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Drews, Richard; Kantorowicz, Alfred, 1899- (ed.) / Verboten and verbrannt, deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt
([1947])
Friedrich Wolf, pp. 181-182
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Paul Zech, pp. 182-183
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Seidel (fbrmlich): Hans, haltst du diese Unverschamtheit aufrecht? Mamlock (sieht ihn an): Verzeih, ich habe mich geirrt ... unterscjirelbt, unterschreibt! Seidel (in ,,gerechtem" Zorn): Du zwingst uns ja dazu! (Unterschreibt.) ,r. Hirsch (ebenso): Ste wollten es links ab.) nicht anders. (Unterschreibt, schnell Schwester: Konnen wir denn anders? (Weint und unterschreibt, schnell ab.) PAUL ZECH IS81 in Driesen '(nahe Thorn) geboren, Lyriker von starker Eigenart und Erz'ah- ler in den Banden ,,Der schwarze Baal" und ,.Das Grab der Welt", ein kundiger ttbersetzer der Gedichte des Francois Villon, ging ins Exil nach Stidamerika, wo er 1946 gestorben ist. Im Exil entstanderi u. a. neben Gedichten die Romane: ,,Kin- der von Parana", ,,Michael irrt durch Buenos Aires" und ,,Deutschland, dein Tanzer ist der Tod", dazu zahlreiche Dra- men und ein Stefan-Zweig-Gedenkbuch. Seit 1934 war er Redaktionsmitglied der in Santiago de Chile erscheinenden ,,Deut- schen Blatter". Hier als Probe seiner Lyrik das schone Gedicht ,,DIE TOTEN": Die wir verlieBen und sie schnellen Munds In Lust und sinnlos hingelebtem Tag Vergailen und nicht wissen, was zerbrach: Sie waren eirmal mitten unter uns Und standen groa3 wie Sterne auf der Wacht. Sie kamen weit udnd gehn vielleicht noch welt Und leben Jahre ohne Jahreszeit In elnem Dunkel Muhl und abgedacht. Nur Regen, der schwer an die Scheiben schldgt, Weckt ihr Gedachtnis, bis sich etwas regt, Das langsam wdchst und Wille wird und Macht. Und so wie fremde Schritte durch die Nacht Hinpoltern, fallt ein armes Wort und klingt... Ein Wort, das alle Welt zum Weinen zwingt. * Von den zahlreichen In ,der Emigration entstandenen Gedichten Zechs, die uns seln Freund, der Lyriker Kurt Erich Meurer, liebenswilrdigerweise zur Verfilgung gestellt hat, bringen wir die ,,BALLADE VON EINEM GEFANGENEN TUCAN". Wie ein Hund 1st er mit elner hanfenen. Leine An ein viel zu enges Vogelhaus gepilockt; Wo er seine FIBe hinsetzt, fhndet er nur Steine Zwischeh Dorn und Disteln hingebrockt. Er, dem in den dunklen Waldern der Unendlichkeit Nie ein Wipfel hoch genug war, um darin zu nisten, MuB in dieser grauen Weltverlorenheit, Einer Kinderlaune willan, solch ein Leben fristen,
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