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Aufwärts
Jahrgang 2, Nr. 11 (May 21, 1949)
C. H. P.
Lexikon in der Westentasche, p. 13
Aus unseren Gruppen, p. 13
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Page 13
LEXIKON IN DER WESTENTASCHE 'Ardcive haben die unangenehme Eigenschaft, sidc st"ndig zu erweitern, zum Leidwesen aller Archivare. Bis jemand auf die Idee kam, die immer umfangreicher werdenden B"nde einfach zu verkleinern. Dieser Gedanke war nicht neu, denn schon zur Zeit des deutsch- franz–sischen Krieges von 1870 t"uschten die in ihrer Stadt eingeschlossenen Pariser die deutschen Belagerer dadurch, daþ sie mit Tauben um das Dreiþigfache fotografisdc ver- kleinerte Briefe - die der Fotograf Dagron auf Glasnegative aufgenommen hatte - ¸ber die Kampflinie hinweg bef–rderten. Jede der Brieftauben konnte auf diese Art Postsen- dungen mitnehmen, die notmalerweise ganze S"dke gef¸llt h"tten. W"hrend des letzten Krieges wurde in Eng- land die Feldpost mikrogefilmt, wobei auf einem 30 Meter langen Filmstreifen mehrere tausend Briefe in der Gr–þe von sechs Qua- dratmillimeter untergebracht wurden. Die nur wenige hundert Gramm wiegenden Sendungen gingen per Flugzeug an die Fronten, und die Postverwaltung vernichtete nach Eingangs- best"tigung die Originale. V^nhP::"ntPrPriA- tigkeit aber war das Mikro-Filmverfahren in der Industrie. Man entwickelte Verviel- f"ltigungsmaschinen, die Konstruktions- zeichnungen, tech- nische Anleitungen und sonstige Unter- lagen auf schnellstem Wege und nat¸rlich vollkommen fehler- frei bis zu 3000mal reproduzierten und bis zu 300mal ver- kleinerten. Dann machten sich die Bibliotheken die neue Erfindung zu eigen. Auf der R¸ck- seite einer ¸blichen 1 Karteikarte k–nnen *V Du elLtenl geaui LKcren Der neue Roman ist Textes erfaþt werden. soeben erschienen Vorl"ufig jedoch ist die Konstruktion der zum Lesen notwendigen Projektionsapparate noch nicht einwandfrei, und bis auf weiteres werden nur die B¸cher mikrofilm-archivarisch erfaþt, die von ganz besonderem Wert sind Gewerksdmflsjugendarbeit auf dem Lande Die Gewerkschaftsjugend unseres Kreises Halle ist seit einem Jahr sehr aktiv ge- worden. Es macht wirklich Freude, derselben anzugeh–ren. In organisatorischer Beziehung ist wirkliche Aufbauarbeit geleistet worden, trotz der Schwierigkeiten, die gerade in l"nd- lichen Bezirken besonders auftreten. Der Kreisvorstand der Gewerkschaftsjugend hat in den f¸nf gr–þten Orten unseres Land- kreises besondere Jugendgruppen gebildet. Die regelm"þig stattfindenden Monatsver- sammlungen weisen einen immer st"rker werdenden Besuch auf. Wenn auch die Ver- kehrsverh"ltnisse sehr schlecht sind und die Anmarschwege bis zum Tagungslokal oft bis zu einer Stunde dauern, trotzdem werden die Zusammenk¸nfte eingehalten. Es kommt darauf an, die Versammlungen in- teressant und lehrreich zu gestalten. Vortr"ge mit sozialpolitischem, wirtschaftlichem und gewerkschaftlichem Inhalt, Vortr"ge, welche das kulturelle Gebiet behandeln, und nicht zuletzt Jugendfragen stehen zur Tagesord- nung. Kurzfilme und Denksportaufgaben -dienen der Unterhaltung. und deren unmittelbare Einsichtnahme ihrem Zustand abtr"gig w"re. Vor wenigen Jahren noch muþten die 34 Millionen Karteikarten des statistischen Amtes der USA in 1500 Stahlkassetten auf einem Raum von 630 qm abgestellt werden. Heute hat man nach mikrofilmischer Bearbeitung nur noch etwas ¸ber 5 qm hierzu notwendig. In England fotografieren die groþen Banken alle Schecks, die ihre Kasse passieren. Die Londoner Tageszeitung "Daily Telegraf" be- sitzt ein Mikrofilm-Zeitungsarchiv, in dem jeder Besucher selbst mit ein paar Hand- griffen zur Einstellung der betreffenden Num- mer, Seite und Spalte jedes Exemplar von der letzterschienenen bis zur ersten Nummer aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts ein- sehen kann. Auch die UNO wird sich dieses Verfahren zunutze machen. Bis jetzt sind f¸r den Um- zug von Tagungsort zu Tagungsort ganze Lastwagenz¸ge notwendig, um die Doku- mente, Protokolle, Ausschuþberichte und Korrespondenzen abzutransportieren. Man hat errechnet, daþ eine einzige Kiste mit einem Kubikmeter Rauminhalt gen¸gen w¸rde, um dieses Material unterzubringen. Privatleute, die gesch"ftlich mit dicken Akten- taschen zu reisen gewohnt sind, werden ihr Aktenmaterial in Zukunft in der Brieftasche mitf¸hren k–nnen. Eine kleine, besonders f¸r diesen Zweck konstruierte Augenlupe erm–g- licht ihnen jederzeit das Lesen ihrer Papiere in normaler Gr–þe. Und es ist nicht ausgeschlossen, daþ eines Tages die Reisenden in den Eisenbahnz¸gen mit solchen Lupen bewaffnet stundenlang ein einziges Blatt vor sich halten werden, dessen Lekt¸re nach vielen Stunden noch nicht abgeschlossen sein wird, da ihr Inhalt dem von vielen hundert normalen Buch- seiten entspricht. In der Westentasche wird der Wissensdurstige f¸nfundzwanzig B"n- deKonversationslexi- ka mit sich f¸hren. Unter uns gesagt, die 3uchdrucker brauchen sich deswegen noch nicht zu beunruhigen, denn es wird wahr- scheinlich noch Jahr- zehnte dauern, bis diese neuartige Erfin- dung sich allgemein durchsetzen d¸rfte. C. H.P. So schaffen wir die Bindung der jungen Mit- glieder an die Gewerkschaft und tragen zur geistigen. Ausrichtung bei. Wir jungen Gewerkschafter- sind im Kreis- jugendpflegeausschuþ und im Berufsschul- ausschuþ vertreten. Manche von uns in diesen Aussch¸ssen gegebene Anregung wurde durchgef¸hrt. Auf Veranlassung der Gewerkschaftsjugend kam es vor etwa 4 Wochen zur Gr¸ndung des Kreisjugendringes. Hier ist Gelegenheit ge- geben. gewerkschaftliches Gedankengut vor uns fernstehenden Kreisen zu vertreten. Die Laienspielschar unserer Jugend von Vers- mold hat ebenso wie die von Halle bei zahl- reichen Veranstaltungen des Deutschen Ge- werkschaftsbundes mitgewirkt. In Versmold ist eine sehr r¸hrige Tischtennis- gruppe. In Borgholzhausen ist eine Volks- tanz-, in Werther eine Gesang- und in Stein- hagen eine Musikgruppe im Aufbau begriffen. Im Laufe des Sommers sind einige Ferien- fahrten an den Rhein vorgesehen. In den letzten Wochen brachte.die Werbung f¸r den "Aufw"rts" gute Erfolge. Unser Einen Schritt weiter bedeutete die am 2. 4. 