschub lei- stet. Nach den letzten Meldungen soll die Wettbeteili- gung die 2-Millionen-Grenze erreicht haben. Ungef"hre Sch"tzungen der F¸rsorgebeh–rden berich- ten, daþ mehr als 30 v. H. Jugendliche am Toto be- teiligt sind. Diese Tatsachen m¸ssen uns nachdenk- lich stimmen. Fragen wir uns einmal, was die Gedanken der heuti- gen Jugendlichen zwischen 14-18 Jahren vorwiegend beschaftigt. so steht der Fuþballtoto neben seichten Tanzveranstaltungen, wertloser Schlagermusik und an- deren nichtssagenden Dingen an erster Stelle. Nur ein verschwindend kleiner Teil der Jugend zeigt sich den Dingen gegen¸ber aufgeschlossen, an denen eigentlich gerade der junge Mensch ein brennendes Interesse haben m¸þte, weil sie f¸r die Gestaltung seiner Zukunft von Bedeutung sind. Welcher Jugendliche weiþ z. B. etwas ¸ber die Vor- g"nge im Wirtschaftsrat oder ¸ber das, was in Bonn zur Diskussion steht? Und wie sehr k–nnen die Ent- sdheidungen, die dort ohne jegliche Anteilnahme der Jugendlichen gef"llt werden, maþgebend sein f¸r die Entwicklung des Staates, in dem diese Jugendlichen sp"ter einmal leben sollen. Den Einfluþ, den die Jugend auf die Zusammenset- zung der kunftigen Parlamente einmal durch Abgabe ihrer Stimme haben wird, bel"dt sie mit einer groþen Verantwortung. Dieser Verantwortung wird der Ju- gendliche nicht gerecht, indem er ¸ber die Gewinn- dhancen im Fuþballtoto und ¸ber die Spielst"rke der einzelnen Mannschaften diskutiert, sondern dadurch, daþ er mit Interesse den Vorg"ngen in Staat und Wirtschaft folgt. Ist das Verbot des Fuþballtotos aber geeignet, die Jugend von dem einen Problem ab- und zum an- deren hinzulenken? Dar¸ber kann man geteilter Mei- nung sein. Wenn ja, sollten alle, die sich f¸r unsere Jugend verantwortlich f¸hlen, sich mit ganzer Kraft fur seine Verwirklichung einsetzen. Mit kollegialem Gruþ! Karl Hauenschild. Liebe Kollegen 1 Mit seinem Beitrag Toto' sch¸ttet Adolf Buþmann das Kind mit dem Bade aus. Gewiþ, wer alle Hoff- nungen auf einen Gewinn beim Toto setzt, der wird sicherlich bitter entt"uscht werden und nachher noch mutloser dastehen. Aber ich glaube nicht, daþ es viele Arbeiter gibt, die alle ihre Erwartungen auf einen- Gewinn in einem Gl¸cksspiel setzen. Das Geld, das durch ehrliche und anst"ndige Arbeit verdient ist, macht bestimmt mehr Freude als eine durch Zu- fall erworbene Summe, die sicherlich genau so schnell wieder zerrinnt, wie sie gewonnen wurde. Das Geld allein macht auch bestimmt nicht gl¸cklich. Ob die gutgekleideten Damen und Herren, die in weichen Sesseln vor gedeckten Tischen sitzen, so zu- frieden sind wie ein Arbeiter, der mit einem viel- leicht geringen, aber ehrlich verdienten Lohn nach Hause kommt? Aber warum sollte ein Arbeiter nicht hin und wieder beim Toto mitmachen? Die eine Mark, die er ein- setzen muþ, wird seinen Lebensstandard kaum ver- sdhledhtern. Und wenn er vielleicht einmal einen kleinen Gewinn davontr"gt, dann wird die Freude um so gr–þer sein. Ich meine, wir sollten die Schwarzweiþ-Malerei, wie sie Adolf Buþmann in seinem Brief betreibt. doch endlich lassen. Mit Parolen wie Gemeinsam mit allen Arbeitern gegen die gemeinsamen Unterdr¸cker ' werden wir kein demokratisches und vor allem kein friedliches Deutschland schaffen k–nnen. Wir sollten mehr Verstandnis f¸r alle Mitmenschen aufbringen, sei er nun Direktor oder Kumpel, Ich glaube nicht zu ¸bertreiben, wenn ich sage: sie alle haben heute ihre Sorgen. Und das eine m¸ssen wir unbedingt lernen: Duldsamkeit gegen¸ber dem anderen! Und den Toto sollten wir auch als das nehmen, was er wohl sein sollte: als eine nette Abwechslung im Einerlei des Alltages und als Spiel voll Spannung und Uberraschung - nicht als eine M–glichkeit. schnell und ohne Arbeit reich werden zu wollen. Bernd Hellinger. Liebe Kollegen 1 Ich war sehr ¸berrascht. zu lesen, daþ nun auch die Ablegung der Facharbeiterprufung Geld kostet. Meiner Ansicht nach w"re es an der Zeit, daþ sich die Jugen.aussch¸sse der h–heren Ebene