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Aufwärts
Jahrgang 15, Nr. 12 (December 15, 1962)
Böll, Heinrich
Eine Weihnachtskiste für Kop, pp. 6-7
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in - viele -.< srin die Kiste ii blite di trß hinuntr Al Laow zu Kop trt lud p geeeeinen Ofeschirm ab, au de golene Blumen d eine Chinesn zu sehen waren. :h sol dir ausrcte" sat Lanow, <daß für dic eine ;te angkomen ist. De Benge, der immer am Bahnhof rumatrunt wird si dir brngen." p blct seufze-nd auf un sat les: <Auch du, auch du t mir davon an." 1 eso auch ih", sat Lasno, ,ich komme geradenwege r uct sic ängstlich; er war eleant er trug eine saubere e PelzmÜtze, hatt immer einen Stock in der Hand, mit er im Gee Kerbe In den Boe sclug, und als einzige rnerung an sen besee Tag hat er die lässige Hai- 1 seine Zigaet im Mund, eier Zigarette, die fast nie ante wei er setn Geld für Tabak hatte. Vor siebenund- ,nzig Jahren, als Lasow al Deserteur ins Dorf zurück- <ta und di Kunde von der Revlution brachte, war Kop h nrich geee, Bahnhofskomadnt, und als Lasnow an rSpitze des Soldatenrates in den Bahnhof gekommen war, SKop zu verhaften, war diee bereit geeen, sich eine penb.ewegung, die Halung sener Zigarette, ein Leben ten zu lassen; jeenfalls blickten sie alle auf seinen Mund- rKel, und er war gefaßt darauf, daß sie ihn erschießen wür- aber er nahm die Zigaret nicht aus dem Mund, als Las- ,Sauf ihn zukam. Doh Lasnow hatte ihn nur geohrfeigt, die a rette war ihm aus dem Mund gefllen, und ohne sie sah er wie ein Junge, dr sein Schuipenum vergessen hat. Sie 'en ihn in Friedn gelase, er war erst Lehrer gewsen, n Hädle, aber Immer noch, wenn er Lasnow trat, hatte er gst, der würde ihm die Zigaet aus dem Mund shlagen. lob ängstlch den Kopf, rückt den Ofenschirm zurecht und Bte: <Na, wenn du wüßtest, wie oft Ih es schon gehört en Ofenschirm', sagte eine Frau, <wenn man nur Wärme ug häItte, um mich durch einen Ofenschirm dagegen zu utzen." Kop blickte sie veräctlih an: <Für Schönheit hab eben keinen Sinn." in", sagte die Frau lachend, <shön bin ich selbst, und au, wieviel hübsche Kinder Ich habe." Sie fuhr den vier dern, die um sie herumstanden, schnell über die Köpfe. braucht man .. .< Sie blickte erschrocken ihren Kindern h' die plötzlich davonrannten, auf den Bahnhof zu, den eren Kindern nach, dem Jungen entgegen, der Kops Kiste der Karre ds Stationechefs brachte. «Leute liefen von ihren Ständen weg, die Kinder sprngen Karussell. in Gott", sagte Kop leise zu Lasnow, der allein bei ihm engeblieben war, <fast wünschte ich, die Kiste wäre nicht o.mmen. Die werden mich zerreißen." eil3t du nicht, was drin ist?" ine Ahnung", sagte Kop, <ich weiß nur, daß es aus Blech Smuß." .s Blech kann man vielerlei machen - Konservendosen. eizeug, Löffel." usiktrommeln - zum Drehen." - ach Gott." Lasnow zusammen haif Kop dem Jungen die Kiste von der re zu heben; die Kiste war weiß, aus frischen glatten Bret- tund sie war fast so hoch wie der Tisch, auf dem Kop ne rostigen NäAge, Schürhaken, Scheren ausgebreitet le. ewurden still, als KOp ein altes Schüreisen unter den Ki- ndecke schob, es langsm anhob; man konnte das zarte rschen der Nägel hören. Lasnow wunderte sich' wo die Jte plötzlich alle hergekommen sein mochten; er erchrk, der Junge plötzlich sagte: ,ich kann euch sgen, was 1 ist" mand fragte, alle blickten ihn gespannt an, und der Junge kte schweigend in die gespannten Gesichter; Schweiß ch ihm aus, Und er sagte leise: <Nihts - nicht ist drin." tte er es einen Augenblick früher gesagt, sie hätten sih vor Acuschung auf ihn gestürzt und ihn verprügelt, aber jetzt te Kop den Dece gerade abgenommen und wühite mit ian Hälnden in Holzwolle, hob eine ganze Schicht Holzwolle noc eine, zusammengeknülltes Papier - dann hielt er zwei ide voll mit den Dingern hoch, die er in der Mitte dr Kiste unden hatte. <Pinzetten 1 rief eine Frau, aber es waren 5e. in", sate die Frau, die sich selbst al schn bezeihnet te, <nein, das sind... es is es den?" sagte ein kleiner Junge. Ickeznen sind es", sagte der Kruselibesitzer mit trk- Plngern anzuassen, was'r" < Ich hatte eine Großmutter", sat Lasnow' <die packte den Zucker immer mit den Fingern an - aber das war auch Sne schmutzige Bauerntrne." <ich glaube, ich würde es auch übers Herz bringen, das zu tun." .,Du bist ja auch immer ein Schwein gewesen, Zucker mit den Fingern anfassen. Ne." <Man kann", sagte Lasnow, ,STomaten damit aus dem Glas angeln." <Wenn man welhe hat", sagte die Frau, die sich als schön .bezeichnet hatte. Lasnow blickte sie aufmerkam an. Sie war wirklich schön, hatte kräftiges blondes Haar, eine gerade Nase und dunkle schöne Augen. <Man kann", sagte Lasnow, <auch Gurken damit anfassen." <Wenn man welche hat", sagte die Frau. <Man kann sich damit in den Hintern kneifen." ,,Wenn man noch einen hat", sagte die Frau kl ihr Gesiht wurde immer böser und schöner. <Kohlen kann man damit anfassen." < Wenn man welche hat." ,SMan kann sie als Zigarettenspitze benutzen." <Wenn man was zu rauchen hat." immer wenn Lasnow sprach, blickten alle zu ihm hin, und so- bald er fertig war, wandten sih die Leute der Frau zu, und je sinnloser in diesem Zwiegespräch die Zuckerzangen wurden, um so leerer und armseliger wurden die Gesichter der Kinder, der Eltern. Ich muß sie nur zum Lachen bringen, dachte Las- now, ich hatte gefürchtet, es würden Zahnbürten drin sein, aber Zuckerzangen sind wirklich noch schlimmer. Er wurde rot unter dem triumphierenden Blick der Frau und sagte lauf: <Man kann damit gekochten Fisch zerlegen." <Wenn man welchen hat"', sagte die Frau. <Die Kinder können damit spielen", sagte Lasnow leise. <Wenn man .. .<, setzte die Frau an, dann lachte sie plötzlich laut, und alle lachten mit, denn Kinder hatten sie alle genug. <Komm her", sagte Lasnow zu Kop, ,gib mir drei, was kosten sie?" < Zwölf", sagte Kop. ,,Zwölf", sagte Lasnow und warf das Geld auf Kops Tisch, <das ist ja geschenkt." <Es ist wirklich nicht teuer", sagte Kop shüchtern. Zehn Minuten später liefen alle Kinder auf dem Markt mit sil- bern blitzenden Zuckerzangen umher, sie saßen auf dem Karussell, kniffen sich damit in die Nasen, fuchtelten vor den Erwachsenen damit herum. Auch der Junge, der die Kiste gebracht hatte, hatte eine ge- schenkt bekommen. Er saß auf der Steintreppe vor dem Bahn;- hof und hämmerte seine Zuckerzange flach. Jetzt hab ich end- lich etwas, dachte er, womit ich in die Ritzen zwischen den Fußbodenbrettern komme. Daran hat er natürlich nicht gedacht. Er hat es mit Feuerhaken versucht, mit Drähten und Scheren, aber es war ihm nie geglückt. Er war sicber, lalß es ihm mit diesem Instrument glücken würde. Kop zählte sein Geld, bündeite und verstaute es sorgfältig in seiner Brieftasche. Er blickte Lasnow an, der düster sinnend neben ihm stand und das Treiben auf dem Markt beob- achtete. <Du könntest mir einen Gefallen tun", sagte Kop. <Welchen", sagte Lasnow zerstreut, ohne Kop anzusehen. <Schlag mir ins Gesicht", sagte Kop, <so fest, daß die Zigarette herausälit." Lasnow, immer noch ohne Kop anzusehen, schüttelte nach- denklich den Kopf. ,,Tu's", sagte Kop. <Bitte tu's. Weißt du nicht mehr?" S,ih weiß noch", sagte Lasnow, <aber ich habe keine Lust, es noch einmal zu tun." < Wirklich nih?" S,Nein", sagte Lasnow' <wirklich nicht, ich habe nie daran ge- dacht, es noch einmal zu tun." <Verflucht", sagte Kop, <und ich habe siebenundzwanzig Jahre lagAngst davor gehabt." <Das war ganz unnötig", sagte Lasnow. Er ging kopfschüttelnd auf den Bahnho zu. Viellicht, dachte er, kommt noch ein Sonderzug, Urlauber oder Verwundete; es kamen seiten Son- derzüge, aber es konnte ja mö glich sein, daß3 heute noch einer kam. Er spielte nachdenklich mlt der Zahnbürste und den drei Zucker-zangen in seiner R.ocktasche. Es is schon vorgekom- men, daß an ene Tag drei Sondrzüge kamen, dachte er. Er lehnte sic an die Laere vor demn Bahnhof und kratzte seinen leze Tabak zusamen.. .arste
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