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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
2. Der deutsche Imperialismus ersteht erneut, pp. 67-77
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Deutsche Kohlenbergbauleitung. Beinahe konnte man den englischen Erklarungen Glauben schenken, daB die Westmachte dabei waren, mit den Potsdamer Beschluis. sen ernst zu machen. Noch am 1. August 1947 schrieb die Londoner ,,Times": ,Es gibt an der Ruhr keine Wahl zwischen privatem und 6ffentlichem Besitz; die privaten Eigentumer an der Ruhr sind Thyssen, Stinnes sowie die ubrigen Grolfindustriellen, die ihren Reichtum und ihren EinfluB zur Unterstuitzung Hitlers einsetzten. Kein denkbarer Anreiz konnte die Arbeiter der Ruhr be- wegen, mehr zu leisten, wenn sie glauben mtiluten, daB ihre alten Herren wie- der zuriickkamen." Wenn man allerdings naher hinsah, so entpuppte sich die ,,Entflechtung" von Anfang an als ein leerer Bluff. An die Spitze der Treuhandverwaltung der Eisen- und Stahl- industrie wurde Herr Heinrich Dinkelbach berufen, der langjahrige Finanzdirektor des entscheidenden Trusts der deutschen Schwerindustrie, der Vereinigten Stahl- werke AG. Er war der naturliche ,,Treuhander" der Trustherren der Ruhr, aber nie- mals des deutschen Volkes. An der Spitze der ,,Deutschen Kohlenbergbauleitung" stand - und steht noch heute - Generaldirektor und Bergassessor a. D. Heinrich Kost, der Vorsitzende des Vereins der Bergwerke, das Mitglied des Rheinisch-' Westfalischen Kohlensyndikats und Vorstand und Aufsichtsrat eines halben Dut- zend anderer fiuhrender Unternehmungen. Wahrlich ebenfalls ein wurdiger Ver- treter des deutschen Finanzkapitals. Und wahrend der englische Militargouverneur Sir Brian Robertson - ubrigens selbst GroBindustrieller und Direktor der Dunlop- Werke - noch am 7. April 1948 vor dem Landtag von Nordrhein-Westfalen erklarte: ,,Ich kann Ihnen die in der Vergangenheit gegebene Versicherung wieder- holen, daB die britische Regierung es nicht zulassen wird, daB die deutsche Industrie an ihre friuheren Besitzer zuriickgeht" und sich damit scheinheilig an die Werktatigen Westdeutschlands wandte, die die Enteignung der Kriegsverbrecher-Trusts erwarteten, konnte Herr Heinrich Dinkel- bach, der sich zur selben Zeit an die deutschen Konzernherren wandte, viel offener und deutlicher sprechen, als er im Nordwestdeutschen Rundfunk sagte: ,,Wenn ich in der glicklichen Lage wfre, Besitzer eines Aktienpaketes, sagen wir der Klockner-Werke oder der Vereinigten Stahlwerke, zu sein, dann brauchte ich mich nicht in meinem Recht gekrankt fuhlen, sondern k6nnte in dieser oder jener Form eine ausreichende Entschadigung oder eine entspre- chende Anteilnahme an dem ferneren Verlauf der Dinge erwarten." Der britische GroBindustrielle in Generalsuniform hat sein Wort gebrochen, der deutsche Konzernherr aber hat seines prompt eingehalten. In den Fallen, in denen die deutsche Bev6lkerung die Versprechungen der west- lichen Besatzungsmachte uber die wirtschaftliche Entmachtung der reaktionaren Schwerindustriellen, Bankiers usw. ernst nahm und versuchte, sie zu verwirklichen, griffen die westlichen Besatzungsmachte unmittelbar zum Schutz jhrer deutschen Freunde, der deutschen Imperialisten, der Monopolherren, Bankiers und Junker ein. 70
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