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Aufwärts
Jahrgang 19, Nr. 4 (April 15, 1966)
Wange, Willy B.
Kleine Geschichten vom großen Sport, p. [24]
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Fünf Jahre nach seinem sensatione len Olympiasieg holte sich Geor Thoma in Oslo den Weltmeistertit, in der Nordischen Kombination. Thi ma, der Mitglied der Deutschen Pos Gewerkschaft ist, hat sich nach dii sem Triumph vom großen Wettkamp sport zurückgezogen. Mit Franz i<e ler aus Nesselwang, der Vizewel meister wurde, hat er seinen Nacl folger gefunden. ~Georg war mei Vorbild", sagte der junge Kel, (rechts). Ein Vorbild war und il Thoma für viele. Auch als Olympii sieger und Weltmeister blieb er ei bescheidener Mensch, dem aller Sta rummel ein Greuel ist. Foto: Horst Müller Kleine Geschichten vom großen Sport ie zwei einzigen Weltrekordler, die Deutschlands Leichtathleten noch in olympischen Wettbewerben stellen, sind innerhalb weniger Wochen in den Hafen I der Ehe eingelaufen. Den Anfang machte Hürden-Weltrekordler Martin Lauer, der in Nürnberg die Direktorentochter Chri- sta Spellge zum Standesamt führte. Es folgte ihm Armin Hary, der <schnellste Mensch der Welt". Er angelte sich sogar mit Christina Bagusat eine Millionärs- tochter. Sein Schwager ist Thomas Ba- gusat, einer der besten deutschen Spring- reiter. Übrigens lernten beide Welt- rekordler ihre Bräute am, bzw. auf dem Starnberger See kennen. Armin Hary in einem Hotel, Martin Lauer im Segelboot. Eishockey ist ein harter Sport. Es sieht allerdings zumeist gefährlicher aus, als es wirklich ist. Die Schutzkleidung der Spieler verhindert manch böse Verlet- zung. Fast scheint es, als lebten nicht die Spieler, sondern die Schiedsrichter die- ser Sportart am gefährlichsten. Bei der Weltmeisterschaft in Jugoslawien kam der deutsche Schiedsrichter Keller mit einer dicken Beule am Kopf und mit einem dunkelblauen <Veilchen" am Auge zum Bankett. Er war dabei noch weit bes- ser dran, als der tschechoslowakische Schiedsrichter Cerny, der bei dem Spiel Schweiz gegen Deutschland mit einem gebrochenem Schlüsselbein ins Kran- kenhaus gebracht wurde. Zwei Gegner waren an der Bande zusammengeprallt, und Cerny geriet unglücklicherweise als Prellbock dazwischen. Aus so manchem Sportstar wurde schon ein Filmstar. Jetzt unternimmt auch der Olympiadritte im Hammerwerfen, Uwe Beyer, den Sprung vom grünen Rasen auf die weiße Leinwand. Er soll bei der Neuverfilmung der Siegfriedsage den Recken Siegfried spielen. Da er in dieser Rolle auch Speerwerfen und Steinstoßen muß, könnte ihm das seine Amateur- eigenschaft kosten. Beyer ist Optimist. ~ich bin in dieser Szene nicht zu sehen, da ich dabei bekanntlich durch Alberichs Tarnkappe unsichtbar gemacht bin." Ob IOC-Präsident Avery Brundage aber an das Märchen von Alberich glaubt? Immer wieder werden Fußball-Trainer als <Erfolgs-Trainer" bezeichnet. Aber mit erstaunlicher Regelmäßigkeit werden sie früher oder später entzaubert. Als Helmut Schneider Borussia Dortmund zweimal mit gleicher Mannschaft zur Deutschen Meisterschaft führte, strahlte sein Ruhm. Als er den 1. FC Saarbrücken und den Karlsruher SC zum Abstieg aus der Bundesliga führte, war sein Nimbus dahin. Benfica Lissabon verlor das Finale um den Europa-Cup 1964 gegen Inter Mailand. Die Portugiesen holten sich <Wunder-Trainer" Bela Guttmann, der sie schon zweimal zum Sieg im Europa- Cup geführt hatte. Innerhalb einer Viertel- stunde zerbrach Belas Fußballruhm, den er sich in vier Jahrzehnten erworben hatte. Vor eigenem Publikum im Stadion da Luz verlor Benfica 1:5 gegen Man- chester United. Die unterschiedlichsten Kräfte können Antrieb für große sportliche Leistungen sein. Als vor Jahren Horst Rascher ganz überraschend Europameister im Ama- teurboxen wurde, erfuhr man, daß er es eines Tages leid gewesen war, immer von den anderen Jungen auf der Straße ver- prügelt zu werden. Jetzt wurde eine junge Dame namens Karin Keßler Deutsche Hallenmeisterin im 800-m-Lauf. Sie schlug dabei keine Geringere als die Olympia- fünfte Antje Gleichfeld. Karin wurde Mei- sterin aus Trotz. Sie wollte es ihrem Ehe- mann ~zeigen". Karin war vor Jahren Deutsche Jugendmeisterin im Weit- sprung. Ehemann Keßler frozzelte: <Du springst keine 5 Meter mehr." Sie be- gann mit dem Training, entdeckte ihr Talent für die 800 m - und wurde Deut- sche Meisterin ... Zweimal begründeten Spieler des kleinen Amateurligavereins Düren 99 eine Blüte- zeit für den 1. FC Köln. Einst war es Georg Stollenwerk, der einer der großen Stützen der Kölner wurde. Dann kam ein junger Mann namens Karlheinz Schnellinger aus Düren nach Köln und führte die Geiß- böcke zu großen Erfolgen. Gerade jetzt, wo es bei den Kölnern nicht mehr recht klappt, entdeckte Trainer Georg Knöpfle einen jungen Dürener Stürmer. Ein ge- wisser Thelen schoß gegen die Ama- teure des 1. FC Köln drei Bilderbuchtore. Prompt tauchte Knöpfle in Düren al ~Spion" auf. Aber Thelen war diesmi Durchschnitt. Man flüsterte, sein Verei habe ihn zur ~Mäßigung" geraten. 1 Düren soll man keine Lust verspüren, ei drittes Mal <Blutspender" für die KölnE zu spielen. Willy B. Wange L 0 /-%
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