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Aufwärts
Jahrgang 3, Nr. 3 (February 11, 1950)
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Im Winter gespart: im Sommer auf Fahrt, p. 5
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( ãDie rennen mir die Bude ein', sagte uns der K–lner Gewerkschaftsjugend-Sekret"r Hans Travinski und meinte damit die Ju- gendfunktion"re der K–lner Betriebe. ãMan reiþt sidc um die roten Sparmarken, als ob sie rationiert w"ren. - "Was sind das: rote Sparmarken?' fragten wir dumm, weil wir uns nichts darunter vorstellen konnten. Das ist ganz einfach zu erkl"rend, antwor- tete Hans und setzte sich auf die Schreib- tischkante. Ich spitzte schnell meinen Blei- stift und schrieb mit, was er uns erz"hlte: ,Wenn man im Sommer ein Zeltlager machen will oder mit einer Gruppe auf Fahrt geht, braucht man Geld. Man kann sich heute nicht mehr kostenlos durch die Gemeinden fressen oder von dem S¸ppchen der Heilsarmee leben. In den ersten Jahren nach dem Krieg hat uns noch Vater Staat hilfreich unter die Arme gegriffen, und verschiedene Groþ- betriebe machten noch etwas Geld fl¸ssig, um die Ferien- und Erholungsfahrten der Jugend zu finanzieren. Damit scheint es aber in diesem Jahr Essig zu sein. Im letzten Jahr haben nur noch ganz wenige Groþbetriebe eine Unterst¸tzung gew"hrt. Manche Leute sind auch der komischen An- sicht, daþ man jetzt auf Fahrten und Lager verzichten k–nnte, weil sie ihre nahrhafte Bedeutung aus der vorreformatorischen Zeit verloren haben. - - Aber wir gehen ja schlieþ- lich nicht auf Fahrt oder in ein Lager, um nur gut zu essen. Das sollte eine selbstver- st"ndliche Voraussetzung sein ... Wir wol- len auf unseren Fahrten etwas erleben, mit fremden Menschen sprechen, ¸ber Land- straþen trampen, in den Fl¸ssen schwimmen, auf Berge steigen, Zelte bauen ... Das hat mit aufgew"rmter Romantik nichts zu tun. Wir brauchen das einfach, um atmen zu k–nnen, um einmal den Dreck in den Be- trieben zu vergessen und den Staub in den B¸ros ... Um das alles zu erleben, brauchen wir nicht viel Geld. Wir benutzen keine Mitropa- Wagen und schlafen auch nicht im Savoy- Hotel. Aber e t w a s Geld brauchen wir schon, um eine Strecke mit dem Bummelzug zu fahren, in ein Museum zu gehen oder durchgelatschte Stiefel flicken zu lassen. Es bleiben da immer noch eine Menge Aus- gaben . . .' "Aha", dachten wir, ãjetzt kommt das mit den roten Sparmarken", und Hans erz"hlte, wie man in K–ln dem Landesbezirksvor- stand von Nordrhein-Westfalen folgenden einfachen Plan unterbreitete: "Alle Jungen und M"dchen in den Betrieben, die sich an einer Sparaktion der Gewerk- schaftsjugend beteiligen wollen, erhalten von ihrem Jugendsprecher eine Sparkarte, die man mit den roten Sparmarken im Werte von je 10 Pfennig bekleben kann. Zehn Marken passen auf eine Karte, und sie ent- sprechen dem gesparten Betrag von 1 DM. Je mehr Karten beklebt werden, um so mehr Groschen sind dann f¸r Fahrt und Lager ge- spart. Gegen abgestempelte Empfangsbe- scheinigung gibt man die vollgeklebte Karte bei der st"dtischen Sparkasse ab. In den Ferien hat man dann Gelegenheit, auf Groþ- fahrt zu gehen oder ein Zeltlager mitzu- machen. Ob mit der Gewerkschaftsjugend oder auf eigene Faust, spielt keine Rolle. Die Sparkasse zahlt bei Vorlage der Em- pfangsbescheinigung das Geld zur¸ck.' "Warum man sparen soll, brauche ich wohl nicht mehr lange zu erkl"ren', sagte Hans. "Die Wirtschaft braucht Geld. Auch unsere paar Groschen sind wertvoll, Wenn jeder Junge und jedes M"dchen bis zum Sommer ein paar Karten vollklebt, dann kann die Sparkasse mit diesem Geld arbeiten. Ob wir die