Page View
Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 1 (January 13, 1951)
Dirx, Ruth
Zweck und Material bestimmen die Form, p. 14
Page 14
A ktegcbrHerstelier Furstenberijer Porzellanfabrik Wie angenehm sind doch Menschen, die uns immer mit r¸cksichtsvoller H–flichkeit be- gjegnen und denen man anmerkt, daþ sie ihre Mitmenschen gern haben. Sie str–men eine Atmosph"re von Wohlwollen und Sympa- thie aus, die nicht nur jedem gut tut, son- dern auch ansteckend wirkt. Meist kann man beobachten, daþ solche Menschen auch die toten Gegenst"nde ihrer Umgebung mit R¸ck- sicht behandeln. Sie werden nie eine T¸r, mag sie dem Ofen, dem Schrank oder dem Zimmer geh–ren, achtlos mit dem Fuþ zu- schlagen, und man wird sie kaum dabei er- tappen, daþ sie den Fuþ auf den Stuhl stel- len, wenn sie die Schuhe schn¸ren. Keine Beziehung zu den Gegenst"nden Diese Dinge geh–ren in unseren Augen zu den guten oder schlechten Gewohnheiten, aber vielleicht waren sie f¸r unsere Vor- fahren viel mehr. Der Bauer, der seinen Holz- l–f fel selbst schnitzte und zum Schluþ Namen und Jahreszahl bineinkerbte, hielt diesen Gegenstand in Ehren. Er hatte ein innigeres Verh"ltnis zu den Haushaltger"ten, als wir heute zu den Gegenst"nden haben, die als Serienware von irgendwem hergestellt wer- den. An dem Schrank, den der Vater einst seiner Tochter mit in die Ehe gab und der mit sinnreichen Ornamenten und Daten ge- schm¸ckt war, wurde monatelang gearbeitet. Er wurde mit groþem Respekt behandelt, weil man wuþte, daþ er das eigene Leben ¸berdauern w¸rde. Durch die mechanische Herstellung unserer Hausger"te ist einer ganzen Generation zu- n"chst die pers–nliche Beziehung zu den Gegenst"nden verlorengegangen. Der Fabri- kant dachte bei der Fertigung nicht an den Verbraucher, sondern an den Nutzen, den ihm die Fabrikation einbringen w¸rde. Dar- um wurden die Dinge-,nicht dem schlichten Hausrat der Bauern nachgebildet, sondern dem Geschmack, der damals in den beg¸ter- ten Schichten Mode war: einem Gemisch aus fast allen Stilen. Da gab es M–bel in Renais- sance-, Barock- oder neugotischem Stil und Porzellan in Rokokomanier, das bis heute noch in den Gesch"ften herumgeistert. Sinn dieser babylonischen Stilverwirrung war eigentlich nur, Wohlhabenheit vorzut"uschen. Der",Formgestalter', findet neue Form Nachdem man jahrzehntelang ~die groþe Masse' mit diesen ~sch–nen' Dingen be- gl¸ckt hatte, erhoben sich immer mehr Stim- men, die uns das Hohle und Unechte dieser Hausger"te aufzeigten. Inzwischen hat sich diese Meinung mehr und mehr durchgesetzt, so daþ die Rokokotassen und -bestecke, so z"h sie sich auch am Leben halten -denn die Menschen, die mehr scheinen m–chten, als sie sind, sterben nicht aus -, doch stark bedr"ngt werden von dem formsch–nen, ein- fachen Hausger"t, das heute mit ebensoviel Liebe und Sorgfalt hergestellt wird wie der oben erw"hnte Holzl–ffel. Zwar k–nnen und wollen wir die Massen- Produktion nicht mehr aus unserer Zeit weg- denken. Aber heute ist das Entwerfen der Formen, nach denen die Serienware aus- gef¸hrt wird, zu einem regelrechten k¸nst- lerischen Beruf geworden. Schlichtes, form- sch–nes Geschirr wird von einem ,Form- gestalter" geschaffen. Sein Ausgangspunkt darf allerdings weder der Profit noch die .originelle Idee' sein. Der Gebrauch, f¸r den der Gegenstand bestimmt ist, und das Material, aus dem er gemacht wird, f¸hren in oft monatelangem Bem¸hen zu der Form, die, weil sie auf dem N¸tzlichen und Wahren fuþt, so sch–n ist, daþ es uns Freude bereitet, sie anzuschauen. Woraus schmeckt der Tee am besten? Auf diesem Wege kommen wir auch wieder zu einem feineren Unterscheidungsverm–gen f¸r bestimmte Formen und deren Verwen- dung. Am klarsten tritt uns das bei unseren Trinkger"ten vor Augen. So schmeckt die Milch z. B. aus dem einfachen Becher aus- gezeichnet. Kakao sch¸tten wir aus rund- Eþgeschirr aus der Porzellanfabrik Arzb-rg,jObertranken lichen Kannen gerne in derbe Steinguttassen, w"hrend wir den Tee - das Getr"nk der