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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
1. Das westdeutsche Rüstungspotential, pp. 48-51
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Bereits am 12. Dezember 1945 sagte Oberst Bernstein vor dem Unterausschul3 des Ausschusses fur Militarfragen beim Senat der USA uber die Beseitigung der deut- schen Riistungsindustrie folgendes aus: ,,Ich glaube, bei frufheren Vernehmungen vor Ihrem AusschuB wurde auf Grund von Untersuchungen bezeugt oder festgestellt, daB 75 v. H. der deutschen In- dustrie intakt oder unschwer wiederherzustellen seien. Meine eigenen Unter- suchungen und Studien besagen, daB dies in Wirklichkeit ein Minimum ist. Es ist ein Minimum bei IG Farben, wo wir festgestellt haben, daB wahrschein- lich 87 v. H. in Gang gesetzt werden k6nnten, und wenn die Deutschen 3 bis 6 Monate Zeit fulr Reparaturen haben, dann ware ein viel grolerer Teil in der Lage, sofort zu arbeiten." ('Elimination of German Resources for War', Hearings before a Subcommittee of the Committee on Military Affairs, United States Senate, 74241, Washington 1946. S. 1113.J Das riesige, weithin sichtbare Verwaltungsgebaude des IG Farbentrusts in Frank- furt a. M. wurde durch Luftangriffe iuberhaupt nicht, die gewaltigen Fabrikanlagen der IG Farben nur in geringem MaBe (von 55 Betrieben in der amerikanischen Zone wurden nur 2 beschadigt) in Mitleidenschaft gezogen. Die sch6ne Frankfurter Alt- stadt mit dem Geburtshaus Goethes und vielen anderen Kostbarkeiten dagegen wurde von den amerikanischenPiloten miuhelos gefunden und demErdboden gleich- gemacht. In einer Geheimsitzung des Produktionsburos der IG Farben am 27. Fe- bruar 1945 wurde mitgeteilt, daB auf dem Gebiet der Energielieferung nur etwa 16,5 v. H. der Gesamtlieferung zeitweise durch Bombenschaden ausgefallen seien. Die Zahl der Hochofen in Rheinland und Westfalen betrug im Jahre 1936 insgesamt 82, in der britischen Zone im Jahre 1947 dagegen 118, die Zahl der Thomas- und Bessemerbirnen 54 und 67, die Zahl der Siemens-Martin-Ofen 184 und 213. Diese Zahlen und Tatsachen zeigen eindeutig, daB die Kriegfuihrung der amerikanischen Imperialisten bewuBt darauf angelegt war, das deutsche Kriegspotential zu schonen. und daB sie zum Ergebnis gehabt hat - was den Westen Deutschlands anbelangt -, daB die Riustungsanlagen im wesentlichen erhalten blieben und am Ende des Krieges immer noch leistungsfahiger waren als bei seinem Beginn. Im Osten Deutschlands dagegen, wo der Krieg von den Faschisten mit aller Wildheit gefuihrt wurde,'sanken Hunderte von Betrieben allein durch die erbitterten Landkampfe in Schutt und Asche. Wie es eines der vereinbarten Kriegsziele der Anti-Hitler-Koalition war, die deut- schen Riistungsanlagen zu zerstbren, blieb es auch ihr Friedensziel, die Kriegsindu- strie zu beseitigen und eine friedliche wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands zu garantieren. In den Beschlussen der Potsdamer Konferenz wurde daher unmiB- verstandlich festgelegt: ,,Zur Vernichtung des deutschen Kriegspotentials muB die Erzeugung von Waff en, militirischer Ausrustung und Kriegsger&t sowie die Erzeugung aller Typen von Flugzeugen und Hochseeschiffen verboten und unterbunden wer- den." Entsprechend diesen Beschliussen wurde ein Plan zur Beseitigung der Riustungs- industrie in ganz Deutschland ausgearbeitet In den Westzonen sorgte jedoch die 49
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