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Aufwärts
Jahrgang 3, Nr. 8 (April 22, 1950)
Bo., K.
Seit 60 Jahren, pp. 6-[7]
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r.2e t 60 ( Ire" hat der 1. Mai f¸r die Arbeiterschaft in der ganzen Welt eine immer st"rker werdende Bedeutung erlangt. Es war nicht nur ein Tag, an dem Fabriken und Arbeitspl"tze leer blieben und Maschinen und Werkzeuge ruhten, sondern es war auch ein Tag, durch den die damals noch junge Bewegung in jedem Jahr erneut Auftrieb und Kampfesmut erhielt. Daþ die Arbeiter mit der Feier des 1. Mai als Weltfeiertag der Arbeit' zu keiner Zeit eine blutige Revolution beabsichtigten, sieht man am besten an den vorhandenen alten Illustrationen und Photographien, die das Wollen der f¸r ihr Recht friedlich demon- strierendenArbeitermassen kundtun.Und wenn irgendwo der 1. Mai zu einem traurigen Er- innerungstag geworden ist, so war das ein- zig die Schuld der herrschenden Gesell- ihre Forderungen, die ja nichts Unrechtes waren, die sie im Gegenteil als ihr h–ch- stes Recht ansahen, kundzutun. Oder konnte man zu irgendeiner Zeit sagen, daþ das Streben nach einem achtst¸ndigen Arbeits- tag, die Forderung nach dem Verbot der Kinderarbeit, nach Arbeitsschutz und einer Versicherung f¸r Alte, Kranke und Arbeits- lose eine unrechte Forderung gewesen sei? Freiwillig, ohne Zwang, ohne Uniformen und ohne soldatisch ausgerichtete Marsch- reihen, so zogen sie in Berlin und Dresden, in Stodcholm und Kopenhagen, in London und Paris, in Toulouse und Mailand, in Neuyork und Chikago, kurz in allen groþen St"dten der Welt mit Schildern und Fahnen durch die Straþen zu einem Festplatz, wo Gewerkschafts- und Arbeiterf¸hrer Anspra- chen hielten und gemeinsame Freiheitslieder gesungen wurden. Im einzelnen war die Form der Feiern in den verschiedenen L"n- dern, je nach dem Charakter und Tempera- ment des Volkes unterschiedlich. So wissen Die bl. tie ulseier vin i86o in Chikagi Die erste teierlidie Arbeiterkundgebung 1882 in Neuyork schaftsschicht, die es nicht begreifen konnte, daþ der Arbeiter sich das Recht anmaþte, ,seinen' Feiertag auf ,seine' Art festlich zu begehen und die mit Milit"r- und Polizei- aktionen gegen die Landesverr"ter' und ,Rebellen, wie sie die Maifeiernden nairmte, glaubte einschreiten zu m¸ssen. Die alten Skizzen von den Maiumzugen aus den Jahren 1889 und 1890 geben deutlich die Begeisterung wieder, mit der sich die Arbeiter, junge und alte, sogar mit ihren Frauen und Kindern zusammenfanden, um .Maifeier-i mLuu' nach einem Kopenhagener Hoizschnitt v<im Jahre 1889 mit riesigen Fahnen und Standarien wir, daþ in Osterreich, besonders in Wien, die Maifeier zu einem groþen Volksfest wurde mit Rummelplatz und Volksbelusti- gungen, an dem die ganze Stadt beteiligt war. In den s¸damerikanischen St"dten be- schloþ man den Tag mit einem riesigen Fb H,–r schin ein recht ansehnlicher Festzug, der an, 1. Ma> 1890 in Dresder durch die Straþen marschierte 6 ,Angesichts des Graberteldes.; Zeichnung von W. Fabei aus der Maischrift 1919 Es Ist euch verg–nnt, ihr Proleten, f¸r Freiheit, Vaterland und Demokratie in groþen Massenschlachten zu sterbenl Aber ob ihr versteht? Seid still Der Geist weht, wo er will Theo Pirker.
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