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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
1. Westdeutschlands Position in der strategischen Planung der USA, pp. 123-134
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Bewegungskrieg von viel schnelleren und gewaltigeren AusmaBen als der letzte Krieg beginnen wird. Sie betrachten als das geeignete Gelande hierfur die grol3e nordeuropiische Ebene, die sich von der westlichen Verteidigungslinie langs des Rheins bis zur traditionellen russischen Verteidigungslinie langs des Dnjepr und den nordwarts flieBenden Flussen erstreckt. Der Schlissel zum Siege besteht darin, so wuchtig und weit vorzustoBen, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu werfen, seine Verbindungslinien zu zerstbren und die Kontrolle fiber diesen riesi- gen, neuen ,,Kampfplatz von Europa" zu tragen. Um diesen Schlag durchzufiuhren, braucht man nach Ansicht der Experten eine Panzerarmee von 30 aufs beste aus- gerusteten und ausgebildeten Divisionen. Am Tage wurde sie vorwartssturmen, unterstiitzt und versorgt durch die Luftflotte, mit dem Ziel, Berlin, Szczecin und Warschau in drei Tagen zu erreichen. Dieser Darstellung von ,Newsweek' ist eine Karte beigefuigt, die diesen wahrhaft ,einfachen' Plan veranschaulichen soll. Etwa um die gleiche Zeit, am 18. April 1950, hielt Mr. Cannon als Vorsitzender des Finanzausschusses im Repraisentantenhaus in Washington eine kriegshetzerische Rede, deren strategischer Teil auffallend mit den Planen der deutschen *Blitzkrieg- strategen" uibereinstimmt. Mr. Cannon fuhrt u. a. aus: ,,Wir mussen Moskau und die anderen Stadte RuBlands bereits in der ersten Woche, welche dem Anfang des Konflikts folgt, mit Flugzeugen schlagen, die ihre Basen auf dem Kontinent haben. Dank dem Atlantikpakt besitzen wir diese Basen. Alles, was wir jetzt benotigen, sind genugend Flugzeuge, um die Bomben zu transportieren und um die Soldaten der anderen Nationen aufzuriisten, die ihre Jungens in den Tod schicken sbllen, damit wir nicht die unseren schicken miussen. Die Atombombe erlaubt den Vereinigten Staaten, so zu handeln... Der nachste Krieg muB in den ersten drei Wochen gewonnen werden. Wahrend dieser Zeit missen wir alle militarischen Zentren RuBlands pulverisieren. Leiser Zweifel eines deutschen Reisgaingers Erster Tag Berlin, zweiter Szczecin, dritter Warschau - und der Gegner ist aus dem Gleichgewicht geworfen. Da haben wir die Neuauflage der deutschen ,Blitzkrieg- strategies. Vorausgesetzt es ginge nach dem ,,Plan', dann ist immerhin das ,Aus- dem-Gleichgewicht-Werfen des Gegners noch nicht dessen Niederlage. Darauf er- laubt sich ein deutscher Reisganger der ,,Europaarmee' aufmerksam zu machen. Da saB in Wurzburg der ehemalige Generalleutnant der einstigen Naziwehr- macht, Mahlmann; er war mit der Fuihrung eines Organisationsstabes betraut, der deutsche Einheiten fur die europaische Wehrmacht aufstellt. (So versicherte Mahlmann in einem Brief vom 27. September 1950 an Pastor Niem6ller.) In einelf Brief, von dem die Deutsche Presse-Agentur (DPA) am 5. Dezember 1950 Kenntnis gibt, warnt dieser Mahlmann den amerikanischen Hochkommissar McCloy vor der ,,Bagatellisierung der Bedrohung aus dem Osten'. Er habe aus der Presse ersehen, daB der General a. D. Geyr von Schweppenburg in einem Schreiben McCloy den Rat gegeben habe, von einer Uberschdtzung der russischen Gefahr Abstand Zl nehmen. Schweppenburg habe die Erfolge eines deutschen Korps der Armee Guderian im Jahre 1941 von Brest-Litowsk bis Moskau als Begriindung angefiuhrt.
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