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Aufwärts
Jahrgang 3, Nr. 9 (May 6, 1950)
Das Geheimnis ist verraten, pp. 4-5
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Jeder Mensch hat einen Vogel, p. 5
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Unterwasserexplosion einer Atombombe w"hrend der Atomversudle im Bikini-Atoll im Pazifik Mithelfen oder Zusehen? Diese Nutzanwendungen des Atomluft- schutzes kommen uns wie Milchm"dchen- rechnungen vor. Man k–nnte ¸ber das ame- rikanische Lehrbuch f¸r neue Luftverteidi- gung lachen. Man k–nnte lachen - wenn der Witz nicht zu blutig w"re. Die Auswir- kungen des Atombombenangriffes werden bagatellisiert. Die Verfasser der lehrreichen Schriften sollten einmal die Bombenn"chte in Deutschland erlebt haben: die ãSicher- heit' der Luftschutzkeller und Splitter- gr"ben . . . Vielleicht w¸rden sie dann den Amerikanern einen besseren Rat verkaufen. Denn besser als ¢viel Seife und flieþend Wasser', mit denen man radioaktive Teil- chen abwaschen kann, erscheint uns eine Po- litik, die wirklich den Frieden der Welt er- halten will und kann. Die Karre mit den wirtschaftlichen und politischen Problemen der Welt ist fies verfahren - das wissen wir alle -, aber sie kann auch nicht mit Atombombenr¸stung wieder ins richtige Gleis gebracht werden. Wo ist nun das Mittel, das dem verr¸ckten Wettr¸sten Einhalt gebietet? Eine Wunder- medizin gibt es nicht. - Wir k–nnen nur f¸r den Zusammenschluþ der arbeitenden Menschen k"mpfen. In der Einheit der Ar- beiter, die man heute wieder als Kanonen- futter brauchen will, liegt die Kraft, die den selbstzerst–rerischen Wettlauf stoppen k–nnte. Jeuer Mens3n hat einen Vogel Das ist nun mal so, und es ist nichts dagegen zu sagen. Aber: gef"hrlich wird die Sache, wenn dieser Vogel ein ausgewachsener Hoheitsadler ist. Hat doch diese Art von V–geln so viel Unheil ¸ber Deutschland gebracht, daþ wir alle kein Verlangen mehr nach ihnen haben. Dar¸ber sind sich alle Jugendverb"nde von rechts nach links einig, und die nichtorganisierten Jungen und M"dchen haben auch keine Sehn- sucht nach dem Tier mit dem frideriziani- schen Blick. Nur einige Penn"ler scheinen da anderer Meinung zu sein. Wenn sie zu sagen h"tten, w¸rden wir alsbald wieder ¸ber die Kasernenh–fe rasen. Daf¸r setzt sich tat- s"chlich - nan h–re und staune - ein Obersekundaner aus K–ln ein. (Leserbrief im "Leuchtturm', Monatszeitschrift der stu- dierenden Jugend, M"rz 1950.) Dieser Knabe h"lt "einen Pflichtarbeitsdienst von einem viertel bzw. einem halben Jahr f¸r durch- aus angebracht". Es ist f¸r ihn unverst"nd- lich, daþ "die Stellungnahmen der Deutschen Katholischen Jugend so scharf ablehnend sind-. Und weiter: "Das Sicheinordnen -nA <ribni–rnrrdn. n in einer Gemeinschaft zwangsweise zu lernen und einmal f¸r kurze Zeit gezwungen werden, praktisch zu arbeiten, hat meines Erachtens einen besonderen Wert f¸r die Pers–nlichkeitsentwicklung beim Einzelnen, gerade bei heutigen Jugendlichen.' In ãAuf dem Wege', einem Blatt katholischer Sch¸ler, wird die ãSchlamperei' im letzten Lager ger¸gt und-neben durchaus an- g"ngigen Dingen - mehr Zucht und Disziplin und F¸hrungs- autoritat der -ulhrer gefordert. Pflichtarbeitsdienst, Ein- und Unterordnen, Gemeinschaft zwangsweise, Zucht und Diszi- plin, F¸hrungsautorit"t, all diese Worte sind uns noch genau bekannt. Sie standen als Meilensteine an einem Weg, der 1933 begann und 1945 endete. Mehr lohnt sich nicht dar¸ber zu schreiben. Wer nach den Erlebnissen der vergangenen Jahre immer noch nicht klug geworden ist, dem wird doch nicht zu helfen sein. Da wir aber selber noch lange leben