1949 in Recklinghau- sen stattgefundene Ubungsfirmenleitertagung, zu der alle Leiter der Ubungsfirmen und dar¸ber hinaus Vertreter der Ubungsfirmen erschienen waren, die augenblicklich in der Gr¸ndung begriffen sind. Daþ Vertreter der Volkshochschule und der Berufsberatung so- wohl als auch des Deutschen Verbandes f¸r das kaufm"nnische Bildungswesen erschie- nen waren, war besonders erfreulich. Im freundlichen Saal der ,Engelsburg' er–ff- nete Kollege Fromm, der Leiter der Ubungs- firmenzentrale, mit einem Uberblick ¸ber Ziel und Zweck der Ubungsfirmen sowie einem Bericht ¸ber die bisher geleistete Arbeit die Tagung. Im einzelnen stellte Kollege Fromm heraus, daþ eine gesunde Planwirtschafts- und v–l- kerverbindende Gesamtwirtschaftspolitik nur mit Hilfe eines gesund gewachsenen Kauf- mannsstandes betrieben werden kann. Weit- gehend wird unsere Weltgeltung davon ab- h"ngig sein, so f¸hrte er aus, daþ es un- serem bew"hrten Stamm K–niglicher Kauf- leute' gelingen wird, mit unseren ehemali- gen Gegnern alte Verbindungen wieder und neue Verbindungen anzukn¸pfen, ohne da- bei den Eindruck der Unterw¸rfigkeit zu er- wecken. Hierzu ist die Ubungsfirmenarbeit besonders geeignet, da in ihr der junge kaufm"nnische Nachwuchs seine in Schule und Betrieb erworbenen theoretischen und praktischen Kenntnisse voll auswerten kann. In der Gemeinschaftsarbeit mit h–chstens 10-12 Teilnehmern erh"lt er einen Uber- blick einmal ¸ber das gesamte Gesch"fts- gebaren seines Betriebes, zum anderen aber auch ¸ber den gesamten Wirtschaftsablauf. Aber nicht nur der Kaufmann ist an der Arbeit interessiert, sondern auch der Tech- niker, der ja heute aus der Wirtschaft nicht mehr fortzudenken ist. An die Ausf¸hrungen des Kollegen Fromm schloþ sich eine rege Aussprache an. Es er- gab sich, daþ zur Herstellung des wirklich- keitsnahen Wirtschaftsablaufs die Ubungs- firmenarbeit weiter ausgebaut werden muþ und in allen Wirtschaftszweigen von der Herstellung bis zum Verbrauch Ubungsfir- men gegr¸ndet werden m¸ssen. Einen breiten Raum nahm auch die Diskus- sion um die Teilnahme des Technikers in den Ubungsfirmen ein. Kollege Fromm wies hier darauf hin, daþ der Bundesvorstand be- absichtigt, eine "hnliche Gemeinschaftsinsti- tution auch f¸r den Techniker zu schaffen. Die Tagung schloþ mit einem Referat 'Der Angestellte in der Wirtschaft' von Kollege Maur, Angestelltenreferent im Bezirk Nord- rhein-Westfalen. Er wies in kritischer Form die Lage der Angestellten in der heutigen Wirtschaft auf. Was die Tagung besonders auszeichnete, waren die ernsthafte Sachlichkeit und das wirkliche Verst"ndnis der Teilnehmer. Sie bewies, daþ durch den Erfahrungsaustausch der Leiter die eigentliche Arbeit wesent- lichen Auftrieb erh"lt. Es ist zu w¸nschen, daþ die Weiterentwicklung sich in der bis- herigen Form gestalten wird. n"chstes Ziel - 300 Exemplare - hoffen wir im Mai zu erreichen. Nun wurde der Kreisvorsitzende unserer Ge- werkschaftsjugend, Heinz Tiggemann, zur Akademie der Arbeit nach Frankfurt einbe- rufen. Unsere besten W¸nsche gelten Heinz Tiggemann f¸r sein Studium. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen im Lande sollen aus diesen kurzen Angaben er- sehen, daþ es m–glich ist, auch in rein l"nd- lichen Bezirken die Jugend gewerkschaftlich zu erfassen und zur Mitarbeit heranzuholen. Waltraud Otte 13 t * 1 1~IM: 1a 1 - -.Oee l
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