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Aufwärts
Jahrgang 2, Nr. 21 (October 8, 1949)
Bo., K.
Jugend baut Wohnheim, p. 6
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Zahlreich sind die Worte, Erkl"rungen un( Versprechungen, die ¸ber die Not der deut schen Jugend abgegeben wurden, und ge wiþ ist auch im Kampf gegen das Elend de heimatlosen, aus ihrer Bahn gerissene] jungen Menschen schon viel geschehen Doch in den meisten F"llen t¸rmen sid zwischen Versprechen und Ausf¸hrung zwischen Wollen und Tun gewaltige Hinder nisse technischer und organisatorischer Art Was die heimat- und berufslosen jungel Menschen, die immer noch auf Bahnh–fen in Bunkern und auf den Land- bzw. Auto straþen anzutreffen sindi, notwendig brau chen, sind sch–ne Wohnheime - keine Barackentager -, die ihnen einen Ersatz f¸ das verlorene Elternhaus bieten k–nntem und in denen sie durch vern¸nftig an gewandte p"dagogische F–rderung zu einem In freiwilliger Arbeit entsteht das neue Wohnheim. Beruf und damit zu einem neuen Mensch- und B¸rgerdasein gef¸hrt werden. Diese Notwendigkeit sehen alle Stellen ein, die sich irgendwie mit Jugendfragen befassen. Aber - ãwer stellt die Mittel zur Ver- f¸gung?', ãwer bezahlt die Arbeitskr"fte?', .wer ist f¸r dieses, wer f¸r jenes zust"ndig und verantwortlich?' Das sind die Fragen, die immer wieder auftauchen, und vor der Unm–glichkeit ihrer Beantwortung verfl¸ch- tigen sich cft alle mit haushoher Begeiste- rung gemachten Plane. Um so mehr freuen wir uns ¸ber das Bei- spiel, das die Jugend aller L"nder mit der Erbauung des Jugendhofes ãPraunheimer M¸hle' in einem Vorort von Frankfurt a. M. gegeben hat. In freiwilliger Arbeit haben junge Amerikaner, Holl"nder, Franzosen, Schweizer, Schweden und D"nen m"nnlichen und weiblichen Geschlechts, zu denen sich bald deutsche Jungen und M"dchen gesell- ten, ein Wohnheim f¸r heimatlose junge M"dchen errichtet. Es waren Studenten und Studentinnen, Arbeiter und Angestellte, die ihre Ferien und ihre Freizeit f¸r diese Ar- beit geopfert haben. Auf dem Gel"nde einer alten, von Bomben stark besch"digten M¸hle erstand ein schmuckes Holzhaus, das 40 M"dchen eine neue Heimst"tte werden soll. Ein zus"tzlicher Holzflachbau enth"lt die Aufenthalts- und Nebenr"ume f¸r die M"d- chen. Das alte M¸hlengeb"ude wurde wie- der aufgebaut und soll die Anlernwerkst"t- ten aufnehmen. Im Herbst schon werden die M"dchen ihren Einzug in das Wohnheim halten. Die tatkr".ftige und aktive Arbeit der jungen Menschen hat ¸ber Frankfurt hinaus Freunde und F–rderer gefunden. Eine Frank- furter Stiftung hatte das Gel"nde zu g¸nsti- gen Bedingungen zur Verf¸gung gestellt, die Stadtverwaltung Frankfurt und das hessische Wohlfahrtsministerium gew"hrten namhafte Zusch¸sse, und sogar Victor Gollancz, der hochherzige Vork"mpfer vieler Maþnahmen zur Beseitigung deutscher Not, leitete eine Sammlung ein, die wertvolle Hilfe brachte. Wir m–chten -w¸nschen, daþ dieses Zusam- menfindpn zu echter sozialer Tat ebenfalls weit ¸ber Frankfurt hinaus Fr¸chte trage, daþ es die jungen Menschen ansporne zu Auch Zementmischen will gelernt sein. Aber Grace, Joy und Herta macht die ungewohnte Arbeit Freude. roros: H-. 1-1. Bauer gleicher Gesinnung kameradschaftlicher Zu- sammenarbeit, die alle Schwierigkeiten letzten Endes ¸berwindet. K. Bo. DIE NEUE MODE UN der /lIIag Als vor nunmehr fast drei Jahren,kap zwei Jahre nach Beendigung des furchtbar- sten aller Kriege, zum ersten Male wled die Modesch–pfer mit neuen Moderlitllle vor die Offentlichkeit traten, da ware i Frauen von dem damals angek¸ndge New Look 1947 mit seinen langen R–ce und all dem sattsam bekannten Tneka unserer Urgroþm¸tter drsn nicht bb- geistert. Nicht allein, dþusdml a N–tigste ZUM Lieben ihberhaupt fht1e fehlte uns auch das Verst"nisfrd Mode, die aus der Vergagnetazue- gen schien wie eineFaaMrnande W¸ste. Ein Griff in die Motekseunsre Urgroþm¸tter sollte aus den seit Jahrzehn- ten um ihre Selbst"ndigkeit ringenden Frauen, denen man im Kriege Ubermensch- lidies zugemutet hatte und die nun mit letz- ter Kraft das Leben selbst zu erhalten ver- suchten, wieder niedliche, sorglos verspielt. Puppen machen. Der Versuch, eine so aus- schlieþlich r¸ckw"rtsblickende Mode ausge- rechnet als New Look 1947 zu lancieren, war, so k–nnte man fast, glauben, wohl einer der vielen Versuche unserer Zelt. so zu tun, als ob es keine aus allen Fugen ge- ratene Gegenwart g"be und es nur einer r¸dcw"rtsblidcenden Anstrengung bed¸rfe, um wieder im Hafen einer festgef¸gten so- genannten guten alten Zeit zu landen. Einer Zeit, die, unter uns gesagt, weder besser noch schlechter war als die heutige, an deren Himmel aber noch eine lebenspendende Sonne auf ungel–ste Daseinsprobleme schien, w"hrend der finstere Schatten der Atombombe die Sonne unseres Himmels zu verdunkeln droht und eine neue, ungeheure und unvorstellbare Vermichtungsgewalt um- seren Daseinsproblemen ein f¸r allemal, t"glich und st¸ndlich ein Ende setzen kann. Geben wir ruhig zu, daþ eine Minderheit unter den Frauen den New Look 1947 und seine Maskerade begr¸þte und mitmachte und hinter einem kostspieligen Aufwand aus R¸schen und Spitzen die Proteste der arbeitenden, fortschrittlichen und hart um ihre Existenz ringenden Frauen aus aller Welt ¸berh–rte, die weder Zelt noch pe~
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