m–chten, empfehlen wir den Herren Penn"lern, sich einen an- deren Vogel zuzulegen, sonst - sonst m¸ssen wir ihren Hoheitsvogel mit dem Kn¸ppel totschlagen. Das ist Selbsterhal- tungstrieb. Zeichnung: Otto Schwalge, Fe in San Franziske ein Klassenzimmer der Schule in Weed Patel in Kalifornien in einem ausgedehnten Transportflugzeug eingerichtet wurde? Neben dem ¸blichen Lehrplan lernen die Sch¸ler an praktischen Beispielen Maschinenkunde, Flugzeug- wartung und einfache Konstruktion des Flugzeuges. Alle Handgriffe k–nnen wie an einer fliegenden Maschine ge¸bt wer- den. Dieser interessante Unterricht findet die Begeisterung der Sch¸ler. Das Schul- schw"nzen ist hier aus der Mode ge- kommen. in Berlin eine neue Schule eingeweiht wurde? Die Schule besitzt helle Schul- wohnstuben mit einzelnen Tischen und St¸hlen. An jedem Mittag wird der Klassenraum zu einem Eþzimmer. Jeder Tisch wird mit Tellern gedeckt. F¸r den Unterricht bilden die Sch¸ler kleine zwanglose Gruppen. Die einzelnen Unter- richtsthemen werden dann in Gespr"chen behandelt. die in SMutgar erscheinende Wochen- zeitung "Christ und Welt' in ihrer neue- sten Ausgabe vorschl"gt, das geplante FDJ-Pfingsttreffen nicht in der ãAtmo- sph"re politischer Spannung und Reiz- barkeit' Berlins, sondern in einem Ort derBundesrepublik zu veranstaltenMan sollte das Fest f¸r die gesamte deutsche Jugend diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs ausgestalten. Der Deutsche Bundesjugendring wird aufgefordert, eine entsprechende Einladung an die FDJ-Lei- tung der Sowjetzone zu richten. Die Ein- ladung sollte nicht engherzig sein und beweisen, daþ wir unserer eigenen Le- bensweise ganz sicher sind. Als einzige Bedingung sollte die Wahrung des Burg- friedens gefordert werden. in Boeudm die "Bismarck-Jugend", die alte Jugendbewegung der Deutscinatio- nalen Volkspartei, zur 135. Wiederkehr ,des Geburtstages Bismarcks gegr¸ndet wurde? In Polen der Bund der polnischen Jugend (ZMP) freiwillige Jugendbrigaden' An- fang Mai d. J. organisieren will? Diese Brigaden sollen beim Bau neuer Indu- strieobjekte eingesetzt werden. Nach einem Jahr k–nnen die Jugendlichen Ar- beit in den neuerrichteten Werken fin- den. Die k–rperliche Arbeit der Jugend- lichen nimmt vier Tage in der Woche in Anspruch. Die restliche Zeit ist f¸r Unter- richt, K–rperkultur und Entspannungvor-. gesehen. In Brunsiweg sich f¸nf Jugendorgani- sationen zu einem Jugendkartell' zu- sammengeschlossen haben? Zu denOrga- nisationen geh–ren die Jungsozialisten, die Falken, die Naturfreunde, die soziali- stischen Studenten und die Gewerk- schaftsjugend. in Heilbronn in der ersten deutschen Jungenstadt, 1069 B¸rger einen Ma- schinenschlosser als B¸rgermeister w"hl- ten? Der aus zw–lf Mann bestehende Gemeinderat bestimmt selbst"ndig die Geschicke der Stadt, die aus mehreren Baracken besteht. Ein Rathaus, eine Bi- bliothek und ein Kino sind im Aufbau. in Leipzig die Reklameplakate des Zirkus Aero st"ndig von der Volkspolizei be- wacht werden muþten? Revueplakate fragten: "Warum weinst du, Bambino?' Mit Hilfe einer Schablone hatten Leip- ziger Bewohner die Plakate nachts mit einer Antwort bedacht: Weil ich in der Ostzone wohnel' lberall neue Leser f¸r den Aufw"rts' geworben werden? Nur du hast dich noch nicht darum bem¸ht. General, dein Bombenflugzeug ist stark. Es fliegt schneller als ein Sturm und tr"gt mehr als ein Elefant. Aber es hat einen Fehler: es braucht einen Monteur. General, der Mensch ist sehr brauchbar. Er kann fliegen und er kann t–ten. Aber er hat einen Fehler: er kann denken. Bert Brecht Z - -Z - - KA1 - - --a-
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