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Germany (West). Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen. / Polit-Kunst in der Sowjetischen Besatzungszone; "III. Deutsche Kunstausstellung 1953" Dresden.
(1953)
Wulffen, Christian
Polit-Malerei statt Kunst, pp. 8-14
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Miirz 1953 Die fur Herbst 1952 angesetzte ,,1II. Deutsche Kunstausstellung" wird auf Marz/April 1953 versehoben, weil ,,fortschrittliche" Bilder und Pla- stiken nur in unzureichenden Mengen zur Verfiigung stehen. Die Er- offnung im renovierten Albertinum auf der Briihlschen Terrasse wird zur Proklamierung der ,,Ersten deutschen Kunstausstellung des Sozia- listischen Realismus" benutzt. Die Jury besteht aus zumeist kommunisti- schen Kulturfunktionairen, linientreuen Malern und Bildhauern sowie einigen westdeutschen Mitlaufern. Professor Albiker aus Ettlingen geh6rt zur Jury, fahrt jedoch nicht in die Sowjetzone. Otto Dix ist nicht mehr vertreten. Der neue Generalsekretiir des ,,Verbandes bildender Kuinstler", der Kulturfunktionar Herbert Gute*), bestimmt fast ausschlieBlich, welche Bilder gezeigt werden. Horst Strempel, der noch 1949 als Kollektivmaler ideologisch hervortrat, ist inzwischen nach Westberlin gefluichtet. Josef Hegenbarth wird nicht zugelassen. Er droht, das Ehrenprasidium zu verlassen, wenn seine Bilder nicht aufgenommen werden. Man lenkt ein und lIaBt ein paar Zeichnungen zu. Die ,,Abstrakten" und ,,Surrealisten" sind nicht mehr vertreten. Es herrscht die ,,Polit-Malerei". ,,Sozialistische Brigaden der bildenden Kunst" stellen Wandbilder aus, die die neue ,,Thematik" zeigen. Der ,,Sozialistische Realismus" entpuppt sich als kommunistische Familien- malerei, die in der Technik ohne Nivean und im Genre jenseits jeder moglichen Kritik erscheint. Ein Fiasko der bildenden Kunst, wie es um- fassender nicht gedacht werden kann. Die bisher namhaftesten Maler und Bildhauer der Sowjetzone sind nicht mehr oder nur als Randerschei- nungen vertreten. Der linientreue Naehwuchs erhalt die besten PlItze. Obwohl der Bildhauer Gustav Seitz**) monatelang als ,,Botschafter der bildenden Kunst in der DDR" durch Westdeutschland gereist war, um namhafte Kollegen nach Dresden zu holen, ist der Westen kaum mehr vertreten. Ein Beispiel: Der Hamburger Maler Willy Colberg schickte nach Dresden abstrakte Bilder. Sie wurden abgelehnt. Colberg fuhr in die Sowjetzone. Man schickte ihn auf das Lausitzer SchIoichen Rammenau. Dort malte er den ,,Hamburger Streikposten" (siehe Abb. S. 25) -ein schlechtes politisches Plakat. ,,Botschafter" Seitz selbst stellt drei Pla- stiken zur Verfuigung, die die Kulturfunktion-are enttauschen. Auch er kennt anscheinend den ,,Sozialistischen Realismus" noch nicht. *) Gute,Herbert,Professor,,,Kunstwissenschaftler",GeneralsekretardesVerbandes Bildender Kiunstler der,,DDR", Mitglied der Statlichen Kommission fur Kunstange- legenheiten der ,,DDR". **) Seitz, Gustav, Nationalpreistrager, Mitglied der Akademie der Kiunste der ,,DDR". 13
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