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Aufwärts
Jahrgang 8, Nr. 5 (March 3, 1955)
Held, Heinz
Dortmund will Universitätsstadt werden, p. 7
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,. m(l nn an verm a Wünsche leine Argun n. Denn es ehrte diese Zunächst - Dortmunds Bevölkerung verlangt nach gei- stigrn Niveau. Beweis: die alljährlich veranstalteten Hochschultage. Im letzten November sprachen Professoren natur- und geisteswissenschaftlicher Fächer über <Lebens- fragen unseres Raumes im Licht neuerer Forschung'. Bei sieben Vorträgen waren drei Säle rappeldicke voll, daß kein <Appel zur Erde fallen konnte', und 'ne Menge Menschen mußten vor den Saaltüren umkehren. Die rest- lichen vier Vorlesungen waren reichlich, fast allzu reichlich besucht. Und an die Hochschultage schlossen sich auf Wunsch der Hörer Seminarübungen an. Wissenschaft- liche Arbeitsgemeinschaften wurden gebildet, die jene Vortragsthemen unter Leitung der Professoren ausführ- licher als in einer Rede behandeln konnten. Auch hier überraschend viel Teilnehmer, auch jugendlicher, aus allen Bevölkerungsschichten. Selbst bei schwierigem, wissenschaftlichem Stoff. Dann - Dortmund ist längst nicht mehr eine Bergmann-, Thomasstahl-Birnen- und Bierstadt allein. Sie ist auch* eine Stadt der Wissenschaften. Und zwar der Arbeits- wissenschaften. Wie in keinem anderen Ort Deutschlands wuchsen hier schon seit Jahren solche Institute neben- einander auf und zu einer einmaligen Kombination zu- sammen. Am Rheinlanddamm, sprich Ruhrschnellweg, entstand gleichsam der Keim, der Kern eines Hochschul- viertels. An der breiten Straße reihen sich wie an einer Kette auf: die Sozialakademie, gegründet von dem jetzt pensionierten Stadtdirektor Dortmunds Hansmann, dem verstorbenen Bildungssekretär des DGB Gundlach und dem Prof. Dr. Figge von der Pädagogischen Akademie; die Sozialforschungsstelle der Universität Münster, Sitz Dortmund; das Max-Plandc-Institut für Arbeitsphysiologie; die Pädagogische Akademie; die Bergschule. Kern einer künltigen Universitätsstadt: Pädagogische Akademie und Max-Planck-Institut für Arbeitsphysiologie will Universitätsstadt werden t Held mhrelbt d fotografilt die 4 Folge umw e: 10 Jahre dammh ja, dja', sagte der Mann in rassereinem Wetfalenplatt. ja, dia . . . Der Mann saß mir gegenüber. Im Zug vischen Bochum und Dortmund. ir hatten uns unterhalten. Uber Gott und die Welt. Uber litik. Ober hohe und höchste. Natürlich auch über die iederaufrüstung. Und selbstverständlich über die Jugend. e deutsche. Uber uns. <Dja, dja', sagte der Mann, . eigentlich sollte sie es (die Jugend) mal besser als r Alten haben.' Und nach einer kleinen Pause, stockend, schäme er sich, von geheimen Wünschen zu sprechen, ehen Sie, mein Junge wollte studieren. Und er sollte auch. Von Herzen gern. Aber . . .', und damit holte r Mann tief Luft, <aber das nächste wäre Aachen ge- .sen. Und das können wir uns leider nicht leisten.' rauf schwieg der Mann. Aber nach einer Weile begann wieder, so,-als spinne er seine Wunschgedanken fort: [ier, hier im Kohlenpott müßte man Sne Hochschule ben. Meinetwegen in Dortmund. Da könnte der Bursche i Hause wohnen. Fahrgeld und Studiengebühren könnte an immer zusammenbringen; 'nen paar Groschen schengeld müßte sich der Benjamin selbst verdienen. d außerdem bliebe der Rowdy auch noch 'nen bißchen ter der väterlichen Fuchtel...' .Rowdy ein Ehrentitel. So ein Hauer. Fuhr zur Mittags- Dortmunder Zechen. An dieser Kette kann man außerdem auch noch das etwas entfernter liegende Staatliche Materlalprüfungsamt und das Institut für Spektrochemie und angewandte Spektroskopie auffädeln. Ein solcher Kern keimt in keiner anderen Stadt. Und die Dortmunder meinen, daß dieses alles zusammen genüge, um die für Nordrhein-Westfalen notwendige zweite TH in ihrer Sechshunderttausender- Stadt einzurichten. Ministerpräsident Arnold hat auch schon gesagt: a) die zweite Hochschule Ist nötig, und b) sie muß im Ruhrgebiet liegen. Andere einflußreiche Leute aber sagen auch: die neue TH kostet 250 bis 400 Millionen Märkchen, und woher sollen die kommen? Die -Dort- munder fürchten, daß mit diesem Kniff das Projekt ad acta gelegt werden soll. Sie zweifeln nämlich diese Kosten an. Manche sagen sogar: absoluter Nonsens. Andere: Man kann nicht gleich zu allem Anfang mit einer niemals sofort nötigen, eventuellen Endsumme manipulieren, denn eine technische Universität muß natürlich wachsen. Apropos <wachsen': den arbeitswissenschaftlichen In- stituten gegenüber liegt die Westfalenhalle. Und hinter der Westfalenhalle liegt die Kampfbahn <Rote Erde'. Und um das Stadion herum liegt der grüne Volkspark. Die Ubungsfelder des Geistes und des Körpers könnten einmal zu einer idealen <Universitätsstadt' zusammen- wachsen. Das wünsche ich den Dortmundern. Ich wünsche es den jungen Arbeitersöhnen des Ruhrkohlenpotts und uns allen. Schulen sind überfüllt. Sie decken den Hochschulingenieur- bedarf unseres, des industriellen Zeitalters nicht mehr. Drittens: Also braucht man neue TH's. Viertens: gründet man sie logischerweise dort neu, wo die Studenten die praktischen Aufgaben ihres künftigen Berufes plastisch vor Augen haben. Wo um 1870 noch Schafe und Kühe weideten und heute Fördertürme und Hochöfen stehen und so die seltsame, verzwickte, wunderbare und schreck- liche industrielle Entwicklung auf der Straße sichtbar wird. Wo ein lebendiger Austausch zwischen Industrie und Hochschule in der besten Form möglich ist. Wo die sozia- len Probleme der Industrialisierung gleichsam auf dem Präsentierteller zum Studium offenliegen. Man gründet sie logischerweise also zuerst im Ruhrgebiet, Deutschlands größtem und am intensivsten arbeitenden Industrieland. Und fünftens ist es eine himmelschreiende Ungerechtig- keit, die meisten Arbeitsmenschen des Kohlenpotts, dieser Menschenmasse ohnegleichen, von vornherein höhere Be- rufsausbildungsmöglichkeiten zu versperren. Denn die Lebenshaltungskosten eines Studenten in einer Stadt außerhalb des Kohlenpotts verhindern eben bei vielen ein Studium. Warum jedoch sollen nur Leute mit Pinke- pinke in den Hörsälen sitzen? Was dem einen recht ist, ist dem anderen in der Demokratie schließlich billig. Das alles bedachte ich nach dem Gesp; in der Bahn. Und als findiger Journall dem: Du müßtest der Sache nachgehen. mit d 2t noch eht die richten raßen- sstelle is los, mmste kommt ramm- stapel, lavon. rid als behut- li zwi- incher Kin- sicher
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