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Idc wusch dem B"ren die Wunde aus und freute mich, als er sich endlich wieder r¸hrte. Hein Larssen aber tobte vor meinem Zelt: .Jetzt mach ich Schluþ! Ich schieþ es tot, das Vieh', schrie er. Diesmal war sein Zorn berechtigt, denn es gab nur eine Erkl"rung: W"hrend der Hund hilflos in der Falle saþ, hatte der B"r ihn zu reiþen versucht. Das war schlimm, denn nun konnte ich ihn nicht l"nger im Lager halten. Dennoch, als Hein Larssen versuchte, Ernst zu machen, schlug ich ihm das Gewehr aus der Hand, und er war vern¸nftig genug, daraufhin von dem Vorhaben abzustehen. Aber gekl"rt war die Sache damit nicht. Mittags, als wir von der Baustelle kamen, waren die Tiere fort. Niemand hatte sie ge- sehen, und Hein Larssen tobte wie ein Irr- sinniger. Er hing sehr an dem Hund, aber von dem Tier verstand er nichts, sonst h"tte er wissen m¸ssen, daþ es sich ein Wund- bett sucht, wenn es angeschlagen ist. Ich h"tte ihn aufkl"ren k–nnen, aber es war nicht mit ihm zu reden. Er schrie immerzu: .Gnade Gott dem Vieh!" Es war so, wie ich vermutet hatte. In halber H–he des Hanges fand ich Bunda unter einem dicht verfilzten Windbruch. Der Hund lag neben ihm. Sie lagen friedlich und eintr"ch- tig beieinander, und das hatte ich nicht er- wartet. Hein Larssen, der mir miþtrauisch nachgestiegen war, knurrte verlegen: .Ich fresse einen Besen mit Stiel, wenn das nicht dicke Freunde sind.' Die Geschichte kl"rte sich am Abend auf, als der rum"nische Vormann Pedru einen toten Wolf in das Lager schleifte. Es war ein alter, starker Wolf mit eisgrauem Sch"del und dunkelm R¸ckenstreif. Der Rum"ne hatte ihn in dem Geb¸sch dicht neben der Falle gefunden. ,Bunda', lachte er, Bunda!" Wir begriffen ihn erst, als wir den Wolf untersuchten. Das R¸ckgrat war ihm zer- schmettert, von einem Schlag, den nur der B"r gef¸hrt haben konnte. ãBraver Kerl!' sagte Hein Larssen ger¸hrt, und er graulte Bunda das zottige Fell. Ich sah unfroh zu, denn ich wuþte, daþ diese Kraft bald hinter Gitterst"be muþte oder in die wilden, freien Berge. Von da an saþ Hein Larssen Abend f¸r Abend in meinem Zelt, bis der Mond wie ein roter Lampion ¸ber die Schlucht segelte. Selbst Bunda sch"tzte den Mann jetzt, denn er war nicht unempf"nglich f¸r Hammelkeulen, und wir hatten unseren Spaþ daran, wenn der B"r und der Hund gemeinsam an den Kno- chen rissen. Als die erste Lawine ¸ber den Hang pol- terte, stand die Br¸cke, und die Lastwagen, die uns in die Ebene bringen sollten, warte- ten bereits. Hein hatte in aller Heimlichkeit ein Unget¸m von einem K"fig schmieden lassen. Am letzten Tage ¸berraschte er mich damit. Der grobe Klotz stand ganz verlegen, als er sagte: ãDu wirst sonst Schwierig- keiten haben auf dem Transport.' Und Pe- dru schlich mit einem ganzen B¸ndel Geld- scheine um mich herum. Verkaufen Bunda", sagte er, ãviel Lei." Es waren Lei genug, die er f¸r Bunda bot. Aber ich wuþte mich nicht zu entscheiden. Hein Larssen meinte es gewiþ gut, aber ich konnte und wollte Bunda nicht hinter Gittern sehen. Und Pedru hatte ungute Augen. Hier aber wuchsen die Berge in den Him- mel, hier breitete sich der Wald ¸ber die H"nge, hier war die Unendlichkeit, die Ein- samkeit, die Bunda brauchte, um seine junge, dr"ngende Kraft entfalten zu k–nnen. Noch war er anh"nglich, weil er F¸hrung brauchte, aber bald w¸rden ihm die Men- schen l"stig sein, bald w¸rden sie seiner groþen, wilden Tierheit fremd werden, auch ich. Es w¸rde ein harter Winter f¸r ihn sein, denn noch h"tte er die F¸hrung einer alten guten B"rin gebraucht. Aber besser als ein Leben hinter Gittern war es immer. MAX LIEBERMANN "Polospiel in Jenischs Park" Wir wohnen als Zuschauer einem Polospiel bei, unsere Pl"tze sind etwas weit vom Rasen. Nat¸rlich sehen wir die Spieler und verfolgen den Ball; aber erkennen wir audh alle Einzelheiten ge- nau? Oder anders: nehmen wir von unserem Standort eigentlich nicht nur Farbe flecke wahr? Die braunen und weiþen Fl"chen nennen wir PfeAde, Iie. bten 1ied-e die Kleidung der Spieler, zu den ovalen, sich ebenfalls ver"ndernden Formen werden wir Gesichter sagen. Die Gesichtsz¸ge selbst sind f¸r uns zu schwer zu erkennen, wir befinden uns eben zu weit ab. Und trotzdem wis- sen wir, worum es geht. Die Farbflecke werden aneinandergesetzt, die unscharfen, sich st"ndig "ndernden versdiwommenen Bilder dank unserer Erfahrung, unserem Wissen, der unbewuþten Kombinationsgabe zu einem sinnvollen Ganzen geordnet. Wollte ein Maler ein solches Bild naiv festhalten, lediglich die optischen Eindr¸cke, ohne R¸cksicht auf die Bedeutung der einzelnen Farbflecke, so wurde der unge¸bte Betrachter vor einem solchen Werk zun"chst verwundert den Kopf sch¸tteln. - Tats"chlich gab und gibt es K¸nstler, die nur den momentanen, optischen E i n d r u c k wiedergeben, die Wirklichkeit, die Oberfl"che der Gegenst"nde, Menschen und Tiere im flimmernden Licht, um- h¸llt von der Luft, abschreiben. Ersetzen wir aber das deutsche Wort ãEindruck" durch das franz–sische Impression', so werden wir sofort Ich sagte ihnen das, aber sie verstanden mich nicht. Am Nachmittag wurden die Motore ange- worfen, und die Lastwagen setzten sich rum- pelnd in Bewegung. Bunda sah dem Vor- gang verwundert zu. Dann schien er zu be- greifen. Auch er setzte sich in Trab. Aber der Abstand vergr–þerte sich rasch. Ver- bl¸fft, staunend sah er uns nach, und pl–tz- lich hockte er sich auf die Keulen und jam- merte wie damals, als wir ihm die Mutter nahmen. Die Br¸cke. Rtman von Francis Stuart. Cusanus- Verlag, Trier, DM 8.-. Was wissen die Menschen ¸ber ihre Seele? Was wissen wir wirklich ¸ber das Denken und F¸hlen derjenigen, die uns am n"chsten stehen, die rechts und links von uns leben? Francis Stuart weiþ mehr ¸ber uns, als wir selbst. Er laþt uns in seinem Roman Die Br¸cke' uns selbst erleben. Die Menschen unserer Tage begegnen sich in diesem Buch, und man sp¸rt vom ersten Moment, auf der ersten Seite, wie sehr wir selbst Mitspieler sind in diesem Leben. Das ist die hohe Kunst, auszudr¸cken und in eine sch–ne Form zu gieþen, was die Menschen tats"chlich denken. Elendsquartiere findet nian ¸berall, nicht nur in Irland und nicht nur in England. Und die Geschichten, die sich da anspinnen, dieses t"gliche Geschehen, was in so vollendeter Form auch von der Ubersetzerin Ruth Wieland ins Deutsche ¸bertragen worden ist, spinnen sich ¸berall in der Welt an, wenn es auch nur wenige wahrhaben wollen. Selten habe ich Menschen so echt geschildert gefunden - in ihrer heutigen geistigen Verfassung - wie in diesem Roman von Francis Stuart. Es ist nur eine Frage der Vernunft, ob solch ein reifes Werk wie das vorliegende, das im Cusanus-Verlag Trier erschienen ist, und das solch menschliches Elend so klar und deutlich aufzeigt, auch jedem Jugendlichen ohne weiteres zu empfehlen ist. begreifen, daþ es sich hier um die Kunst der Im- pressionisten handelt. Von Paris ging dieser Stil aus, und in den ersten impressionistischen Aus- stellungen konnten die Betrachter mit derartigen Gem"lden auch nichts anfangen und gingen mit St–cken und Schirmen emp–rt auf diese Bilder los. Auch in Deutschland hat dieser Stil Schule gemacht, und unsere drei groþen Impressionisten, Max Liebermann (1847-1935), Lovis Corinth (1858 bis 1925) und Max Slevogt (1868-1932) wurden ebenfalls nicht gleich verstanden. Nun betrachten wir ein solches Bild von weitem, werden sich die Farben, die Formen und Flecke in unserem Auge sogleich zu einer Einheit, zu einer lebensnahen Wirklichkeit zusammenschlie- þen. So erkennen wir in L i e b e r ma n n s Polospiel in Jenischs Park' durch die leicht schimmernde Luft Spieler und Pferde, und es geht von diesen wie zuf"llig hingesetzten Ge- stalten ein Tempo aus, eine Bewegung, eine spie- lesische Lebendigkeit. Und in der Art, wie der momentane Eindruck locker und scheinbar zuf"llig gemalt ist, liegt auch ein Zauber. -tt-- Wir alle sahen still zu Boden. Nur der Hund tobte am Riemen, und Hein Larssen hatte M¸he, ihn zur¸ckzuhalten. Als aber der B"r unseren Blicken entschwand, lieþ Hein Larssen den Hund los, und Puma setzte mit einem Sprung vom Wagen und strebte in langen S"tzen den Hang hinauf. Hein Larssen sah ihm nach, bis ihm die Augen in Wasser schwammen. Dann schneuzte er sich verlegen und knurrte: Vielleicht kom- men sie zu zweit besser durch die weiþe Not." F¸r jeden Menschenf¸hrer und Gruppenleiter kann es nur bedeuten, daþ er durch die Erkenntnisse dieses Buches seine eigenen Erkenntnisse erweitern und vielleicht richtigstellen kann. Hans Trawinski. "Die Entwcktiing der –ffeintlicben Berufsberatung In Deutschland" von Dr. Adolf Hartwig, D¸sseldorf, herausgegeben und zu beziehen durch das Arbeits- ministerium Nordrhein-Westfalen - Pressestelle in D¸sseldorf, August-Thyssen-Str. 1, Format DIN A 5, Die Berufsheratung ist zu einem wesentlichen Bestand- teil im Zugang zum Beruf geworden. Wir sind nicht immer mit der Berufsberatung zufrieden gewesen. In den Zeiten des Dritten Reiches ist sie allzusehr von ihrer urspr¸nglichen Aufgabe abgewichen. Sie diente damals weniger einer wirklichen Berufswahl denn einer zweckgebundenen Nachwuchslenkung mit stark wehrbezirkskommando"linlichem Einschlag. Glucklicher- weise hat sich die Berufsberatung nach dem Kriege langsam wieder zu einer verantwortlichen Beratung und Betreuung der vor der Berufswahl stehenden Jugendlichen gestaltet. Trotzdem steht die Jugend der Berufsberatung noch mit sehr viel Skepsis gegen¸ber. Die Brosch¸re von Dr. Adolf Hartwig ist deshalb unseren Jugendfi.iktion"ren zum Studium ganz beson- ders zu empfehlen. Der Verfasser, der im Landes- arbeitsamt Nordrhein-Westfalen t"tig ist, hat in sehr ubersichtlicher und instruktiver Art die geschichtliche Entwicklung der Berufsberatung seit der Jahrhundert- wende dargestellt und cie Beweggrunde, die zur offent- lichen Berufsberatung f¸hrten, aufgezeigt. Er hat damit insbesondere auch die ideenm"þigen Wandlungen, denen die Berufsberatung unterworfen war, herausgearbeitet. Das kennenzulernen, ist allen Jugendlichen anzuraten, damit sie zur Berufsberatung das rechte Verh"ltnis finden. In einem Anhang sind dann noch alle f¸r die Entisickluna der Berufsberatung wichtigen Gesetzes- texte zu finden. Dadurch bietet die Brosch¸re eine wertvolle Unterlage zur Jugendgruppenarheit und zur Aufkl"rung der Jugendlichen ¸ber Sinn, Zweck und Wert einer guten Berufsberatung als vorbereitende Maþnahme der richtigen Berufswahl. J. L. 11 1-4.z - 0
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