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Beier-Red, Alfred, 1902- / Mit dem politischen Pinsel
(1953)
Brockdorff, Cay
Vorwort, pp. 5-8
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Für die erste Aufgabe sind der Optimismus und die sozialistische Romantik Grundforderungen des Erkennens und Gestaltens. Für die zweite und dritte brauchen auch wir Künstler, "die" - um mit Malenkow zu sprechen - "mit der Flamme der Satire alles Nega- tive, Vermoderte, Abgestorbene, all das, was die Vorwärts- bewegung hemmt, aus dem Leben ausbrennen". Der Witz im Gegensatz zur Satire ist ein wichtiges Mittel zur Aufdeckung des Einfachen und Verständlichen in der Entwick- lung. Er muß jedoch immer das Ziel im Auge haben, das schein- bar Komplizierte zu klären und zu lösen, indem er das Einfache dem Verwirrten gegenüberstellt. Die hierbei entstehende Span- nung darf jedoch nicht aus einer Unvereinbarkeit des Dargestell- ten oder aus Unernstem und der Verleugnung elementarer physikalischer und gesellschaftlicher Eigenschaften entstehen. Viele Zeichnungen sogenannter deutscher Karikaturisten gehen von solchen falschen Vorstellungen aus, verniedlichen, statt die Scheußlichkeit des Gegners sichtbar zu machen. Auch hier ist meisterhaftes Können der Zeichnung, sinnlich richtige Wahr- nehmung und bewußte Konzentration auf das Wesentliche die Hauptforderung. Ein weiteres wichtiges Element der politischen Grafik ist der Humor. Er hilft bei der Aufdeckung des Zukünftigen mit den Mit- teln der Lebensbejahung, er löst befreiendes Lachen aus, das zur Oberwindung des Alten beiträgt. Der Betrachter muß durch Lachen besser werden. Die Jbersteigerung des Typischen darf niemals zur Deformation der Wirklichkeit und seiner Erscheinung führen, sondern hat immer die Aufgabe, aus der Fülle der Wirk- lichkeit das Wesentliche zu konzentrieren. Viele dieser Forde- rungen sind von Beier-Red bereits verwirklicht. Es gelingt ihm, in seinen Blättern besonders die zweite Grundforderung sichtbar zu machen und den Gegner prinzipiell und unversöhnlich zu brandmarken. Daß er die Notwendigkeit erkannt hat, nicht nur die feindlichen Kräfte, sondern auch den positiven Helden zu gestalten, zeigt z. B. seine Zeichnung auf Seite 11, die anläßlich der Reichstags- wahlen im Jahre 1932 entstand. In ihr wird der geschichtlich un- abweisbare Sieg der Arbeiterklasse verdeutlicht. Das vorliegende Bildwerk führt uns durch die schöpferische Ar- beit vieler Jahre. Möge es dem Beschauer Erkenntnis und Ver- pflichtung zu eigenem Handeln bringen und ihm als Waffe im großen Kampf um den demokratischen Aufbau, die Einheit Deutschlands und die Erhaltung undFestigung desFriedens dienen. Dr. Cay Brockdorff
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