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Aufwärts
Jahrgang 19, Nr. 2 (February 15, 1966)
Plück, Hans
Die Beatles auf der Flucht, p. 23
Page 23
rd k t sie als Opfer ihres Ruhms. eht nicht sauertöpfisch und akten- n vonstatten. Denn Richard Lester n Film gemacht. Wer ,The Knack" ird für Lester durchs Feuer gehen. Mann wachsen die Geschichten r hohlen Hand. Kurze, kürzeste Ge- ten. Geschichten, bei denen gleich hluß erzählt wird: Gags. Mit ihnen Lester Puzzle-Spiele. der Kinogeher mitgepuzzelt hat, er sich auf die entfesselten Bild- ortspäße und die kleinen süßen iten seinen Reim gemacht hat, be- er beiläufig, aber präzis den Sinn nsinns nachgeliefert. Lester. Auch mit ,Hi-Hi-Hilfe" will ie gesagt - etwas sagen. Nicht, daß Beatles runterholt vom Teenager- in den grauen Alltag. Er stieg hin- diesen. Aber er veranstaltet dort einen Zirkus, daß selbst den Beatles und Sehen vergeht. Direktor Lester mit der Peitsche, und die Beatles en Männchen. Mit einem verhinder- lenschenopfer startet das Gag-Fe- Was fällt Lester dazu ein? Ringo im ein, der Schmuck-Anbeter. Just uf die ansehnlichste Weise unan- iche Pilzkopfbube des Quintetts hat ing amFinger,ohnedendieSchlach- nicht stattfinden kann.Ausgerech- uf dem Fernsehschirm lokalisieren ektierer den vermißten Funkelstein. unsinnige Jagd auf die Beatles be- an der sich später ein verrückter ler und sein lächerlicher Assistent ligen. Nicht einmal in ihrer Wohnung die Beatles sicher. Dabei ist sie so n modern! Ein einziger riesiger i, supermodern, in dem jeder sein chen, aber doch keine Ruhe vor den ren hat. Die Gemütlichkeit aus den izinen für besseres Wohnen. Origi- it, die vorgeschriebene, muß man was kosten lassen. Sinnfällig it Lester das Sterile der Wohnung, n er in einer Ecke z. B. einen Imbiß- maten postiert. Aber kaum bleibt über diese Spitze nachzudenken. i schon wollen die Sektierer von der ren Seite des Automaten dem Ringo n Ring-Finger. Als sie merken, daß ing nicht abgeht, wollen sie dem ;ten gar ans Leben. schon geht die Jagd weiter. Durch ýmmerlokale und Tonstudios, den ;spalast und Scotland Yard. Die es unter großem Militärschutz. Die es in den Alpen - herrliche Paro- auf Aprös-Ski-Reklamen. Die Beat- uf den Bahamas, wo Jimmy Bond igst noch wacker für den Westen Stets bester Laune sind die beiden Beatles Paul und John, die mit ihren Kolle- gen George und Ringo seit geraumer Zeit die Jugend in aller Welt begeistern. Paul und John haben zu diesem durch die halbe Welt führenden farbigen Aben- teuer sieben neue Hits geschrieben Für schöne Frauen - auch exotische! - hatten die Beatles schon immer etwas übrig. In dem bewegten filmischen Abenteuer ,Hi-Hi-Hilfe!", das Paul McCartney zusammen mit seinen drei ,Pilzkopf"-Kollegen John, George und Ringo zum zweiten Male auf die Leinwand bringt, rettet ihnen eine orientalische Schönheit (Eleanor Bron) sogar das Leben. Wie viele Teenager würden sich wohl um diese Rolle reißen... ? ? Fotos: United Artists focht. Auch Beethoven muß dran glau- ben. ,Freude schöner Götterfunken" - ein ganzes Fußballstadion unterbricht das Spiel, um diese Hymne zu singen. Die Fußball-Fans, die sich schon gegen- seitig totgetrampelt haben, bei Lester sind sie - ironischerweise - aus einer besse- ren Welt. Ein Beatle-Boy schrumpft zeit- weise gar zum Zwerge. Und so weiter, und so fort... Man kann froh sein, auch nur die Hälfte aller Gags mitzubekommen. Wer kriegt nicht alles seinen Senf. Die Hersteller tierisch-ernster Action-Films. Die Män- ner, die eine Frau nur zuvorkommend be- handeln, wenn sie einen Kinderwagen schiebt. Die ganze unfreiwillig-komische Werbeindustrie. Das Militär, die Maschi- nen- und Automaten-Gläubigen. All die vielen Leute, die von Dingen und Begrif- fen den falschen Gebrauch machen ... Aber Lester setzt die Spitzen nicht sati- risch ein. Er partizipiert hier filmisch an der Philosophie der Beat-Jugend. Es ist keine Kritik, die ändern will, was die Älte- ren falsch machen. Die Eltern spielen keine Rolle. Und wenn sie etwas sagen dürfen, dann nur, um zu zeigen, daß sie nichts zu sagen haben. Für die Jungen sind sie nur soweit interessant, wie sie den Rohstoff fürs Amüsement liefern. Aus dem einstigen Generationskonflikt ist der Spaß geworden, das schönste, funkelndste und schnellste Gag-Feuer- werk abbrennen zu können. Die Welt der schönen Kleider, langen Haare und des holden Unsinns. Der reine Narzißmus. Lester läßt ihn schillern. Aber diese Me- thode hat Absicht. Er übersteigert ihn, er schlägt einen Rhythmus, der noch schneller ist als der Beat. Er nimmt den Atem, auch den Beat- Fans. So kommt zuletzt die Botschaft Lesters auf uns zu, unaufdringlich, aber mit fe- sten, sicheren Schritten. Reiner Narziß- mus - heißt sie - kann leerlaufen. Vor allem, wenn er berufsmäßig betrieben wird. Man muß Alternativen suchen. Die Beatles auf der Flucht. Das ist der Angelpunkt, um den sich die vielen Bö- den des Films drehen. Die unsinnige Jagd - sie steht als Symbol. Für die Flucht der Beatles vor dem Bild, das Pu- blicity von ihnen geformt hat. Für die Flucht vor dem eigenen Ruhm. Aber auch dieses Bild ist doppelsinnig. Denn die Beatles brauchen ja auch Aktion, um Gags produzieren zu können. Die Gags, die ihren Ruhm machten und die man von ihnen erwartet... Lester ist kein Spielverderber. Er zeigt die Schwächen einer Sache auf, ohne ihren Charme und ihre Schönheit zu ignorieren. Lesters Lektionen sind die besten. Hans Plück PS. Natürlich singen die Beatles in die- sem Film ihre neuen Hits!
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