Page View
Lüthi, Walter, 1901- / Deutschland zwischen gestern und morgen: ein Reisebericht.
([1947])
Der Klagegeist, pp. 67-71
PDF (1.2 MB)
Von der Deutschen Schuld, pp. 71-78
PDF (1.9 MB)
Page 71
Nur die konkrete Vergebung der konkreten Schullderkenutnis ist ein wirksamer Schutz gegen den Klage- und Anklage-Geist. Auf diese Weise entsteht ein sauberer Boden und eine klare Sicht, entstehen klare Gedanken und klare Gefuihle und auch klare Entschliisse und eine klare Haltung. Was aber nicht durch den Engpal3 der Schuld gegangen ist, bleibt ver- schwommen und schwammig. Das ist's, was jeder, der sich vom Klage- und Anklagegeist herumnehmen al3t, trotz aller Wohlmeinenheit und Mildtatigkeit jetzt an den Deutschen siindigt, ja, man kann sich jetzt an ihnen versiindigen, man kann ihnen jetzt aus falscher Milde heraus behilflich sein, um den Engpal3 heil~samer Schulderkenntnis herumzukommen dadurch, daB man sie in der Neigung, das unbegreifliche Schicksal und das bose Ausland anzuklagen, unterstuitzt. Ob es sich nun um Deutsche oder um Angeh6rige irgendeines anderen Volkes handelt - man tut dem Menschen keinen schlechteren Dienst, als wenn man ihm das grol8te Angebot aller Zeiten vorenthalt: Und das ist die Vergebung der Schuld. Nun ist es aber an der Zeit, noch ganz konkret auf die Frage der deutschen Schuld einzugehen. Von der Frage, wie der Mensch zu seinem Gestern steht, hiangt die Art und Weise ab, wie er sein Morgen gestalten wird. Von der deutschen Schuld Wer nach dem Krieg 1914/18 nach Deutschland kam, der begegnete damals im Gesprach mit den Deutschen immer wieder dem Schlagwort von der <<Kriegsschuldluge>>. Man lehnte damals mit iul~erster Entschiedenheit auch nur die entfernteste Moglichkeit ab, am Kriege schuld zu sein. Solche 71
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright