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Vertriebene, Flüchtlinge, Kriegsgefangene, heimatlose Ausländer : 1949-1952
(1953)
1. Die Entstehung des Bundesministeriums für Vertriebene und Seine Aufgaben, pp. 3-4
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2. Die Aufklärung im In- und Ausland, pp. 4-8
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Die unter diesen Umstanden in den abgelaufenen drei Jahren eingetretenen Ent- wicklungen sind nachstehend fur die einzelnen Sadhgebiete dargestellt. Vereinzelte Wiederholungen konnten nicht vermieden werden, um die Sachdarstellung nicht zu durchbrechen. 2. Die Aufklarung im In- und Ausland Eine wichtige Aufgabe des Bundesministeriums fur Vertriebene war die Aufklirung des In- und Auslands uiber die Grofe des Flichtlingsproblems. Heute befinden sich noch etwa 200 000 heimatlose Auslinder oder sonstige auslandische Flfichtlinge im Bundesgebiet. Ferner leben hier etwa 8,2 Millionen heimatvertriebene Deutsche und etwa 1,8 Millionen Zuwanderer aus der sowjetisch-besetzten Zone. Durch mehr als Hunderttausend Druckschriften, Zeitungsartikel, Statistiken und Kartenmaterial, besonders auch in fremden Sprachen, sowie durch Vortrage, Rund- funk und Film wurde der Offentlichkeit im In- und Ausland eine Vorstellung von der Grofe und Vielfalt des FlUchtlingsproblems vermittelt. Dabei wurde auch auf Wortlaut und Geist der ,Charta der deutschen Heimatvertriebenen" verwiesen. Sie halt den Rechtsanspruch auf die angestammte Heimat aufrecht, spricht aber ausdrUck- lich den Verzicht auf Vergeltung aus. Sie bekennt sich zur Mitarbeit am Wiederaufbau Deutschlands und bei der Schaffung eines geeinten Europas. Im Inland wurde die Bedeutung der Tatsache, dag der Anteil aller FlUchtlinge an der Einwohnerzahl des Bundesgebietes mehr als 200/0 betragt, in ihrer vollen Tragweite mehr und mehr gewUrdigt. Das Ausland hatte, entsprecbend der politisd-en Situation des Jahres 1945, zunachst als FlUchtlinge nur die Angehorigen der Vereinten Nationen anerkannt, die bei Kriegsende in Deutschland lebten. Die Statuten der UNRRA und der IRO unterstiitzten diese Auffassung und schlossen ausdrilddich die deutschen Vertriebenen von jeder Betreuung aus. Daher war das Ausland nach Ein- stellung der IRO-Tatigkeit der Auffassung, es g"be in Zentraleuropa kein FlUchtlings- problem mehr. General Clay hatte noch im Jahre 1948 erklart, das Vertriebenen- problem sei eine rein deutsche Angelegenheit. Das Bundesministerium fur Vertriebene war unablIssig bemiuht, hier Aufklarungsarbeit zu leisten, und fand dabei die Unter- stiutzung zahlreicher in- und auslandischer Wohlfahrtsorganisationen, Privatpersonen, kirchlicher und amtlicher Stellen. Erfreulicherweise haben inzwischen fast alle verant- wortlichen Stellen der Welt erkannt: Das deutsche Vertriebenenproblem ist nicht nur fur die Bundesrepublik ein Problem erster Ordnung. So erklarte der UNO-Fliicht- lingskommissar am 3. 9. 1951, das deutsche Vertriebenenproblem gehe wegen seiner Auswirkungen die gesamte freie Welt an. Das Ausland war zunachst nur bereit, durch Erleichterung der Auswanderung zu helfen. Durch standige Aufklarungsarbeit gelang es aber, das Ausland auch davon zu uberzeugen, daB angesichts der Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevolkerung und der hemmenden Bestimmungen der Einwanderungslander nicht die Auswanderung wie noch im ,,Walterbericht" im Februar 1950 dargelegt - sondern die Eingliederung der Vertriebenen im Bundesgebiet die beste Losung des Vertriebenenproblems sei. Die ,Sonne-Kommission", die aus unabhangigen amerikanischen Sachverstandigen und deutschen Fachleuten bestand, die nicht Vertriebene waren, bestatigte in ihrem Gutachten die deutsche Auffassung. Sie befurwortete eine Eingliederung der Ver- triebenen im Bundesgebiet durch Wohnungsbau, landliche Siedlung, Arbeitsplatz- 4
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