Groschen in einer Zigarrenkiste verwah- ren oder in Marken anlegen, ist ein Unter- schied. In der Zigarrenkiste liegen sie nur so lange gut, bis einer oder eine auf die Idee kommt, sich einen neuen Schlips oder ein Paar Nylons daf¸r zu kaufen. Also kleben wir lieber die roten Marken!" "Hoffentlich', sagte Hans zum Schluþ, denkt jetzt niemand, ich w¸rde von der Sparkasse f¸r diese Rede bezahlt.' elf Das Zelt ist die Sommervilla des kleinen Mannes, aher nur f¸r den, der im Winter schon spart. e -_. i7 der ehemalige Generalmajor Remer in G–ttingen vor Studenten floh, die gegen ihn demonstrierten? Er wollte auf einer Kundgebung der Sozialistischen Reichs- partei sprechen, erhielt aber kurzfristig von der nieders"chsischen Landesregie- rung Sprechverbot. Mehrere hundert Studenten zogen unter Rufen Pfui, Remer' zu seinem Hotel. Zwei Minuten vor dem Eintreffen des Demonstrations-. zuges konnte Remer unter Polizeischutz in einem Kraftwagen entkommen. in einem besonderen Programm f¸r Er- ziehung und F–rderung der Sowjet- zonenjugend das SED-Politb¸ro den Bau von Kinderpal"sten' und eine ãfort- schrittliche Kinderliteratur fordert? Eine Medaille mit der Inschrift Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung des Frie- dens' soll zum Wandern anregen. auf dem Hartmannsweiler Kopf, dem Berg, auf dem im ersten Weltkrieg ¸ber 50000 Deutsche und Franzosen ihr Leben lassen muþten, k¸rzlich Hunderte von Studenten der Jeunesse Etudiante Catho- lique aus dem Elsaþ, aus Frankreich, aus Kanada, aus dem Saargebiet und aus Deutschland den Schwur ablegten, jeder an seinem Ort, treu seiner Berufung, Friedensbewahrer zu sein? die ãJunge Filmunion' gegen den ãFilm- dienst' wegen ãGesch"ftssch"digungS Klage erhob? Die Zeitschrift Filmdienst" hat als Organ der katholischen Filmkom- mission f¸r Deutschland ihren Lesern den Besuch des Films Das Fr"ulein und der Vagabund' abgeraten, da der Film das religi–se Gef¸hl und die Sittlichkeit ver- letze. Wir werden auf die Entscheidung des Gerichts zur¸ckkommen, da hier- durch zum erstenmal ein juristisches Gremium mit diesem Problem betraut wird. der Hauptvorstand der Eisenbahner- Gewerkschaften Deutschlands forderte, die Bundesbahn sollte 1000 Lehrlinge in ihren Lehrwerkst"tten unterbringen? Die f¸r die Ausbildung erforderlichen 400 000 DM sollen bei der Bundesregierung an- gefordert werden. durdC die Initiative unserer Wangener Kollegen f¸r unsere Jugendlichen eine gr–þere Skih¸tte pachtweise erworben wurde? Sie bietet 40 Schlafgelegenheiten. Jugendgruppen, die die ãSchilpern-Alpe- H¸tte' benutzen wollen, wenden sich jeweils vier Tage vorher an den Kollegen G¸nter H–ch, Wangen (Allg"u). In der Jahreshauptversammlung der K–lner Gewerkschaftsjugend der Vor- sitzende Willi Schiffer feststellen konnte, daþ die Zahl der Jugendgruppen im K–lner Bezirk im letzten Jahr von einer auf dreiþig angewachsen ist? die Stadt Z¸rndorf bei N¸rnberg am 15. M"rz auf Anregung von US-Resident Officer Charles M. Emerick f¸r einen Tag von einem Jugendparlament verwaltet werden soll? Am 1. M"rz werden in den Schulen der Stadt Wahlen nach Art der Gemeindewahlen stattfinden, um die ju- gendlichen Gemeindevertreter zu ermitteln. Wir sind gespannt, wie dieses Experi- ment verlaufen wird. Vorl"ufig darf man noch etwas miþtrauisch sein; denn es ist die Frage, ob man den jugendlichen Par- lamentariern die gleichen Rechte ein- r"umen wird wie den ãalten Hasen' des Stadtparlaments. Wir werden uns f¸r dieses Experiment interessieren und dar- auf zur¸ckkommen. 5 MIŸYd - ., K. . - 4 , 1 L. . --AS6Jw ir -,ejkuul4 ,lqqb-
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