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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
1. Das westdeutsche Rüstungspotential, pp. 48-51
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1. Das westdeutsche Ruistungspotential Einer der wichtigsten Griunde fur die Wiedererrichtung des deutschen Imperialismus und fur seine Behandlung als Hauptverbiindeter des amerikanischen Imperialismus ist die Starke des westdeutschen Kriegspotentials und das Vorhandensein kriegs- erfahrener Offiziere. In der Erklarung der Konferenz von Teheran, die am 1. Dezember 1943 von Genera- lissimus Stalin, Prasident Roosevelt und Premierminister Churchill unterzeichnet wurde, hieB es: ,,Keine Macht der Welt kann uns daran hindern, die deutschen Heere zu Lande, ihre U-Boote zur See und ihre Rulstungsanlagen aus der Luft zu zer- storen." Die Vernichtung des deutschen Kriegspotentials war demnach ein erklartes Kriegs- ziel der Alliierten. Wie sah jedoch die Praxis der anglo-amerikanischen Krieg- fuhrung aus? Von der Verzogerung der Eroffnung einer zweiten Front in Europa ist an anderer Stelle die Rede. Wie sah es mit der Zerst6rung der Riistungsanlagen aus der Luft aus? Die anglo-amerikanischen Luftangriffe richteten sich nur in Ausnahmefallen gegen industrielle Ziele, wahrend ihre wichtigsten Objekte die Wohngebiete der deut- schen Zivilbevolkerung waren. Weder die deutsche Kohlenf6rderung noch die Eisen- und Stahlerzeugung wurden durch die Luftangriffe ernsthaft verringert. Ob- wohl die Kohlenzechen des Ruhrgebiets sowie seine Stahlwerke in unmittelbarer Reichweite der englisch-amerikanischen Bombengeschwader lagen, und obgleich sie ausgezeichnete Ziele abgeben, wurden nach offiziellen amerikanischen Unter- suchungen nur etwa 2 v. H. der Kohlenf6rderung und etwa 5 v. H. der Eisen- und Stahlerzeugung durch Luftangriffe lahmgelegt. Dagegen wurden die Wohngebiete der Ruhrarbeiter durch erbarmungslose Luftangriffe dem Erdboden gleichgemacht. In einer geheimen Untersuchung fiber die Wirkungen der amerikanischen Luftbom- bardements in Deutschland heift es: ,,Die Alilierten versuchten nicht, die deutsche Wirtschaft als Ganzes, o d e r auch nur die Kriegswirtschaft als Ganzes zu vernichten." Nach den Angaben dieser Untersuchung, die vom ,,United States Strategic Bombing Survey" durchgeffuhrt wurde, erreichte die deutsche Ruistungsproduktion trotz der gewaltigen Bombardierungen im Durchschnitt des Jahres 1944 rund 280 v. H. der Erzeugung des Jahres 1942. Selbst im Marz 1945, als bereits ein groBer Teil des deutschen Territoriums besetzt war, betrug die Rustungsproduktion noch 45 v. H. mehr als im Durchschnitt des Jahres 1942. Die Erzeugung von Panzern erreichte ihren H6chststand im 4. Quartal 1944. Selbst im 1. Vierteljahr 1945 war sie noch dreieinhalbmal so hoch wie im 1. Vierteljahr 1942. Die deutsche Flugzeugproduk- tion wuchs 1942 auf mehr als 15000 an, iuberschritt 1943 die Zahl von 25000 und erreichte 1944 fast 40000 Stulck! Alle diese Zahlen, die dem Geheimbericht des United States Strategic Bombing Survey entnommen sind, beweisen, daB die Krieg- ffuhrung der Westmachte keineswegs der Vernichtung der faschistischen Riistungs- industrie diente. 48
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