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Berlin (Germany : East). Magistrat. Abteilung für Volksbildung / Verzeichnis der auszusondernden Literatur
([1946])
B: Bücher und Buchgruppen, die nur bedingt zu verwenden sind, pp. 179-183 ff.
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Liste B Die Lipstle B iunt'erschei'det s~ich grundsdtzlich von den Listen A I u'nd A II. In diesen Listen sinid 'die Autoren bzw. Btichler iaufgefUhrt, die in den Volks- und Le'ilhbficherelien nicht me'hr au-sigelliehen werden sollen. Die Liste B 'dagegen beschrdnkt sich bewufit ldarauf, an das erhodhte Verant- wortungsgefuilhl 'der Leilter sorwo'hl der Vollilk's- wie der Leiihbichereien zu appellieren. S'o gefboten es er'scheinen mag und so niitzlich es sich in der heutilgen Zeiit erweisen wird, einen rstreng kritisc'hen MaBfstab ffir die noch auszu- leihenden Wertke anzruleigen, is t eline verbotsalhnliche Ausschaltung bei einem wesentlichen Teil der Literatur nattirlicbh unmoglich. Die in den Listen A I und A II aufgenommenen Verfasser und Titel umfassen vor allem Buicher von ausgesprochen na tionailfs ozialisttisc her, chauvinifst'ischer, krieigs- beigeisterter bzw. imperialistischer Tendenz. Da'bei wurden -im wesentlichen die Gruppen der Belletristik sorwie der allgemeinen politischen Wissens- gebliete durchgeairbeitet. Auf idem Gefbiet d'er G eisteswiissenschaften: der Gesch'ichte, Kunst- geschichte, Philosophie, Naturwissenschaft und Volkswirtschaft, wie in der umfasseniden Gruppe der Biographien, der Briefslammlungen und Denk- wirdigkeiten, ware eine verbotsdihnhiche Ausschaltun'g, die iffir alle Zeiten gelten mtffIte, naltiirl'ich unm6'glich. Es wfirde den Grundbegriffen 'der Demo- kr'atie widerspirechen, wenn diese wichti~gen Quellenwerk-e aus dem Betrieb der Biichereien ausgeschaltet wuirden. Fur die Bewertung und Auswahl in diesem Bereich der Literatur sollen einige Be~ispie~le angefifhrt werden. Die Memoiren Bernhard von Bilows mifflten vom Standpunkte sauberer Gesinnung entfernt werden, aber dieses Werk erteilt uiber zahlreiche Geh'eimvorgdnge der Kabinettspolitik erschdpfen'de Auskunft und rstammt aus der Felder je'nes St'alatsmannes, dessen Verlogenheit und Byzantinifsmus uns Deutsche in den ersten Weltkrieg mitverstricken half, so daB man auf die fuinf Bdnde als Q u e 11 e n w e r k nticht verzichten kann. Die Dar- .stellungen von Clau'sewitz, Boyen, Moltke, Roon, HFindenburg und Luden- dorff haben das militirtische, ldie brandenburgischen Markgrafen und Kur- fiirsten, Fniedrich Wilhellm I., Friedrich II. und seine Nachfabren bis z'um letzten Kaiser, Bismarck, seine Vorganiger, seine Mit- und Gegenspieler wie auch seine' Nachfoliger 1das politihsche Antlitz so maBtge~bend geformt, daB, ffir emin grfindl'iches Stuldium jener Zeiten 'und ihirer Zuslammenhange diese Wer;ke fir ernstlhafte Information unerlaBlich sind und auch weliter zur Verfugung istehen miissen. Die be'dingte Ausleihe bzw. der 'beschrAnkte Eins'atz triifft auch fuir die Werke der Geschichtsforschung, der Philosophie, aller Gei~stesw.issenschaften iUlberhaupt zu, welche ,die von der he-utigen Zeit auf- geworfenen Fragen im Sinne iiberlebter Auffa!ssruncj behandein oder auch n'r streifen. Dies trifft z. B. auf die Werke von Treitschke zu, dem Sanger des PreuBentums, fur Nietzsche, den Verkninder hochmiitigster Exkllusivi- tdsgedanken, fur Wagner als Verfasser des Judentumrs in 'der Muslik". A~ber auch h6fi'sche Eninnerungen, wie die ,,Memoiren einer pre'uaischen Kbnibgstochter", Thii6biaults ,,Zwanzlig Jahre in Berlin", Prinz Kraft Hohen- 179
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