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Nationale Front des Demokratischen Deutschland / Weissbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus
([1951])
[Introduction], p. 47
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Seit langerer Zeit bereits, mindestens seit dem Beginn der Marshallplan-Politik, tritt die Tendenz seitens des amerikanischen Imperialismus in Erscheinung, den deutschen Imperialismus zu seinem Hauptverbuindeten zu machen. Die gesamte Wirt- schaftspolitik der amerikanischen Besatzungsbehorden, die die wirtschaftliche Ent- wicklung Westdeutschlands restlos dirigierten, ist darauf gerichtet. Wahrend alle im Verlauf des Krieges und nach seinem Ende getroffenen alliierten Vereinbarungen dem Ziel dienten, der deutschen Wirtschaft eine friedliche Entwicklung zu ermog- lichen, wurden diese Vereinbarungen in Westdeutschland bewuBt und systematisch mit FdBen getreten. Als der Leiter des Amtes fur Entkartellisierung bei der ameri- kanischen Militdrregierung, James Martin, im Juli 1947 von seinem Posten zuriuck- trat, erklarte er bei seiner Ankunft in New York u. a.: ,,Ich bin aus Protest gegen die Machenschaften der grolBen amerikanischen Gesellschaften in Deutschland, vor allem der General Electric Company, der General Motors und der Standard Oil Company zuriickgetreten. Das amerika- nische Volk wird von monopolistischen Gruppen geleitet, die ihre eigenen Auffassungen darulber haben, wie Deutschland zu behandeln ist. Meine Be- muihungen sind durch die interessierten amerikanischen Gruppen, die im Her- zen Europas ein monopolistisch kontrolliertes Deutschland errichten wollen, zunichte gemacht worden." Mr. Martin war nicht der erste Beamte der Militarregierung, der zuriicktrat, weil er die Unm6glichkeit einsah, gegen den Widerstand der amerikanischen Monopolisten die wirtschaftlichen MaBnahmen durchzuftihren, die eine friedliche Entwicklung der deutschen Wirtschaft garantiert hatten. Er war auch nicht der letzte. Vor ihm waren Oberst Bernstein und Russel A. Nixon aus den gleichen Grnfiden aus ihren Amtern ausgeschieden. Im Mai 1948 protestierten 19 Beamte des Stabes der Entkartellisie- rungsabteilung der amerikanischen Militarregierung gegen die amerikanische Be- satzungspolitik. Die Absicht, die deutschen Monopolisten zu den Hauptverbufndeten des amerikani- schen Imperialismus zu machen, geht auch schon eindeutig aus dem Bericht des so- genannten Harriman-Ausschusses hervor, der zur Prufung der Frage der ,Auslands- unterstutzung", zur Vorbereitung des Marshallplans eingesetzt wurde, in dem es bereits am 8. November 1947 hieB: ,,Kein Teil der wirtschaftlichen Unterstiutzung, die die im AusschuB fur wirt- schaftliche europaische Zusammenarbeit vertretenen Staaten erbeten haben, ist von grolerer fundamentaler Notwendigkeit als derjenige, der zur Wie- dergesundung der Industrie, der Landwirtschaft und des Transportwesens Deutschlands dienen soll." Die besondere Unterstutzung, die der amerikanische Imperialismus den deutschen Monopolisten angedeihen lieB, geht eindeutig daraus hervor, daB die wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands seit dem Beginn des Marshallplans bedeutend schneller voranschreitet, als die der ubrigen westeuropaischen Lander. Die Grniide dieser besonderen Fiursorge des amerikanischen Imperialismus fur die deutschen Monopolisten sind vielfaltiger Natur und mussen im einzelnen betrach- tet werden. 47
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