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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
1. Das westdeutsche Rüstungspotential, pp. 48-51
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Auf die Frage, von wem diese Schwierigkeiten gemacht worden seien, erwiderte Bevin: ,,Die Amerikaner anderten fortwahrend ihren Standpunkt und brachten dann vollig neue Vorschlage." In Wirklichkeit wurde jedoch das westdeutsche Riistungspotential seit 1945 kaum verringert, auf einzelnen Gebieten sogar laufend vergr6Bert. Nachdem die ameri- kanischen Imperialisten sichergestellt batten, daB die westdeutsche Industrie fest in der Hand der deutschen Monopolisten bleiben wurde, taten sie alles, um sie zu starken. Allein seit der separaten Wahrungsreform in den Jahren 1948 bis 1950 sintl 42.8 Milliarden Mark in der westdeutschen Industrie neu investiert worden. Das macht pro Jahr durchschnittlich 17 Milliarden Mark. Diese Summen wurden vor- wiegend in den von den westdeutschen Monopolisten beherrschten kriegswichtigen Industrien zur Erweiterung des Riistungspotentials angelegt. Im Vordergrund stehen dabei die Kriegsverbrecherkonzerne der Montanindustrie und der Chemieindustrie. Die Kapazitat der Stahlproduktion und die Erzeugung einer ganzen groBen Reihe von kriegswichtigen Chemikalien ist in Westdeutschland bereits gr6Ber als vor dem zweiten Weltkriege in ganz Deutschland. Selbst der amerikanische ,,Hohe Kommis- sar" McCloy kann nicht umhin, in seinem Bericht fur die Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember 1950 festzustellen: ,,Westdeutschland ist fur Europa noch immer der Hauptlieferant gewisser riistungswichtiger Chemikalien." (5. Vierteljahresbericht des amerikanischen Hochkommissars fir Deutschland, S. 35.) Dieser Bericht deckt in dankenswerter Weise die Ursachen fur die Bevorzugung der westdeutschen Monopolisten durch den amerikanischen Imperialismus auf, die in erster Linie das nach wie vor starke westdeutsche Kriegspotential sind. In dem Teil des Berichts, der die Uberschrift tragt ,,Die wirtschaftlichen Seiten des Verteidi- gungsproblems', wird gesagt, daB ein Drittel der gesamten europaischen Industrie- produktion des Jahres 1938 aus Deutschland kam. Daruber hinaus stellt der Be- richt fest: ,,Der GroBteil der deutschen Vorkriegskapazitat in der Schwerindustrie, der fur einen Verteidigungsbeitrag in Frage kommt, liegt im Gebiet der Bundes- republik. Diese industrielle Kapazitit, die einst gegen Europa mobilisiert wurde, kann heute einen gewaltigen Beitrag zu den Erfordernissen der Ver- teidigung sowohl Deutschlands als auch der Atlantikmachte liefern." (Ebenda, S. 34.) Die westdeutsche Industrie, die mit ihren groBen Mbglichkeiten friedlichen Zwecken dienen konnte, die Bedeutendes dazu beitragen konnte, den Lebensstandard des deutschen Volkes zu erhohen, wird somit unter dem fadenscheinigen Vorwand der ,,Verteidigung", der schon von Hitler miBbraucht wurde, in der Hand der Monopo- listen und unter der Anleitung durch den amerikanischen Imperialismus zu einem Kriegsinstrument, zu einem Mittel der Vernichtung von unermeBlichen Werten und zur Vernichtung des Wertvollsten uiberhaupt, der Menschen selbst. Das ist der wichtigste Grund, weshalb die amerikanischen Imperialisten den deut- schen Imperialismus wiedererrichten und weshalb sie diesen deutschen Imperialis- mus zu ihrem Hauptverbiindeten ausersehen haben. 51
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