Page View
Aufwärts
Jahrgang 4, Nr. 6 (March 24, 1951)
Bahrs, Hans
Winters Auszug, p. 11
Page 11
DAMIT DIE FISCHE NICHT S E E K R A N K WE R D E N Wer von uns denkt daran, wenn er die Zier- fische im Aquarium eines Liebhabers oder im Zoo bewundert, daþ es lange Zeit unm–g- lich war, diese Prachtfische, die sich zwi- schen Koralleninseln tummeln, nach Europa zu verfrachten. Die Bewegungen der Uber- seedampfer waren f¸r diese Fische zu stark. Da kam ein Gelehrter auf den Gedanken, auf einem groþen Fahrgastdampfer eine Luxus- kabine mit Bad zu mieten. Er selbst hat die elegante Badewanne nicht benutzt, er f¸llte sie mit vielen Schleiern, die kleine Mulden ergaben, und in diese setzte er die Fische, die wohlbehalten nach Europa kamen. Fische werden bei zu heftigen Sch¸ttelbewe- gungen seekrank. Ist das Meer oder der Fluþ, in dem sie leben, aufgew¸hlt, k–nnen sie jederzeit in die Tiefe stoþen und Ruhe fin- den. Bei Schiffsfahrten auf wildbewegter See werden Fische regelrecht seekrank. Darum versendet die groþe Goldfischfarm in Bologna alle ihre Z–glinge mit Flugzeugen. Sie z¸chtet vornehmlich rote Goldfische, weil die Amerikaner diese Farbe bevor- zugen, und der Z¸chter richtet sich auch in diesem Falle nach den W¸nschen des K"u- fers. Bei Flugzeugfahrten k–nnen die Fische in groþer H–he wohl etwas trommels¸chtig werden, jedoch wird die gef¸rchtete See- krankheit vermieden. Ein m"chtiger Wels, der aus einem Havelsee gezogen war, wurde auf einem Lastkraft- wagen nach dem Berliner Aquarium gebracht. Dabei ward dem Wels recht schlimm, und er gab so viel von der genossenen Speise unfreiwillig her, daþ den Begleitern, die gerade keine zimperlichen Leute waren, ganz schlecht wurde. Seegurken, die man in ein Schauaquarium transportieren will, geben bei unruhigen See- fahrten sogar ihre Eingeweide her. So hat das Flugzeug, als Tr"ger von Fisch- fracht, der Wissenschaft und dem Zierfisch- liebhaber schon groþe Dienste geleistet, die, auþer in Fachkreisen, eigentlich kaum be- kannt geworden sind. Doch auch in der Vogelwelt gibt es solche Kuriosit"ten. Wenn der Tierg"rtner z. B. liest, daþ der Wuppertaler Zoo Kolibris be- kommen hat, so erinnert er sich daran, daþ es eigentlich erst vor gut zwanzig Jahren m–glich wurde, Kolibris in Europa zu halten. Die kleinsten V–gel der Welt, einige von ihnen sind nur so groþ wie eine Biene, trin- ken n"mlich im Schwirrflug. Durch unendlich viele und schnelle Fl¸gelschl"ge stehen sie f–rmlich in der Luft und stecken dann ihren langen Schnabel in die Bl¸ten, um aus ihnen ihre Nahrung zu ziehen. Tiere mit dieser Ern"hrungsweise konnten keine lange Reise antreten. Es war erst m–glich, sie lebend nach Europa zu bringen, als ein Tierbeglei- ter auf die Idee kam, an einer langen, frei Foto: Zgainski VVsters U74P4"sz% Ach, mag der Winter sich noch br¸sten Mit hartem Frost und tiefem Schnee. Es will der Fr¸hling sich schon r¸sten. Das Eis treibt an die kahlen K¸sten, Und aus dein Walde "ugt das Reh. Ach, mag der Sturm die B"ume zausen. Schon wachsen Knospen auf im Hag, Und Ellen durch die N"chte brausen. Aus ihren engen, dunklen Klausen Gr¸þen die Menschen froh den Tag. Hdns Bahrs schwingenden Bambusstange N"pfchen mit Honig zu befestigen. Diese Bambusstange machte die Schwingungsbewegungen des Schiffes mit, die Kolibris konnten die Honig- n"pfchen im Schwirrflug anfliegen und er- reichten wohlbehalten ihren Bestimmungsort. Im Berliner Zoo lebten sie ziemlich lange. Man setzte ihnen dort die gewohnten Futter- pflanzen vor, behielt aber auch die schwin- gende Bambusstange mit den Honign"pfchen bei, die von den Kolibris gern angenommen wurden. Dieselbe F¸tterungsart bew"hrte sich sp"ter bei den Honigsaugern aus Abes- sinien. Erna B¸sing WAS MEINE MUTTER ERZAHLTE Seid Menschen von Menschlichkeit. Verlaþt euch auf die Arbeit. Wiþt, meine Kinder, daþ der Grundstein von Leben und Frieden Aufrichtigkeit ist. Aufrichtigkeit kann die ganze Natur r¸hren. Sie ist der Schl¸ssel zum Paradies. St"ndige Zustimmung von tausend Schmeichlern wiegt nicht die br¸ske Miþ- billigung eines einzigen tapferen Men- sdcen auf. Ein Versprechen ist etwas Schwerwie- gendes. Ihr seid meiner unw¸rdig, wenn ihr eurem Worte untreu werdet und ein Verspre- chen nicht einhaltet. Laþt die Nacht nicht vor¸bergehen, ohne euer Versprechen einzuhalten. Denkt an den groþen Ki Pou, dessen Wort tausend Goldst¸cke wert ist. Denn er ist nie leichtsinnig eine Verpflichtung eingegangen., Der letzte in der Gesellschaft ist der, der sein Wort gebrochen hat. rdieng EIN BAUM STARB Er war der letzte einer langen Reihe. Fr¸her hatten sie zu vielen gemeinsam den Platz und die Straþe geziert. Doch einer nach dem anderen ging dahin. Einmal wurde auf einen Schlag die ganze rechte Seite gef"llt, kilometerlang, die Straþe wurde verbreitert. 1)as Gesicht der Straþe "nderte sich, wohl trug sie noch denselben Namen - doch es war nicht mehr dieselbe Straþe. Und dann ging auf der linken Straþenseite Baum f¸r Baum ein. Sie wurden krank, Axt und S"ge nahmen sich ihrer an. Die lange Reihe wurde immer lichter, und Baum auf Baum fiel auf das glatte Pflaster. Pralle Helle lag jetzt da, wo fr¸her Kinder im Schatten spielten. Nackt blickten die endlosen H"userzeilen uns an, ein neues Bild bot sich dar. Es war nicht mehr unsere Straþe. Die B"ume waren uns wie W"chter gewesen, sie waren Spender, in ihren gr¸nen Hallen nisteten vielerlei Arten von V–geln, deren Lied jeden erfreute. Wir erlebten Bl¸te und Reife an ihnen. Das ist alles nicht mehr. Kahl und schmucklos liegt jetzt die Straþe vor uns. Denn ¸ber Nacht hauchte auch der letzte Baumrecke sein Baumleben aus. Er hatte sich hin¸bergerettet, bis heute. An einer Ecke hatte er gestanden, etwas einw"rts, wo er keinen Straþenbauer behinderte. Gesund hatte er alle anderen B"ume ¸berlebt. Er, der letzte zweier langen Baumreihen, der seinen Platz behauptet hatte, starb - an einem Verkehrsunfall. H. A. 11
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright