Page View
Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 18 (September 8, 1951)
Die Menschenrechte, p. 5
PDF (776.9 KB)
Bb
Jugendlicher Kassenbote, p. 5
Page 5
DIE MENSCHENRECHTE Menschenrechte kann kein Staat verleihen wie B¸rgerrechte. Jeder Mensch besitzt sie kraft des Naturrechtes, und sie sind ihm angeboren und damit unver"uþerlich und jeglichem staatlichen Zugriff entzogen. Die Einrichtungen des –ffentlichen Lebens haben diese angeborenen Rechte des Menschen zu achten und zu sch¸tzen. Kein Richter und Gerichtshof kann diese einem Men- schen aberkennen, wie dies z. B. mit den B¸rgerrechten zu geschehen pflegt. Die Menschenrechte begleiten die ganze Menschheitsgeschichte, Wir finden sie in dem uralten Familien- und Sippenrecht unter der Vorherrschaft des pater familias oder, besser, des Vaters der Familie. Sie kamen wieder in der Magna Charta, dem groþen Freiheitsbrief der Engl"nder, den sie sich 1215 erk"mpften. Hier sind sie noch Rechte, die nicht speziell dem einzelnen, sondern mehr einem Stand oder einer K–r- perschaft zustehen. Zum erstenmal werden sie in der Unab- h"ngigkeitserklarung von Virginia 1776 als JUGENDLICHER KASSENBOTE Vierzigtausend D-Mark, das ist f¸rwahr kein Pappenstiel. Daher wird normalerweise kein Mensch auf die Idee kommen, wenn er so viel Geld hat, dieses ohne jeden Grund in einer Aktentasche mit sich spazie- ren zu f¸hren. Anders ist das bei einem Kassenboten. Er ist gewissermaþen ãdienst- lich verpflichtet', auf seinen G"ngen solche Summen bei sich zu haben. Um nun die Bank vor etwaigen Verlusten zu bewahren, ist jeder Kassenbote bis zu einer Summe von 50 000 DM versichert. F¸r jede weite- ren 50 000 DM muþ ein zus"tzlicher Bote seinen Kollegen begleiten; das schreiben die Versicherungsbedingungen vor. Interes- sant ist, daþ der Versicherungsschutz ohne R¸cksicht auf das Alter des Boten gew"hrt wird. Es hat nun zu allen Zeiten Bankboten ge- geben, die den Verlockungen erlagen und sich in irgendeiner Form an den ihnen an- vertrauten Geldern vergriffen. Ein belieb- ter Trick ist der fingierte Raub¸berfall. Der geheiligt, angeboren und unver"uþerlich proklamiert. 1789 werden sie in die fran- z–sische Verfassung ¸bernommen, und es entwickelt sich nunmehr der Brauch, sie in den nachfolgenden Verfassungen stets als feierliche Proklamation vorauszusetzen. Wir sehen also, daþ diese Rechte des Men- schen uralt sind, und gerade in der heuti- gen Zeit wird wiederum der Versuch unter- nommen, sie nicht nur, wie dies 1946 bei den Vereinten Nationen der Fall war, feierlich zu proklamieren, man will sie nun auch durch internationale Institutionen zu sch¸tzen versuchen. Korea kann als ein sol- cher Versuch angesehen werden. Der Europarat ist einen Schritt weiter ge- gangen als die Vereinten Nationen und hat in einem Entwurf versucht, gleichzeitig neben der feierlichen Verk¸ndung dieser Menschenrechte f¸r die einzelnen nationalen Staaten Verpflichtungen zu schaffen, sie zu garantieren und zu sch¸tzen. Bezeichnend ist, daþ die Proklamation der Vereinten Nationen von allen Mitglied- staaten, auþer Ruþland und der S¸dafrika- nischen Union, unterzeichnet worden ist. Kassenbote kommt meistens dabei mit einem blauen Auge davon, und wenn er sein Sch"fchen im trocknen hat, kann er sich noch r¸hmen, seine "Br–tchengeber' an- st"ndig behandelt zu haben, weil ja nicht sie den Verlust tragen, sondern die Ver- sicherung. Daþ nun bekanntlich jugendliche Gem¸ter - angeregt durch entsprechende Filme und Schundromane - sich eher zu solchen Taten hinreiþen lassen als "ltere Men- schen, verwundert nicht. Erst k¸rzlich war noch in Hannover ein solch fingierter Raub- ¸berfall von Jugendlichen zu verzeichnen. Dabei handelt