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Aufwärts
Jahrgang 2, Nr. 1 (January 1, 1949)
Keller, Peter
Die Normalleistung, p. 12
Töde, Günter
Wir fordern Lehrwerkstätten, p. 12
Page 12
Wenn der Arbeitslohn in irgendeiner Form von der Arbeitsleistung abh"ngig sein soll, wie es beim Akkord- und Pr"mienlohn der Fall ist, dann muþ nat¸rlich auch eine M–g- lichkeit bestehen, die Leistung zu messen. F¸r die Zwecke der Lohngestaltung kommt es darauf an, die Zeit festzustellen, die bei normaler Leistung f¸r eine Arbeit gebraucht wird. Beim Akkordlohn wird ja diese Zeit bezahlt und nicht die tats"chlidc aufgewen- dete Arbeitszeit; auch bei den Pr"mienl–h- nen aller Art ist im allgemeinen die Ermitt- lung der normalen Leistung von besonderer Bedeutung, da die Normalleistung fast stets die Grundlage f¸r die Pr"mienberechnung bildet. Ehe man daran geht, Arbeitszeiten zum Zwecke der Akkordberechnung zu messen, muþ man sich also dar¸ber klar sein, welche Leistungsh–he als normal gelten soll. Wie wichtig diese Frage ist, geht aus der Uber- legung hervor, daþ bei einer hohen Fest- setzung der Normalleistung nat¸rlich eine gr–þere Anstrengung notwendig ist und der Arbeiter viel schwerer eine ¸bernormale Lei- stung erreichen kann als bei einer niedri- geren Festlegung. In der Anfangszeit der Leistungsmessung hat' man vielfach feststellen wollen, welche Zeit ein erstklassiger Arbeiter braucht, wenn er sein Bestes tut. Lange Zeit galt dann als Normalleistung dieDurchschnittsleistung einer gr–þeren Gruppe von Arbeitern. Auch diese Auffassung konnte nicht gen¸gen, weil sie zu schweren Nachteilen f¸r die Arbeiter- schaft f¸hren muþte. Erstens sagt n"mlich schon der Begriff der Durchschnittsleistung, daþ rund die H"lfte der Belegschaft unter oder h–chstens auf der Durchschnittsleistung liegt; das geht aus der Bedeutung des Wortes "Durchschnitt-- her- vor. Weiterhin bedeutet die Gleichsetzung von Normal- und Durchschnittsleistung, daþ bei einer gestiegenen Leistung einer ganzen Belegschaft nat¸rlich auch der Durchschnitt aller einzelnen Leistungen mit ansteigt und damit die neue, h–here Leistung als normal angesehen wird. Die Gleichsetzung von Nor- malleistung und Durchschnittsleistung be- deutet also, daþ bei steigenden Leistungen einer Belegschaft die Verdienstm–glichkei- ten nicht. mitsteigen, sondern im groþen und ganzen auf der alten H–he bleiben. Neuerdings setzt sich immer mehr, von den Gewerkschaften st"rkstens unterst¸tzt, die Auffassung durch, daþ diejenige Leistung als normal zu bezeichnen ist, die unter den betriebs¸blichen Verh"ltnissen von jedem Arbeiter erreicht werden kann, der die erfor- derliche Eignung besitzt und die Arbeitszeit so ausnutzt, daþ er auf der einen Seite un- n–tige Unterbrechungen der Arbeit vermei- det, andererseits aber auch die notwendigen Erholungspausen w"hrend der Arbeitszeit erh"lt, um seine Arbeitskraft w"hrend des gesamten arbeitsf"higen Alters voll zu er- halten und Sch"digungen seiner Gesundheit zu verh¸ten. Die Normalleistung wird damit die untere Grenze der betrieblich verwendbaren Lei- stungen, und jede Mehranstrengung muþ einen Mehrverdienst ergeben. Die Anerken- nung und Durchsetzung dieses Grundsatzes ist notwendig, um Sch"digungen der Arbei- terschaft durch die Akkordarbeit zu vermei- den. Peter Keller WIR FORDERN LEHRWERKSTATTEN -Dieser Ruf der schaffenden Jugend wird im- mer deutlicher. Er veranlaþt die maþgeben- den