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Aufwärts
Jahrgang 5, Nr. 23 (November 13, 1952)
Wir alle sind betroffen, p. [3]
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Ein Republik ist genau soviel wert wie die Entschlossenheit der Republikßner, sie zu verteidigen. Wir braucen uns nicht ins Gedächtnis zu rufen, woran die erste deutsche Republik zu- grunde gegahgen ist. Die Gründe für ihren Untergang im Drit- ten Reich» waren so zahlreich wie Ihre Feinde, die rechts und links standen. Sie war wie die zweite Republik der Deutschen. die von 1945, die bittere Frucht der Niederlage. Aus der Nieder- lage von 1918 haben ihre Gegner das politische Kapital der .Dolchstoß-Legende" geschlagen; aus der Niederlage von 1945 politisches Kapital zu schlagen, haben die Sieger die Besiegten von 1933 gehindert. Zwölf Jahre hatten sie auf ihre Stunde gewartet, jetzt erfuhren sie, daß sie noch länger zu warten hätten. Die deutsche Revolution, deren Vollzug überfllig war und ein heilsames Exempel statuiert hätte, fand nicht statt. Als sich dann doch, von den Besatzungsmächten aus der Taufe ge- hoben, die zweite Republik in Bonn konstituierte, mußte sie einen hohen Preis an die Geschichte entrichten: den Verzicht auf eine Selbstreinigung des deutschen Volkes von allen Elementen, denen diese Republik doch wieder nur der Staat der SAnderen» sein würde. Dieses Versäumnis ist kaum wiedergutzumachen. Es kann in seinen Wirkungen auf die Entfaltung einer republikanischen Ordnung nur dadurch einigermaßen ausgeglichen werden, daß sich unser politisches Leben in aller Offenheit und in voller Offentlichkeit abspielt. Vom ersten Mann an der Spitze der Regierung bis hinunter zum geringsten Mann aus dem Volke gibt es eine höhere Pflicht als die, nichts für überflüssig zu halten, was geeignet ist, in dunkle Ecken unserer politischen Verhältnisse Licht za bringen. Es mag große und kleine Skandale, große und kleine lialunken, große und kleine Fehler geben, aber es gibt keine großen und kleinen Pflichten. Wichtig ist alles, wenn es um di(Sauberkeit im Staate und darum geht, dem Volke Kenntnis 'on Unsauberkeiten und von den Methoden zu geben, mit deneui sie aus dem Wege geräumt werden. Vielleicht stellt sich her4is, daß die von dem hessischen Ministerpräsi- denten Zinn *r Offentlichkeit mitgeteilte Existenz des .Tech- nischen Diensts und die in anderen Teilen der Bundesrepublik aufgedeckten Organisationen ähnlicher Zielsetzung in ihrer praktischen Eedeutung nicht überschätzt zu werden brauchen. Das ist gleibgültig. Aber es ist nicht gleichgültig, wie diese Affäre, nun sie einmal aufgedeckt ist, von den zur Wahrung der Volksinteresen berufenen Amter und Personen behandelt wird. Der BundelInnenmnister Lehr hat gemeint, man dürfe die Sache mit den P rtisanen Snicht dramatisieren». Wir glauben, daß es da nichts zu dramatisieren, sondern nur zu untersuchen gibt. Wir glauben, daß die Existenz auch nur einer einzigen Organi- sationdiser Art der ernsteste Anlaß ist, die Dinge in aller Schonunfslosigkeit vor dem Volke auszubreiten. Bundes- kanzler Adenauer war .betroffen, als er davon erfuhr. Das ist, aber qne Anführungszeichen, das richtige Wort: Betroffen sind wir eße. Betroffen ist das republikanische Gefüge unseres Staates. Und betroffen ist unsere politische Moral. Wir nind auch nicht der Meinung, daß die Aufdeckung des .Tedinischen Dienstes» und seiner personellen Querverbindung zu 'BDJ in dieser Form .nicht gerade sehr geshikt gewesen sei, weil man damit dem Osten Propagandamöglidkeiten geeben hbe. Wenn es sich darum handelt, dem Volke die A