einmal mit dieser Frage grunds"tzlich besch"ftigen. F¸r mich ist diese Geb¸hrenerhebung unverst"ndlich. Selbstver- standlich bin ich mir dar¸ber im klaren, daþ die Ab- legung der Facharbeiterpr¸fung Geld kostet. Warum muþ aber unbedingt der Lehrling diese Kosten tragent Ich sage nein. Den Vorschlag, den der Verfasser dieses Artikels macht, die aufzubringende Summe zu halbieren, m–chte ich ebenfalls ablehnen. Ich m–chte keinen ausgearbeiteten Vorschlag machen, sondern nur auf eine sehr wichtige Tatsache hin- weisen. Kein Lehrherr w¸rde einen Lehrling ein- stellen. wenn ihm dadurch Unkosten entstehen w¸r- den. Es trifft wohl in jedem Falle zu, daþ der Lehr- ling als billige Arbeitskraft aungesehen und gebraucht wird. Die Bestrebung nach dem Facharbeiternachwuchs steht erst an zweiter Stelle. Aus diesem Grunde muþ es f¸r uns als Gewerk- schafter klar sein, daþ der Lehrherr auch die Kosten fur die Facharbeiterprufung zu tragen hat. Der Staat sollte hier einmal scharf durchgreifen, um den jungen Menschen nicht die Freude an der Lehr- zeit zu nehmen. Es ist keine seltene Erscheinung, daþ ein junger Mensch lieber Hilfsarbeiter wird, als ein Handwerk erlernt. Durch das st"ndige Sinken des Realeinkommens muþ gerade der junge Mensch mit jedem Pfennig rechnen. Als Hilfsarbeiter hat er dann ein gr–þeres Einkommen als ein Lehrling und junger Geselle. Es kommt auch sehr h"ufig vor, daþ ein soeben ausgelernter Kollege gek¸ndigt und als jugendlicher Hilfsarbeiter wieder eingestellt wird. Bei der Durchdenkung dieser Sachlage m¸þte es jeder jungen Kollegin und jedem Kollegen klar werden, wie wichtig die Arbeit der Gewerkschaft ist. Rudolf Gehrmann. i3"cher Jack London: .Jerry, der Insulaner', Rowohlt-Verlag. Hamburg RoRoRo DM 1.-. Die Tierb¸cher Jack Londons geh–ren zu den besten, die die Weltliteratur aufzuweisen hat. Mehr als irgendein anderer Schriftsteller hat London die Psy- chologie des Tieres, besonders des Hundes. mit Liebe und Hingabe studiert und uns dann in seinen leben- dig und bewegt geschriebenen Werken ein Bild von dem Seelenleben seiner Lieblinge gezeichnet. .Jerry. der Insulaner' ist solch eine tiefempfundene Erz"hlung aus dem Leben eines kleinen irischen Ter- riers, der irgendwo im Inselreich der Salomonen zwischen Negersklaven und einigen Weiþen heran- w"chst. Er allein ist der Held des Buches, um Jerry und sein kleines Hundeleben dreht sich alles. Mit seinen Augen ist die Welt betrachtet, die in buntem und abwechslungsreichem Geschehen vorbeiflutet. Und die herzliche und ergreifende Art, in der London uns die Gedanken Jerrys in diesem wilden Treiben nahe- zubringen versteht, die zeichnet dieses Tierbuch eines wahren Freundes aller Gesch–pfe so sehr aus. Wir sp¸ren, daþ diese Bilder aus dem Dasein eines Ter- riers mit einem warmen Herzen geschrieben sind. £mery Reves: äDie Anatomie des Prtedens'. Rowohlt- Verlag, Hamburg. RoRoRo. 1.50 DM. Dies ist eins der aufsehenerregendsten B¸cher der Nachkriegszeit, geschrieben noch vor dem endg¸ltigen Ende des Krieges von einem Mann, der sein Leben in den Dienst des Friedens stellte und als hervor- ragender Journalist und Pr"sident einer Presse-Gesell- schalt Gelegenheit hatte, seit dem ersten Weltkrieg auf st"ndigen Reisen und in Interviews mit den be- deutendsten Staatsm"nnern ein Bild von den wahren Zusammenh"ngen unsers heutigen Weltgeschehens zu gewinnen. Aus diesen Erfahrungen erwuchs sein revo- lution"res Buch äDie Anatomie des Friedens'. das uns klar und eindeutig zeigt, wohin wir treiben, wenn wir nicht rechtzeitig erkennen, daþ wir alles f¸r den Frieden tun m¸ssen. - Das Echo seines Werkes war gewaltig: 27 Ausgeben in 18 Sprachen drei Jahre nach seinem Erscheinen! Von 60 amerikanischen Universit"ten wurde es zum Lehrbuch erhoben, in einem Aufruf von 700 Pers–n- lichkeiten zum bedeutendsten Buch der Gegenwart er- kl"rt und der Offentlichkeit dringend empfohlen. In drei Nummern brachte ,Reader's Digest' Ausz¸ge und schenkte diesem Buch damit erstmalig eine solche Beachtung. 