Stellen, sich noch ernsthafter als bisher mit diesem Problem zu besch"ftigen. Selbst- verst"ndlich bleibt die Meisterlehre bestehen, sie abschaffen zu wollen, w"re ein Unding, denn hier bekommt der Lehrling den Blick -in die Betriebsarbeit, und das ist f¸r ihn sehr wichtig. Weldcen Zweck sollen nun die Lehr- werkst"tten erf¸llen? Der junge Lehrling schlieþt mit einem Mei- ster den Lehrvertrag ordnungsm"þig ab. Statt nun aber zu ihm in die Werkstatt zu gehen, nimmt ihn die Lehrwerkstatt f¸r 1/2 oder 1 Jahr auf. Von eigens hierf¸r ausge- suchtem besten Ausbildungspersonal erh"lt er nun vom ersten Tag seiner Lehre an die Grundkenntnisse des Berufes, den er zu ler- nen sich verpflichtet hat. Dies ist schon ein sehr wichtiges Moment, denn der Lehrling hat noch eine leidcte Auffassungsgabe und wird das Erlernte behalten und richtig ver- werten. Weiterhin kann nach einiger Zeit festgestellt werden, ob er tats"chlich den richtigen Beruf ausgew"hlt hat, sonst hat er die M–glichkeit, sich noch anders zu entschei- den. Diese aufgezeigten Dinge lassen sich bei der Meisterlehre nicht so leicht er- reichen, da wohl der ¸berwiegende Teil der Lehrstellen in kleinen Handwerksbetrieben zu finden ist, welche zu ¸berwachen nur theoretisch m–glich sein kann. Die Praxis hat bewiesen, mit welchen Arbeiten die Lehr- linge zu Beginn der Lehrzeit betraut wer- den. In den seltensten F"llen hatten sie mit der tats"chlichen Berufsausbildung zu tun. Das k–nnen wir uns heute in einer Zeit, wo ¸berall ein Mangel an guten Facharbeitern besteht, nicht erlauben. Wir verlangen im Interesse des ganzen Volkes, daþ die Lehr- zeit von A bis Z ordnungsm"þig zur Beruf s- ausbildung benutzt wird. Die Lehrwerkst"t- ten bieten die beste Gew"hr daf¸r. Die Arbeit darf nat¸rlich nicht in den direk- ten Produktionsprozeþ eingeschaltet werden, z. B. die laufende Herstellung irgendwel- cher Massenartikel. Jedoch sollte jedes von den Lehrlingen angefertigte St¸ck eine ent- sprechende Verwendung finden, damit er auch den Wert seiner Arbeit erkennt. Hier- durch wird die Freude am Beruf wesentlich erh–ht. Hat der Lehrling nun 1/2 oder 1 Jahr in die- ser Lehrwerkstatt verbracht, so geht er in den Betrieb des Meisters, mit dem er den Lehrvertrag abgeschlossen hat. Er verf¸gt bereits ¸ber ein Grundwissen, was den Mei- ster. veranlassen wird, ihm vern¸nftige Ar- beit in die H"nde zu geben. Man wird sich wohl ¸berlegen, den Lehrling jetzt noch mit nebens"chlichen Dingen zu besch"ftigen. Und dieses muþ den Meistern aus der Hand ge- nommen werden. Ein Lehrling soll etwas lernen und nicht der Ausbeutung preis- gegeben werden. Von Zeit zu Zeit wird der Lehrling zur Ablegung von Zwischenpr¸- fungen in die Lehrwerkstatt gerufen, an Hand der Ergebnisse kann alsdann leicht festgestellt werden, wie die Ausbildung beim Meister vonstatten geht. Abschlieþend noch ein Wort ¸ber die Finan- zierung der Lehrwerkst"tten. Diese muþ zum wesentlichen Teil durd. die Handwerksmei- ster get"tigt werden, welche ihre Lehrlinge dort zur Ausbildung haben. Zusch¸sse aus staatlichen Mitteln werden auch erforderlich sein und k–nnen ohne weiteres aufgebracht werden. Schlieþlich hat auch der Staat ein groþes Interesse an einer guten Nachwuchs- ausbildung im Handwerk. Sie wird beim Wiederaufbau sowie bei der Errichtung eines demokratischen Staates eine ausschlag- gebende Rolle spielen. Gunter Tode A U G U S T 1. VORSITZENDER Dia U treffei