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Aufwärts
Jahrgang 3, Nr. 23 (November 18, 1950)
Lutz
Warum denn nicht Planwirtschaft?, p. 13
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AUS UNSERN BEZIRKEN SCHWARZE KUNST H-arald Papier, Jugendleiter der IG Druck und Papier im Gau Nlordmark, hat schon von Geburt an durch seinen Namen ein be- sonders inniges und sinniges Verh"ltnis zum Papier. Er s..nickte uns einen langen Bericht ¸ber das 1.Treffen der graphischen Jugend des Gaues Nordmark. Es fand in der alten Eulen- spiegelstadt Molln statt. Die Metallarbeiter- jugend hatte noch vor kurzer Zeit in dieser witzigen Stadt ihre Zelte aufgeschlagen. Aus allen Teilen des Gaues kamen die Druck- und Papierleute, um ernst und heiter (wie k–nnte es in Molln anders sein) ¸be- wichtige Berufsfragen zu sprechen und sich in der Gemeinschaft zu freuen. Jeder Orts- verein war vertreten. Die hohe Zahl der An- meldungen ¸berraschte, Mit groþen Omni- bussen kamen sie angebraust, und das Herbstwetter war guter Laune wie die Jun- gen und M"dchen. Doch man war ja in Molln! Amn n"chsten Tag machte sich Eulen- spiegel uber die Regenf"sser des Petrus her und begoþ die Stadt. Der Samstag war aber gleich der guten Laune gewidmet. Nachdem der schon erw"hnte Kollege Papier die Tagung eroffnet hatte, hielten die Gaste kurze launige An- sprachen. Und dann wurde die Laienspiel- schar der Hamburger Jugendgruppe los- gelassen, und der Chor der L¸becker graphi- schen Jugend sang. Beifall, Beifall. Am Sonntagmorgen bildete die Kundgebung den Hohepunkt des Treffens. Nach dem Um- zug durch die Stadt versammelten sich die J¸nger der Schwarzen Kunst in ihrem Ta- gungslokal. Kollege Hansen vom Zentral- vorstand der IG Druck und Papier sprach zu den Jungen und M"dchen. Am Nachmittag tagte eine Jugendleiterkonferenz in An- wesenheit der G"ste. Alle Wunsche und Sorgen konnten vorgetragen werden. Kollege Thoma, Gauvorstand der IG Druck und Papier, beschloþ das Jugendtreffen. ãUns hat das Treffen einen Aufschwung gegeben, denn wir wissen, daþ viele gute Kr"fte sich regen, die mit der Jugend und f¸r die Jugend f¸r Frieden und Freiheit streben. Graphische Jugend voran! RICHTFEST Es gibt viele Schweizen. Da ist zun"chst ein- mal di~ richtige Schweiz, bei der man sich die Namen f¸r alle weiteren Schweizen in Deutschland entliehen hat. Wer kennt im Frankenland die Hersbrucker Schweiz? Da- hin wollen wir heute gehen. Etwa 30 km –stlich von N¸rnberg zwischen den W"ldern liegt das St"dtchen Hersbruck. Man k–nnte es malerisch nennen, wenn das Wort nicht s~hon zu sehr abgegriffen w"re. Mit dem R¸cken N¸rnberg zugekehrt, erheben sich links neben der Straþe die H–henz¸ge des Michelsberges und des Steinberges. Mitten zwischen den W"ldern auf dem Steinberg wurde vom Deutschen Gewerk- schaftsbund, Landesbezirk Bayern, ein Ju- genderholungs- und Schulungsheim erbaut. Am 15. Oktober setzten die Bauleute den Richtbaum auf den Dachstuhl. Die Vertreter aller Gewerks.isaftsjugendgruppen Nord- baverns waren gekommen. Der Bezirksleiter des DGB fur Ober- und Mittelfranken, Kol- lege Kembugler, begruþte 500 Jungen und M"dchen und die prominenten personlich- keiten. ãDieses Heim soll dazu beitraqen, unsere Jugend zu demokratischem Denken und zu verantwortungsbewuþten Staatsburgern zfi schulen. Ferner soll es in den Sommer- monaten eine Erholungsst"tte sein.' Weiter s"gte Kollege Hagen, daþ auþ,2r den Heimen, die schon im s¸dbayrischen Raume stehen, das auf dem Steinberg das erste sei, das die Gewerkschaftsjugend im Raumie Nord- bayern erh"lt. Es sollen noch weitere H"u- ser gebaut werden. / .. -, , Z ' Zehn Zimmer mit je vier Betten und eine ausgebaute Dachunterkunft konnen 120 Ju- gendliche aufnehmen. Ein besonderer Kom- fort sind Duschr"ume und die Liegehalle fur ermattete Fuþballspieler, die sich auf dem geplanten Sportplatz aufreiben werden. Kollege Kemnb¸gler sagte zum Schluþ der Feierstunde, daþ hier eine St"tte geschaf- fen wird, in der unsere Jugend Erholung finden soll, aber auch das R¸stzeug erhalten wird, das stolze Wierk unserer Gewerk- schaftsbewegung fortzusetzen. "Bruder zur Sonne, zur Freiheit' sangen die 500 Jungen und M"dchen und kletterten dann in den Dachstuhl des neuen Hauses. Tief unten liegt das weite Frankenland. 1~WARUM DENN NICHT PLANWI RTSC HAFT? Die Grundlage der V olkswsirtschaft ist die mensch- liche ArnDet, netten wir sction ins ersten Kapitel gesehen. Die Arbeit ist notwendig, weil wir nicht diles von der iNatur gescfienst oekoininen. was wir zum Leben brauchen. Die Wirtschait ist also ein standiger Kampi gegen den Mangel., Wieso M',angelu werden uns aa die V ertreter der freien Wirtschaft fragen. ãIn einer fr"ien ãVirtschait gibt es doch keinen Mangel, denn jeder kann uberall kaufen, was er willl' Aber kann er das wirklich? Oder ist es nicht so, daþ er nur kauten kann, ãsaenn er Geld in der Tasche hat? Und wenn das Geid knapp ist, dann ist es leicht, volle L"den zu haben; der Mangel bleibt danin bestehen, Was an unverkatiftem tiberschuþ bieibt' fuhrt zu bitteren Krisen, die den Uberschuþ vernichten, damit neuer produziert werden kann. Wenn aber auds. in einer freien Wirtschaft Mangel herrscht, dann fallt das wichtigste Argument weg. das von ihren Vertretern immer gegen die Pian- wirtschaft gebraucht wiid. Dann m¸ssen wir uns die Planwirtschaft einmal naher aBsehen. Viel- leicht ist sie f¸r den einzelnen Arbeiter viel gun- stiger als der freie Kapitalismus, Was ist das Kennzeichen einer Planwirtschaft? Wie schon der Name sagt, wird in ihr die oberste Entscheidung uber das, was produziert und wie produziert werden soll, nicht mehr von dem ein- zelnen Betriebsleiter nach freiem Gutd¸nken ge- troffen. In einer geplanten Wirtschaft liegt die Gewalt in den H"nden von zentralen Stellen. Die konnen nur fur einen Ort zust"ndig sein, wenn es um kleinere Fragen geht, for einen Bezirk, wenn niie Probleme den ganzen Bezirk betreufen, und die wichtigsten Fragen werden auf nationaler Ebene entschieden. Die swichtigste Frage ist nun, wet diese Geswalt besitzt. Im Dritten Reich hatten wir auch eine Planwirtschaft; aber in ihr bestimmten die Unternehmer und die Milit"rs, und der Ar- beiter hatte das Nachsehen. Er war noch schlim- mer dran als vorher. Aber das muþ nicht so sein. Es ist sehr gut denkb"r, daþ die arbeitenden M enschnen eines Ottes, eines Bezirks oder eines Landes sich zusammentun und eine Stelle er- richten, welche die Planung durchfuhrt. Diese Stellen m¸ssen demokratisch bestimnit und von den Arbeitern uberweacht wverden, genau so, wie der Betriebsrat in einem Betrieb oder die Funk- tion"re der Gewerkschaft demokratisch bestimmt und von unten her ¸berwacht werden. Diese demokratischen'Organe der Planung haben also die Marcit in der Wirtschaft. Sie stellen. fest, was in ihrem Gebiet produziert w~erden kann, was fehlt tind f¸r was neue Produktionsst"tten ge- schaffen w~erden mussen. Ihre Aufgabe ist es, da- l¸r zu sorgen, daþ in ihrem Gebiet alle Menschen ¸ber das vert¸gen, wsas sie zum Leben unbedingt brauchen. Was daruber hinaus noch an Reich- tu¸mern vorhanden ist, wird nach der Leistung verteilt. In den beiden n"chsten Kapiteln werden wir genauer sehen, wie das vor sich, geht. Wenn man sich ¸berlegt, daþ alle arbeitenden M'enschen eines Volkes in der Produktion t"glich Hand in Hand arbeiten und daþ einer auf den anderen angewiesen ist, daþ die ganze Volkswirt- schaft eigentlich nur eine einzige gigantische Maschine ist, von allen geschaffen und dazu be- stimmt, allen ihren Lebensunterhalt zu geben, denn ist schwer einzusehen, warum denn diese Mtaschine nun von einigen Leuten gesteuert wer- den soll, denen es nur darum zu tun ist, f¸r sich recht v iel herauszuholen. Die Unternehmer sitzen doch alle an ihren kleinen Kommandostellen in der Maschine. Jeder kommandiert f¸r sich. Aber niemand sorgt daf¸r, daþ sie ihre Befehle nun alle so geben, daþ die ganze Maschine sch–n glatt und ruhig l"uft. Einem Mechaniker, der ihnen zu- schauen wurde, w¸rden die Haare zu Berge stehen. Der eine will dahin, der andere dorthin, und die ganze Mlaschine l"uft nur, weil ¸ber allen die Geiþel der No't steht. Eigentlich. w"re es das einzig Vern¸nftige, daþ sich alle Menschen zusammentun und daf¸r sorgen, daþ die Maschine von einer Stelle aus dirigiert wird, und zwar so, daþ sie zum Nutzen aller arbeitet. L¸tz 13 4- 1 eI oI
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