es sich um einen siebzehn- j"hrigen Bankboten, der vierzigtausend D-Mark mit sich f¸hrte. Vielleicht gibt dieser Vorfall erneut Anlaþ, k¸nftig bei der Auswahl der Kassenboten im Interesse der Jugendlichen selbst noch strengere Maþst"be als bisher anzulegen. Wenn auch die Bank ohne R¸cksicht auf das Alter des Boten ihr Geld zur¸ckbekommt, so haben die leitenden Angestellten doch die Ver- pflichtung, junge Menschen vor solchen Verlockungen zu bewahren. Bb. 5 9' die Stadt D¸sseldorf heute 500 Schul- r"ume weniger besitzt als im Jahre 1939? Demgegen¸ber ist die Sch¸lerzahl von 69 000 auf 82 000 gestiegen. dle Stadtbibliothek Bonn nur ¸ber den geringen Bestand von etwa 1000 Jugend- b¸chern verf¸gt? Eine Auff¸llung ist aus Etatgr¸nden nicht m–glich. die Hamburger Jugendf¸rsorge die Vor- mundschaft oder Erziehung von 33 355 Jugendlichen ¸bernommen hat? Im ersten Vierteljahr 1951 hatten sich 765 Jugend- liche vor den Gerichten zu verantworten; in 131 F"llen wurden die Verfahren ein- gestellt, in 464 F"llen leistete die Jugend- f¸rsorge Gerichtsbeihilfe. die Volkshochschule L¸beck mitteilt: 45 v. H. aller Volkshochschulh–rer sind Ju- gendliche? 70 v. H. s"mtlicher H–rer sind unter 30 Jahren. Keine andere Institution des –ffentlichen Lebens erfreut sich einer derart aktiven Mitarbeit der Jugend. die sozialistische Jugendbewegung "Die Falken' ihr Sommerlager im Glienicker Park in Berlin f¸r die Dauer des Evan- gelischen Kirchentages der evangelischen Jugend zur Verf¸gung gestellt hatte? In einer Gruþbotschaft an die evangelische Jugend wiesen die Falken auf das ge- meinsame Eintreten f¸r die Ideale der Freiheit und des Friedens hin. die hauptamtlichen Funktion"re im Ille- galen FDJ-Zentralrat f¸r-die Westzonen ein Gehalt von monatlich 600.- DM-West erhalten? Bei Fahrten werden ihnen auþerdem die Spesen erstattet. die Statistik in Niedersachsen 23 290 arbeitslose Jugendliche z"hlt? 15 032 die- ser Jugendlichen verlieþen Ostern 1951 die Schule. die –ffentlichen B¸cherhallen des Lan- des Hamburg 35000 DM aus den Uber- sch¸ssen des NWDR zur Verf¸gung ge- stellt bekamen? Mit diesem Geld sollen wertvolle Jugendb¸cher angeschafft wer- den, um ein Gegengewicht gegen dars lekt¸re zu bilden. die Weltbundzentrale der Christlichen Vereine Junger M"nner einen Lehrgang .Der junge Arbeiter - Mensch oder Maschinensklave' vorbereitet? Der Lehr- gang findet vom 3. bis 10. Oktober 1951 im Schloþ Mainau (Bodensee) statt und vereint Jungarbeiter aus verschiedenen europ"ischen L"ndern und den USA mit Delegierten der Gewerkschaften, der Volkshochschulen und der evangelischen Jugendarbeit. die Hamburger Jugendwohnhelme Lehr- linge, Angestellte, Arbeiter und Sch¸ler beherbergen? In diesen Heimen leben 856 Jugendliche. die Jugendkriminalit"t in W¸rttemberg- Hohenzollern eine rdkklaufende Tendenz zeigt? Der Anteil Jugendlicher an allen strafbaren Handlungen belief sich auf 4,8 Prozent Im Monat Juni, im Monat Mai dagegen verzeichnete die Polizei noch 6,3 Prozent. die Welle der jugendlichen Auswande- rungswilligen immer mehr anschwillt? Die Jugendlichen geben an, sie bef¸rch- teten, im Herbst d. J. in eine neue deut- sche Wehrmacht eingezogen zu werden. Nach Mitteilungen der nieders"chsischen Auswanderungsberatungsstelle ist ¸ber die H"lfte der Auswanderungslustigen im Alter von 20 bis 35 Jahren. 5 FEIERABEND des kleinen Mannes. Die Sonne steht schon tief, und die Scaatten sind lang, wenn der Schreberg"rtner mit seinem Karren hinaus- zieht. Ein stimmungsvolles St¸ck Alltag, eingefangen von Ida Uhrdamm, Frankfurt.M., mit fotografischem Blick und der Leica Standard; Elmar 3,5, Blende 5,6, 'i/lo Sekunde.
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright