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Drews, Richard; Kantorowicz, Alfred, 1899- (ed.) / Verboten and verbrannt, deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt
([1947])
Bernhard Kellermann, pp. 86-88
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Friedhelm Kemp, p. 88
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,,Keine besonderen feindlichen Verluste. Man findet die Batterien ver- lassen. Aber dahinter stehen neue." ,,Und der - Geist der Truppe?" ,,Herrlich- wunderbar, wie immer. Kampfen bis zur Erschopfung. Ohne ordentliche Verpflegung, seit Wochen ohne Ablbsung . . ." ,,Einzelne Divisionen nur noch Stabe - Feldkulchen, Kraftfahrer Fiustern. Raunen. Der General setzt den Kneifer auf und blickt arg- wohnisch aus der Nische. tVberall Lauscher. Wenn der Feind das erfuhre-! ,,Eineinhalb Miilionen amerikanischer Truppen -" Plotzlich zieht der General die Uhr und erhebt sich rasch. Seine Hande sind eisig kalt. Er schwankt beim Hinausgehen. Und die graue Limousine rast durch die gliuhenden Stral3en: Sitzungen, Konferenzen .,, FRIEDHELM KEMP 1915 In K8l1n geboren, gehbrte zu den helm Kemp die Tagebticher von Baude- Aktivisten der ,,Freiheit-Aktion Bayern". laire unter dem Titel ,,Das entblitte Herz' Er hat zwolf Jahre lang nichts publiziert; tibersetzt. Aus der bei Desch in Minchen vor 1933 erschienen Ubersetzungen und erschienenen Sammiung stammt das hier eigene Gedichte. Neuerdings hat Fried- abgedruckte Gedicht ,,DE PROFUNDIS": Herr des Scbreckens, Herr der Not, unserm lobvergelnen Munde gib auch heut dein tdglich Brot, dieses Graun der letzten Stunde tdglich uberm Land! Herr des Todes, deine Hand richte gnadig uns zugrundel Keine Glocken - Herr, dein Rufen heult in unser schlalend Herz; uber tausend Hollenstuten stout dein Grimm uns niederwdrts. Herr auch der lebendig Toten, weckend schleudern deine Boten Blitze, Fackeln, Fels und Erz. Keiner hort der Tiefe Jammer hoch im gellenden Gewolk - Brich doch, Grab, du dumpfe Kammerl Mauern, brecht! Zerbrich, Gebdlkl Wolle, Herr, ein Ende machenl Uns die Schonen, uns die Schwachen, grauen Lachelns, tranenwelk, uns in Kraft und Herrlichkeit, uns mit lauten Namen - senke in den Staub der Zelt diesen bittren Samenl Gram und Asche; immer blieb doch die Liebe, Herr, vergib allen, die vergcben! Amren.
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