gen darüber zu öffnen, waz ohne seine Kenntnis und gegen sene elementaren Lebensinteressen in welchem SFalle X' auch immer geschieht, dann gibt es keine Geschicdlichkeiten oder gar Schichlidichkeiten. Dann ist jeder Moment gerade der richtige. Es kann höchstens zu spät, aber niemals zu früh geschehen. er Antikommunismus ist eine so billige Ware geworden, daß jeder politische Dummkopf sie kaufen und damit Geschäfte machen kann. Es sind aber allzuoft Geschäfte, bei denen der politische Gegner, der Andersdenkende, nicht bloß übers Ohr gehauen, sondern einfach diffamiert werden soll. Es ist gar nicht notwendig, gleich auf eine Liste zur Liquidation gesetzt zu werden. Es genügt, daß überhaupt SListen» angelegt werden, Karteien über politisches Wohlverhalten. Und es genügt die Kenntnis von der Existenz Ssolcher geheimen Druckittel, um die politische Diskussion und damit auch die politische Moral zu korrumpieren. Der innerpolitische Terror beginnt bereits de, wo die politischen Partner sich nicht mehr mit Argumenten, die überzeugen, sondern mit Anspielungen entgegentreten, die diffamieren sollen. Der amerikanische Hohe Kommissar hat wohlweislich von SAusgangspunkten» für innerpolitischen Terror gesprochen. Wir tun nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir sind der Meinung, daß es nicht Bürger und Partisanen, son- dern Freunde und Feinde der Republik gibt, und daß die Feinde nicht bloß unter den Partisanen zu suchen sind. Und wir sind der Meinung, daß die Republikaner wachsam sein und daß sie zuschlagen müssen, wenn sie die Feinde gestellt haben. Wir kennen viele, aber wir kennen sie nicht alle. Dazu einn oNadstz Der Bundesjugendring der BDJ.Partisanen St< eindeutiger sein könne druck gebracht wird, kö heit gesagt werden. Od Die Verlautbarung des Manaquln oder PutarovU? Es gibt so aparte Berufe, in denen man gern vergißt, daß man Lohn- oder Gehaltsempäng ist. Putzfrauen, in ständiger Berührung mit dem Boden, vergessen das nie, Mannequins dagegen neigen zu Hodrstapelei sie verwechseln sich gerne mit der .Herrschaft, die das kauft, was ein Mannequin von Berufs wegen trägt. Wie wäree wenn die Damen einmal überlegten, daß ihre schönen Proportionen In den fremden Kleidern nicht mehr wert sind als d muskulösen Proportionen der Putzfrauen. Der Unterschied liegt nur im verschiedenartigen Einsatz der Kräfte. Nein, so e Mannequin ist nichts Besseres... Ein Mannequin begreift das auch: Wenn seine Proportionen an Schönheit verlieren, we det sich die Dame oft dem schlidteren Beruf einer Putzfrau zu. Warum begreift sie das nicht früher? Poto Keyuo Ihr Mann Ist auf dem Bau verunglckt. Die Kinder sind jetzt ohne Vater. Und sie wohnen in einer engen Mietwohnung. Damals, als der Vater noch lebte, wünschten sie sich ein Haus. Aber das Geld reichte nicht für den Kauf. Jetzt, wo er tot ist, zahlt der Staat eine bestimmte Summe an die Witwe. Damit kann sie das Haus kaufen. Es ist blutiges Geld. J. Arthur Ranks Film SHaus der Sehnsucht» er- zählt diese erschütternde Geschichte. Poo:l J. Afteur Renk KeIn.Angst vor den Toten haben die Mext- kaner. Der STag der Toten» ist ein mexikanisches Fest. In den Kirchen drängen sich die Beter, um für das Seelenheil der Verstorbenen zu beten. In den Kondtorläden weinen Zucker-Totenköpfe Zuckertränen. Guten Appetit. Fotos: Seege (2 nahm in einer Entschließung zum Fall Bilung. Wir finden, diese hätte klarer und m. Was in dieser Entschließung zum Aus- 5nnte genau so gut bei anderer Gelegen- der ist schon gesagti a Bundesiuendrinues scheint beeinflußt
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