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Germany (West). Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen. / Polit-Kunst in der Sowjetischen Besatzungszone; "III. Deutsche Kunstausstellung 1953" Dresden.
(1953)
"Sozialistischer Realismus" -- "Ideologische Klärung", pp. 15-38
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,,... Aber die Individualisierung, dieses Erfassen der nationalen Eigen- heiten ist bei der Mehrzahl der ausgestellten Gruppenkompositionen noch wenig ausgeprigt. Viele Kuinstler schematisieren die Menschen, stellen sie flach, oberflUchlich, schablonenhaft dar... Zu dem Bild von Walter D6tsch und Bernhard Franke (Bitterfeld) ,Lernaktiv der Bai-Union VEB Bitterfeld' bemerkte ein Arbeiter in einer Diskussion: ,Die lachen alle zu- viel'... Damit brachten diese werktatigen Menschen zum Ausdruck, daI3 ihnen die Gefiihlsarmut, der Schematismus in der Gestaltung des Menschen- antlitzes millfallen. Mit diesem Mangel hingt aufs engste zusammen, daJ3 sich die wenigsten Kiinstler bemiuhen, das menschliche Auge schon zu ge- stalten... Ein besonders stark in die Augen springender Mangel vieler Werke ist die Tatsache, daB die Kiinstler noch nicht die Vollendung als eine grundlegende kiunstlerische Aufgabe erkannt haben, ihre Werke vielmehr als Halbfabrikate, unausgefeilt, ungeglattet, ungeschliffen der Offentlich- keit iibergeben ... Sehr viele Kiinstler haben die eigentliche Funktion der Farbe in der bildenden Kunst noch nicht in ihrer ganzen Tiefe erfaBt. Manche Kuinstler verniedlichen die Farbe zu siiBlichen Bonbonmosaiks . . ,,Neues Deutschland" (SED), Ostberlin, 20. 3.1953. ,,Bei einigen vom Thema her sehr interessanten Werken ist es so, daB das handwerkliche Konnen mit dem Wollen nicht Schritt gehalten hat. Die Gestalten sind flau gezeichnet, keine Menschen, sondern mit Kleidern behangte Gliederpuppen ohne eigene Bewegung. Die BildflUichen sind ungiunstig aufgeteilt, die Farben nicht immer glicklich gewahlt." ,,Die Frau von Heute" (Zeitschrift des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands), Ostberlin, 27. 3. 1953. ,,Die hauptsaichliche Schwaiche in der Ausstellung ist die Diskrepanz zwischen Inhalt und Form, zwischen Wollen und Konnen, die bei vielen Werken anzutreffen ist. Wir duirfen nicht abweichen von dem Grund- gesetz, daB ein Kunstwerk die Einheit von Inhalt und Form verlangt. Ja, daB erst durch diese Identitat die tiefe Wahrheit und die eindring- liche Wirkung eines Kunstwerkes entsteht. Das heiBt aber auch, dal3 einem Bild, sei es in der Thematik noch so vorwairtsweisend, die letzte Aussagekraft versagt bleibt, wenn es nicht die seinem Inhalt einzig gemal~e kiinstlerische Form besitzt. Viele unserer Genrebilder leiden an diesem Zwiespalt. Sie wirken interessant und illustrativ - wo sie aus- sagen, iiberzeugen und ergreifen sollen. Ein wichtiger Grund fur dieses kiinstlerische Versagen liegt in der unzureichenden Beherrschung der technischen Mittel. Unsere Kiinstler miissen wieder solide zeidinen ler- nen, Naturstudien treiben, die Gesetze der Perspektive beriicksichtigen, den menschlichen Korper beobachten, die Gesichter der Menschen in 32
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