50 Millionen wurden so mit seinen grund- legenden Ideen vertraut. Man bezeichnete Die Ana- tomie des Friedens' als das Buch des Jahrhunderts. oder es werde kein Jahrhundert mehr geben. Dabei ist jedoch eigentlich nichts an diesem Werk irgendwie sensationell. Es will weniger Wert auf eine geschickte und raffinierte Darstellung der Probleme legen, als vielmehr durch klare und sachliche Fest- stellungen wirken, die dann allerdings dem sorg- f"ltigen Leser besonders eindrucksvoll werden. Und das, was uns dieser erfahrene Mann zu sagen hat, geht uns alle so unmittelbar an und ber¸hrt uns alle so personlich, daþ wir seine wegweisende Botschaft nicht ungeh–rt verklingen lassen durfen. F¸r uns als die kommende Generation sind die eindringlichen Worte Emery Reves besonders inhaltsdswer. K.W. Kunz "Unser Nachwuchs". Wege der Ausbildung zum Berufsmusiker. Von Dr. Erdmann Werner B–hme. Bericht, gehalten auf dem Verbandstag des Deutschen Musikerverbandes (im DGB) in Hamburg, am 23. Sep- tember 1948. - Aachen: Verlagsanstalt Cerfontaine u. Co., 1949, 20 S.. 1,- DM - Heft 1 der Schriften- reihe "Der Berufsmusiker, herausgegeben vom Deut- schen Musikerverband (im DGB). Es ist seit dem Umbruch von 1945 viel ¸ber Schui- reform geschrieben und diskutiert worden, wobei auch die Musikausbildung die interessierenden Kreise stark beschaftigt hat. Das auf dem Verbandstag des Deut- schen Musikerverbandes gehaltene Referat ¸ber die Wege der Ausbildung zum Berufsmusiker hat nun gezeigt. daþ es daf¸r keine einheitliche Ausrichtung gibt. Das gilt vor llaem f¸r die jugendlichen Musiker, die in den letzten Jahren nicht ¸ber eine ordnungs- gemaþe Musikfachschule oder ein Konservatorium gehen konnten. Die Gefahren, die sich dabei ent- wickelt haben, sieht die Organisation der Musiker als ein ernstes Kriterium f¸r den gesamten Berufs- stand und damit f¸r die Musikkultur ¸berhaupt an. Das Referat Dr Bohmes behandelt ausf¸hrlicher diese Fragen. Es wird dadurch auch zu einer soziologischen Untersuchung und zeigt auf, wo eine Neuordnung f¸r die Sch¸ler in Ausbildung zum Berufsmusiker ansetzen muþ. Der darin enthaltene Appell an die verantwortlichen Beh–rden hat inzwischen schon dazu gef¸hrt, daþ z. B. die Kultusministerien von Nord- rhein-Westfalen und Niedersachsen sich entschlossen haben, f¸r die Musikerausbildung neue Erlasse vor- zubereiten. Die Schrift der Musikergewerkschaft ge- h–rt daher in die Hand eines jeden Musik-Erziehers und jungen Musikers, der sich noch in der Ausbildung befindet, Berichtigung: In dem Artikel des Kollegen H. J. Schorr Bekommen wir ein Jugendministerium*, der auf den Seiten 4 der Nummern 9 und 10 erschien, hat sich an mehreren Stellen das Druckfehlerteufeldnen eingeschli- chen. Wir bitten, dies zu entschuldigen und bringen nachstehend die einzelnen Berichtigungen: In Nummer 9 muþ in der rechten Spalte das Schluþ- wort der 17. Zeile von oben äzuf"llig' und nicht freiwillig' heiþen. In Nummer 10 mussen die beiden ersten Worte des 3. Absatzes vertauscht werden, also Reicht so z. B. in Bayern die... Im vorletzten Absatz muþ an Stelle des Wortes äder deutschen Be>h–rden' stehen: äder deutschen Parla- mente', und endlich muþ es in der viertletzten Reihe des letzten Absatzes heiþen. .. . . und dabei n i c h t vergessen, . . .,. Llzeuztr"ger: Hans B–ckler, Albin Karl, Franz Spltedt. Schriftleitung: Hans Treppte, K–ln, Pressehaus, Breite Straþe 70, Ruf 5 86 41. Verlagsleltung: Heinz Decker, K–ln, Pressehaus, Breite Straþe 70, Ruf 5 86 41. Verlag: Bund-Verlag GmbH., K–ln, Pressehaus, Breite Straþe 70, Ruf 5 86 41. Verþffentlicht unter Zulassung Nr. 234 der Milit"rregierung. Erscheint alle 14 Tage. Auflage 200 000. Druck. M. DuMont Schauberg, K–ln. Pressehaus. Unverlangt eingesandten Manuskripten muþ R¸ckporto beigef¸gt werden. Die Jugendzeitschrift ,"Aufw"rts- kann bei aUen Post"mtern und Jugendfunktion"ren bestellt werden. 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