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Beier-Red, Alfred, 1902- / Mit dem politischen Pinsel
(1953)
Brockdorff, Cay
Vorwort, pp. 5-8
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rische Tätigkeit wuchsen immer mehr zu einer Einheit zusammen. Beier-Red widmete sich der Herausgabe und Schaffung illegaler Betriebszeitungen, er wurde zum schlagkräftigen Agitator. So war er an der Gestaltung einer ganzen Reihe von Betriebs- zeitungen, wie die der Firma Leiser, der Fabrik Lange und Gutzeit, der Zeitung "Roter Eisenbahner" (Betrieb Eisenbahn- werkstätten) und der "Roten Osram Birne" (Betrieb Osram) maß- geblich beteiligt. Gesellschaftliches Wirken ohne Pause, Agitation und Kampfdemonstrationen bedeuteten die Grundlage des Schaffens dieser Jahre. Von 1927 bis 1930 währte das Studium an der Kunstgewerbeschule in der Andreasstraße. Der Künstler war 1927 Mitbegründer der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands, und 1928 wurde er als Delegierter zum Kongreß der Assoziation der Künstler des revolutionären Ruß- land nach Moskau gesandt. In diesen Jahren schuf er kämpfe- rische Grafiken für die "Rote Fahne", den "Roten Pfeffer" und die "Prawda". 1931 folgte erstmalig eine Ausstellung seiner Ar- beiten im Hause des "Grafischen Blocks" in der Enckestraße in Berlin. Als 1933 die deutschen Imperialisten unter Duldung der rechten SPD-Führer die Hitlerfaschisten zu den ausführenden Organen ihrer Politik der Unterdrückung der Arbeiterklasse und des Krieges machten, war auch Beier-Red die Möglichkeit publi- zistischen Wirkens in der Tagespresse genommen. Erst die Befreiung eines Teiles Deutschlands durch die Sowjetvölker und ihre große ruhmreiche Armee bot Beier-Red erneut Grundlagen, wieder mit Stift und Pinsel politisch wirksam zu werden. Aufs neue gewann sein Name einen guten Klang. Sein Schaffen wurde zur scharfen Waffe für das Lager des Friedens und des Fortschritts. Bereits einige der in diesem Band reproduzierten Arbeiten aus den dreißiger Jahren beweisen das ernste Studium des Künstlers an der Wirklichkeit und der Weiterführung des realistischen grafischen Erbes. Beier-Red lernte aus den Erfahrungen und den Werken der sowjetischen Künstler. In diesen Jahren begannen sich die Prinzipien der sozialistisch-realistischerrSchaffensmethode klar herauszubilden. Sowjetische Künstler, Kunstwissenschaftler und Kulturpolitiker schufen gemeinsam ihr theoretisches und praktisches Fundament. Stärksten Anteil daran hatte die geniale Erkenntniskraft J.W.Stalins, der im Jahre 1934 in einem Ge- spräch mit sowjetischen Schriftstellern Klarheit über die Grund- sätze und die Bedeutung des sozialistischen Realismus schaffte. Die eingangs dargelegten Prinzipien des Realismus gelten als Grundlage auch für die künstlerische Gestaltung in der Periode des Sozialismus. Was jedoch ihr Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber den realistischen Methoden der Vergangenheit aus- macht, ist die Tatsache, daß sie eine s o z i a I i s t i s c h e Methode ist. Das bedeutet, diese Methode dient der Befestigung der sozia- listischen Basis oder aber - in den noch unterdrückten und aus- gebeuteten, den kapitalistischen Ländern - der unabweisbar kommenden Revolution und damit der Gründung der sozialisti- schen Gesellschaft. Wollen die Künstler die Wirklichkeit unserer Tage wahrheitsgetreu widerspiegeln, bedürfen sie des richtigen weltanschaulichen Ausgangspunktes. Wollen sie der Aufgabe der Erziehung und Umformung der Menschen im Geiste des Sozialis- mus gerecht werden, sehen sie sich auch in den kapitalistischen Ländern vor die Erkenntnis gestellt, sich der wissenschaftlichen Weltanschauung, des dialektischen Materialismus zu bedienen. Auf der höheren Ebene der gesellschaftlichen Entwicklung un- serer Tage genügt es nicht mehr, daß der Künstler von der Intuition her und spontan gestaltet. Das Wesen des sozialisti- schen Realismus besteht im Gegensatz hierzu im Bewußtwerden und Bewußtmachen der Ursachen der Erscheinungen. Der Künst- ler, der sich der Methode des sozialistischen Realismus bedient, muß notwendigerweise mit der Kenntnis der Bewegungsgesetze der Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens ausgerüstet sein. 6
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