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Aufwärts
Jahrgang 8, Nr. 5 (March 3, 1955)
Büsing, Georg
Die geheimnisvolle Straße, p. 6
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schaft kam, keine Flöten und Klappern hatte verien können. Die Klappern waren aus Binsen gewoben und bergen im Innern kleine Kieselsteine, die für das Ohr der Kinder einen anregenden Ton erzeugten; die Flöten schnitzte Chokey aus festen Weidenästen. Als Chokey den Ring fand, war sein erster Gedanke: Geld, sein zweiter: Essen. Doch fiel ihm dann ein: Wie könnte er, ein Landstreicher, einen solchen Ring verkaufen. Er würde sofort als Dieb verhaftet werden. Aber dann kam ihm ein anderer Gedanke: er werde eine Klapper machen, in die er nicht einen Kiesel, sondern den Ring hineintut. naum uuuer |s ne wow iienaeS LdCne Innl.uDrae roten Bart.<Wollt ihr nicht eine Klapper für den Kleinen kaufen? »fragte er einschmeichelnd. Eine ganz besondere Klapper, die dem Kind Reichtum bringen wird?" ,Wieyikostt die Klapper?» wollte der junge Mann wissen. ,Ihr könnt für einen Schilling Klappern haben, so viel ihr wollt. Aber diese eine da kostet ein Pfund, weil in ihr ein Druidenstein verborgen ist, der von einem zer- störten Opferaltar stammt. Hunderte von Meilen südlich von hier." Chokey hielt die eine Klapper hoch, und der junge Mann betrachtete sie belustigt. Er war ein glücklicher junger Mann, und die ganze Welt erschien ihm im rosigen Licht. Eine Tante hatte ihm ein nettes Vermögen hinterlassen, sein Geschäft blühte, er liebte seine Frau, und das Kind bedeutete für ihn eine Herzensfreude. Er betrachtete Dann aber steht Chokey auf, geht in die Nacht hinaus, hebt die Hände zum Himmel und betet, daß Martha, seine liebe Frau, ihm endlich glauben möge, er habe den Ring nicht gestohlen. Doch wird sie dies nie tun, und auch die anderen werden es nicht tun, und so wird er dereinst im Grab seine letzte Ruhe als Mann finden, der einen Claddagh-Ring gestohlen hat. Die gehehnisvolle Straßle Von Georg Bisitg Auf irgendeiner Station war ich ausgestiegen und einfach losgewandert. Ganz ohne Absicht und Ziel in die unge- wisse Ferne hinein. Das muß hin und wieder sein, ehe die Normaluhren der Großstadt unser Denken und Tun all- zusehr abgestumpft haben. An diesem Morgen schwingt sich nur der sanft gewölbte Bogen der Straße zur Ferne hin - und es ist, als wandere .Ganz schöne Brocken sind dasl" meinte ich. Und damit jeden Tag acht Stunden, da biste abends ganz schön bedient.» ,Halb so schlimm, wenn für An- und Abmarsch nicht noch vier Stunden mit dem Pahrrad dazukämenl Damit geht die meiste Zeit flötenl" ,Haben wir auch alle mal gedahti Aber als Straßen- pflasterer muß man damit rechnen, daß die Arbeitsstelle nie direkt vor der Haustür liegt. Fährste morgens los, liegen die Rangen nohin der Klappe, und kommste abends retour, liegen sie schon wieder drin! Man kommt überhaupt nicht dazu, den Bengels mal die Hosen stramm- zuztehenl Er ließ diese Worte mit einiger Grimmigkeit vom Stapel, aber wenn man ihn ansah, glaubte man ihm nichts davon. Denn seine Augen hatten einen sinnigen Glanz, und als er den nächsten Stein hernahm, da tat er dies so behut- sam, als halte er jetzt den Kopf eines seiner Rangen zwi- schen den ledernen Händen. Ich schaute auf die Pflastersteine, von denen so mancher hier niedergelegt wurde, mit dem Gedanken an die Kin- der daheim. Und solch eine Straße bringt dich sicher
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