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Lüthi, Walter, 1901- / Deutschland zwischen gestern und morgen: ein Reisebericht.
([1947])
Das Gespräch mit den Deutschen, pp. 59-63
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Die Verweigerung des Gespräches, pp. 63-67
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Christus in die Zeit gekommen ist, mehr trostlos und hoff- uungslos. Es gibt einen Trost uiber jede Vergangenheit, uned es gibt eine Hoffnung fur jede Zukunft - auch fur die deutsche -, freilich nur eine einzige Hoffnung und nur einen einzigen Trost: Christus. Darum galte jetzt, zwischen Gestern und Morgen, das eine: Christus zu erkennen. Deutschland braucht Seelsorge. Seelsorge brauchen, das heiJlt: des Arztes beduirfen. Die Verweigerung des Gespraiches Das trifft man im heutigen Deutschland auch. Wir wollen versuchen, den Urisachen und Hintergriinden solcher Ge- sprachsverweigerung nachzugehen, umr sie zu verstehen. An der Fassade einer deutschen Universitat stehen in gol- denen Lettern die Worte geschrieben: <<Dem ewigen Deutsch- tum.>> Die Besetzungsmacht hat sie nicht heruntergeholt. Es hangt solch eine Anschrift zunachst zusammen mit dem Mil3- brauch, der uiberhaupt mit dem Worte <<ewig» je und je und eine Zeitlang mit besonderer Vorliebe getrieben worden ist. Wenn die Norweger von den <<ewig singenden Walldern>> er- zahlen, und wenn wir Schweizer vom <<ewigen Schnee>> singen, dann ist das auch fibertrieben, ganz zu schweigen gar von jenem seltsamen literarischen Erzeugnis, das in einem ange- sehenen Schweizer Verlag erschienen ist unter dem Titel: <<Die ewige Schweiz>>. Und doch hat es noch eine etwas be- sondere Note, das Wort vom <<ewigen Deutschtum>>, das an der Vorderseite der Freiburger Hochschule prangt. Man be- gegnet den Spuren dieses Besonderen am Empfinden der Deutschen ungesucht und unberufen immer wieder und zwar auch bei Menschen, von denen man es nicht erwartet hatte. 63
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