DES I N DUSTRIE- reich VERBANDES Gewe: BERGBAU Zone. 5 eILLU den 1 beset2 Berglk hinwe das vi dem V Der N nicht Tr"gei nur ei: dieser leuten siertei Am 8. Schmi m¸þte hinter samke Dieses Foto: Hamer seine (Bildarchiv IV Bergbau) Schmi 5 C H M 1 D T In Dortmund-Ospel geboren, ergriff er politischer Mandate aus dem Wege ge- s nach der Entlassung aus der Volks- gangen. SeineArbeitskraft, seine Kennt- ä, berschrift ist nicht mehr ganz zu- schule den Bergmannsberuf seines nisse und F"higkeiten stellte ei restos id. Der Verband hat seinen Be- Vaters. Im Jahre 1902 trat er dem da- in den Dienst der Bergleute. Nur aus sS ausgedehnt auf die Bergarbeiter- maligen alten Verband bei, und sieben diesem Grunde nahm er 1922 die Be- i rkschaften der amerikanischen Jahie sp"ter schon wurde er als Be- rufung in den vorl"ufigen Reichswirt- Verhandlungen ¸ber die Her- zirksleiter dieses Verbandes nach Essen schaftsrat an. - ag einer Arbeitsgemeinschaft mit geholt. 1918 rief man ihn in die Haupt- Als nach der Uberrollung die Bahn f¸r Kameraden aus dem franz–sisch verwaltung nach Bochum. Er schaffte echte gewerkschaftliche Arbeit wieder zten Gebiet schweben. Daþ die die tariflichen Regelungen im gesamten frei war, da herrschte unter den Berg- 5 eute so ¸ber die Zonengrenzen deutschen Bergbau - die sein Werk leuten aller Richtungen Ubereinstim- ft g enger zusammenr¸cken k–nnen, sind. Als "Tarif-Schmidt' war er in mung dar¸ber, daþ nur August Schmidt ardanken sie nicht in letzter Linie allen Bergrevieren bekannt. 1928 wurde der Vorsitzende sein k–nne. Alles, w as Virken des Verbandsvorsitzenden. er der Stellvertreter des Kollegen Huse- den Gewerkschafter auszeichnen soll, ; lame Schmidt sagt den Deutschen mann im Vorsitz des Verbandes. Diese das lebt August Schmidt seinen Kame- viel, denn tausende Leute sind Stellung ¸bte er aus bis zur Liquidie- raden vor. Seine vorbildliche Ruhe und :. r dieses Namens. Aber es gibt rung der Gewerkschaften durch die Gelassenheit bringen ihn und den Vetr- inen Augu s t S c h m i dt-und Nazis. band ¸ber schwierigste Situationen hin- w . Name sagt den deutschen Berg- Die T"tigkeit des hervorragenden Berg- weg. Er redet nicht nur von der not- und den international organi- arbeiterf¸hrers war nicht an deutsche wendigen Toleranz, sondern er respek- n Kumpels alles. Grenzen gebunden. Internationale Kon- tiert die tberzeugungen aller ehrlichen Mai dieses Jahres wurde August ferenzen in Br¸ssel, Amsterdam, Wien, Mitarbeiter in seiner Organisation. Sein dt 70 Jahre alt. In diesem Alter London und Paris f¸hrten. ihn in viele Charakterbild ist immer ungetr¸bt ge- ein Mann in beschaulicher Ruhe L"nder. Er besuchte St"dte' in der blieben. - Es wird einmal sehr schwer dem Ofen sitzen und in Geruh- Tschechei, Polen und im n–rdlichen sein, f¸r diesen Mann den richtigen .m it seinen Lebensabend verbringen. Schweden. Er nahm teil an den Arbeits- Ersatz zu finden. - 'orl"ufig ist Au- Recht k–nnte - pochend auf tagungen des Internationalen Arbeits- gust Schmidt der Repr"sentant aller t Lebensarbeit - besonders August amtes in Genf. Dieser weitgereiste deutschen Bergleute, die ihn und sein di dt f¸r sich in Anspruch nehmen. Mann ist mit viel Gl¸ck der Annahme Wirken noch nicht entbehren k–nnen. Pl. D I E N O RM A L L EI ST U N G &mmm2MMRWMo, a , - - - ª-N., - - e.-- e ,9," 11 , , e v, .' -i, 1, _N - t lI
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