chinesischen Philosophen - am liebsten aus m–glichst d¸nnen schalenartigen Tassen trin- ken. Beim Wein, wo Temperatur und Duft den Geschmack mitbestimmen, werden die Unterschiede noch feiner. Beim Weiþwein verwenden wir Gl"ser mit hohem Stiel, damit die warme Hand den Kelch nicht ber¸hrt, was dem Rotwein durchaus nicht schadet. Darum trinken wir diesen aus Gl"sern mit kleinem oder gar keinem Fuþ. Haben wir keine Zeit fÐrsch–ne Dinge? Viel wichtiger aber als die Wahl der Wein- gl"ser ist die Wahl der Gegenst"nde, die wir allt"glich gebrauchen. Gerade sie sollten so handlich und so sch–n sein, wie nur eben m–glich. Manch einer wird einwenden, daþ ihm im Alltag die Zeit fehlt, sich an sch–nen Dingen zu erfreuen. Wir haben aber alle schon erfahren, wie ein sch–n gedeckter Tisch das allgemeine Wohlbefinden zu steigern vermag! Der Tisch, an dem wir essen, soll bei aller Einfachheit durchaus nicht so n¸ch- tern aussehen wie ein Arbeitstisch, an dem eine notwendige und unumg"ngliche Tatig- keit ausgef¸hrt wird. Er darf auch nicht ¸ber- laden und 5aufgemacht" sein, eine Wirkung, die z. B. durch Rokokomuster auf Bestecken und Geschirr hervorgerufen wird und die einen Reichtum vort"uscht, der nicht vor- handen ist. Zu unseren einfachen, aber mit Liebe und Sorgfalt zubereiteten Speisen paþt nur ein Rahmen, der unserem heutigen ein- fachen Lebensstil entspricht. Ruth Dirx - - - - - - -- - - l 23 45 6 - - - - - - - - 7 - - - - - 8 9 - - - - - - 10 11 12 - - - - - - - - 13 14 18 16 - - - - - - - - 17 18 19 20 - - - - - - 21 22 23 -- - - -- 24 25 - - - - - 26 - - - - - - - - 27 28 -- - - - - - - - Kreuzwortr"tsel Wa a gaer e c h t : 1. Hauptstadt Kroatiens, 4. Deut- scher Chemiker, Nobelpreistr"ger 1950, 7. M–belst¸ck, 10. Mineral, lt. Soviel wie mild, 12. Ansiedlung, 13. Schriftart, 15. Rumpf einer zFrbrochenen Statue, 17. 14 Spanischer Staatssklave, 19. Kampfplatz im r–mischen Theater. 21. Teil des Baumes. 22. Griech. Buchstabe, 23. Bindewort, 26. Griech. Sagengestalt, 27. Hafenstadt, die in einem Schlagerliedl besungen wird, 28. verh"lt- niswsort. - S en k r e c h t 1. Deutscher Chemiker, Nobelpreistr"ger 1950. 2. Soviel wie Gattung, 3. Sdiwarzanisel, 4. Erstes Auftreten von K¸nstlern, 5. Nebenfluþ der Donau, 6. Luttsprung. 8. Indianer, 9. Gift, 14. Musikal. Begriff, l6. Teil des Kopfes, 17. Brett- spiel. 18. Japan. Herrschertitel, 19. Bibl. Figur, 20. Eid- teil, 24. Naturgott, 25. Europ"er. Die Sphinx 1. Wenn ich bin jung und sch–n. trag' ich eine blaue Kron'. wenn ich bin all und steif, schlagen sie mich auf den Leib. Wenn ich bin genug geschlagen, werd' ich von Reichen und Armen getragen. 2. Es ist die wunderschonste Br¸ck', wsoruber noch kein Mensch gegangen; doch ist daran ein seltsam St¸ck, daþ uber ihr die Wasser hangen und unter ihr die Leute gehn ganz trockzen und sich froh ansehn. Die Schiffe segelnd durch sie ziehn, die V–gel sie durchfliegen k¸hn; doch stehet sie im Sturme fest, keinen Zoll noch Weggeld zahlen l"þt. Silbenkette Die 16 Silben ber, dan, dau, del. fel, ger, im, man, ne, ne. nor, ro, se, sen. ta. te sind aneinanderizu- reihen, daþ 16 zweisilbige Hauptw–rter entstehen und die zweite Silbe des vorhergegangenen Wortes stets die erste Silbe des nachfolgenden Wortes bildet. Vielselitg Man leiht es und man spitzt es, Und auf zwei Seiten sitzt es. 3. Rate, was ich hab' vernommen: Es sind achtzehn kleine Gesellen zur Welt Igekommen. Von Angesicht gar s"uberlich, keiner doch dem andern glich. All ohne Fehler und Gebrechen, nur konnte keiner ein Wort sprechen; und damit man sie sollt' vErstehn, hatten sie funf Dolmetscher mit sich gehn. Das waren hochgelehrte Leut': Der erst' erstaunt, reiþt's Maul weit auf, der zweite wie ein Kindlein schreit, der dritte wie ein M"uslein pfiff, der vierte wie ein Fuhrmann rief, der f¸nfte gar wie ein Uhu tut: das waren ihre Kunste gut. Damit erhoben sie ein Geschrei, f¸llt noch die Welt, ist nicht vorbei. lin7bzwea"v Z
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright