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Germany (West). Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen. / Polit-Kunst in der Sowjetischen Besatzungszone; "III. Deutsche Kunstausstellung 1953" Dresden.
(1953)
Wulffen, Christian
Polit-Malerei statt Kunst, pp. 8-14
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POLIT-MALEREI STATT KUNST Dreimal ,,Deutsche Kunstausstellung" in Dresden Oktober 1946 In der Stadthalle am Nordplatz wird die ,,j. Deutsche Kunstausstellung" nach dem Kriege in Anwesenheit von sowjetischen, amerikanischen, briti- schen und franzosischen Kulturoffizieren er6ffnet. Die Vielgestaltigkeit der Ausstellung ist das Zeicden eines offenen und unbeeinflul3ten kiinst- lerischen Schaffens. Alle Vertreter der 1905 in Dresden gegruindeten ,,Briicke" sind vertreten. Abstrakte, Surrealisten, Naturalisten und andere hingen eintriichtig nebeneinander. Otto Dix zeigt sein neuestes Bild: ,,Kreuztragung". Die Jury wird international anerkannt. Die Sowjets und ihre SED legen grol3ten Wert auf eine ,,gesamtdeutsche Reprisentation" der bildenden Kunst der Gegenwart. Aber schon zeigt es sich, daB Kultur- funktionaire wie Herbert Gute den Versuch unternehmen, alles zu diffa- mieren, was als ,,Formalismus" bezeichnet wird. Die Sowjets sind unzu- frieden mit dem Erfolg der Ausstellung. Aber noch kann sich die Jury durchsetzen. Wenige Wochen vor Eroffnung der Ausstellung hat in Moskau der Parteiideologe Shdanow den ,,Kreuzzug gegen den Formalis- mus" zugunsten des ,,Sozialistischen Realismus" verkundet. September 1949 Die ,,1I. Deutsche Kunstausstellung" wird, wiederum in der Stadthalle, er6ffnet. Es gibt einen Diisseldorfer, einen Miunchner, einen Dresdner, Kolner und Berliner Raum. Die ,,westlichen Formalisten" sind in der Minderheit. 163 Bilder aus Westdeutschland findet man, aber Kiinstler wie Willi Baumeister usw. fehlen. Die ,,Abstrakten" werden von der fast ausschlieBlich aus Kommunisten bestehenden Jury wie im Dritten Reich als ,,Entartete" angesehen. Otto Dix ist auf der Ausstellung nicht ver- treten. Man sieht Bilder von ihm in einer Sonderschau, die von der kommunistischen Presse recht kiihl besprochen wird. Dix hat das Rektorat der Dresdner Akademie ausgeschlagen. Die Sonderschau konnte nach seiner Absage nicht mehr riickgiingig gemacht werden. Zum erstenmal sind Malerkollektivs mit riesigen Wandgemalden vertreten, zum Beispiel ,,Metallurgie Hennigsdorf". Der Maler Horst Strempel bezeichnet als wesentlich fur die Herstellung von Kollektivarbeiten die Frage ,,Wofiir", nicht mehr die Frage ,,Was". Noch immer herrscht Unsicherheit im ,,Sozialistischen Realismus". Keiner weil3 genau, was diese neue ,,Kunst" bedeuten soll. 8
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