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Aufwärts
Jahrgang 19, Nr. 4 (April 15, 1966)
Willi
Wenn die Neuen kommen..., pp. 12 and 13-[15]
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Foto: Feddersen Wenn die Neuen kommen... Und gerade in dieser Hinsicht kam nun doch so manches ganz anders, als wir uns das so schön ausgemalt hatten. Denn immer, wenn es darum ging, die Neuen mal so richtig ,reinzutauchen", dann betraf das auch Heidi. Ach so, ich hatte ja ganz vergessen, ihren Namen zu erwähnen. Nun wißt ihr ihn also. Kurzum, wann immer wir die fälligen Anweisun- gen erteilen wollten, dann mußten wir sie auch an Heidi erteilen. Und gerade das war uns dann, ehrlich gestanden, doch ein wenig peinlich. Denn wie jedermann weiß, sind es nicht gerade die feinsten ~Spezialaufgaben", die von den Stiften erledigt werden müssen. Das dürfte wohl überall das gleiche sein, weshalb ich es mir verkneifen kann, Einzelheiten darüber zu schildern. Fest steht, daß es wohl immer und überall sogenannte Drecks- arbeiten gibt - wir sagten Bonbons dazu -, und ebenso sicher ist, daß diese Bon- bons an die Lehrlinge verteilt werden. Wobei die jüngsten natürlich immer ein bißchen bevorzugt bedient werden, das versteht sich von selbst! Soweit wäre auch alles klar gewesen, wenn-ja, wenn Heidi eben kein Mädchen, sondern ein Junge gewesen wäre. Was also tun? Na, einfachste Sache der Welt, da müssen eben die beiden andern um so kräftiger ran. Aber auch hier hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, besser gesagt, ohne Heidi. Denn was wir auch immer ihren beiden Kollegen an Spezialaufgaben aufbürdeten, Heidi aber packte unaufgefordert mit an. Gleich- gültig, ob es besonders stupide oder schmutzige Arbeiten waren, ob es wäh- rend oder nach der Arbeitszeit war - Heidi half unverdrossen mit Einmal, als es hieß, die öligen Maschinenteile abzu- waschen und neu einzufetten, da hat sie einer der Gesellen sogar angesprochen und gemeint, daß sie da nicht mitmachen müßte. Aber sie lachte nur und hat ge- lassen weitergeholfen. Mit dem Erfolg, daß ihre beiden Mitstifte sie von Stund an ins Herz geschlossen hatten. Genau genommen hielten die drei von Anfan an zusammen wie Pech und Schwefe und jetzt war es auch dem letzten in de Abteilung klargeworden, daß die Klein ein feiner Kamerad ist. Und siehe dE plötzlich hatte keiner mehr so recht Lus zum Kommandieren und Angeben, und so nach und nach hörte das gegen seitige Schikanieren unter den Lehr lingen ganz auf. Wenn's auch nicht jeder leichtgefallen ist, das gebe ich gerne zt Und das ist's, was ich vorhin als weiter( ungeahnte Veränderung gemeint habe Ja, und damit wäre diese kleine Ge schichte eigentlich auch schon zu Enie Zugegeben, es ist keine aufregend Story, bescheiden und ohne große Knil ler. Dafür hat sie den Vorteil, daß .J wahr ist. Was denn daran so besonder interessant wäre? Nichts weiter, als d.al sich so etwas Ähnliches immer wiede mal zutragen wird. Gerade jetzt, in diese Tagen und Wochen, wenn im ganze
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