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Aufwärts
Jahrgang 20, Nr. 7 (July 15, 1967)
Wange, Willy B.
Kleine Geschichten um den großen Sport, p. [24]
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D er Trainer des Europapokalsiegers Bayern München, ,Tschik"Cajkowski, ging kurz vor seinem bisher größten Er- folg unter die Buchautoren. Mit Hilfe eines tüchtigen ~Geisterschreibers" schrieb er seine Memoiren. Er gab ihnen den Titel <Ich mache Mannschaften". Wenn auch ,Tschik" als temperament- voller Jugoslawe die Übertreibungen liebt, an diesem Titel ist einiges dran. Cajkowski, der vielfacher jugoslawischer Nationalspieler war, gegen England in der Europaauswahl spielte, erwarb an der Sporthochschule in Köln sein Traf- nerdiplom, spielte damals für den 1. FC Köln und kehrte später als Trainer zu den Kölnern zurück. Er war es, der aus dem 1. FC Köln die große Meistermannschaft machte. Mit Bayern München marschierte er aus der Regionalliga über eine erfolg- reiche Aufstiegsrunde in die Bundes- liga und holte sich jetzt zwei Jahre hinter- einander den deutschen Vereinspokal. Krönung war jedoch der Sieg über die Glasgow Rangers in Nürnberg, der Bayern München auch den Europacup der Pokalsieger brachte. Wenn ,Tschik" jetzt einen Titel für sein Buch suchte, könnte er es auch <Ich sammle Pokale" taufen. <Pechvogel des Jahres" kann man wohl schon jetzt den Rennfahrer Gerhard Mitter nennen. Beim 1000-km-Rennen des ADAC auf dem Nürburgring führte Mitter mit seinem italienischen Co-Pilo- ten souverän. Als er mit seinem Porsche in die letzte Runde ging, bestieg sein pausierender Mitfahrer schon strahlend das Siegespodest und winkte ins Publi- kum. Aber Mitter kam nicht mehr ins Ziel. Eine defekte Wagenbatterie ließ ihn auf der Strecke ausscheiden. Man setzte Mitter und Partner zwar noch auf den vierten Platz. Der Sieg aber war dahin. Eine gute Idee hatte der Deutsche Fuß- ballbund. Er hat den Bundesligavereinen vorgeschlagen, ,Fohlenmannschaften" aufzustellen, die regelmäßige Punkt- spiele austragen werden. Der DFB will für diese Spieler sogar die Fahrtkosten tragen. Dafür sollen sich die Vereine ver- pflichten, Spielern, die für die Amateur- und Olympiamannschaft in Frage kom- men, keinen Vertrag vor den Spielen von Mexico zu geben. Als Fohlen" zählen Spieler zwischen 18 und 23 Jahren. Mit Begeisterung sind die Jungen einer Bochumer Realschule im Sportunter- richt bei der Sache. Kein Wunder, denn 1, 1 1 Einen ganz prominenten Trainer ha- ben sich die Schulbuben der Herte- rich-Schule in München-Solln aus- gesucht. Es ist kein Geringerer als der Bundesligatrainer von Bayern München, Tschik Cajkowski, der die Schüler-Mannschaft, in der sein 11- jähriger Sohn Slatan spielt, trainiert. ihr Lehrer ist Weltrekordler und Gewin- ner olympischer Medaillen: Gerhard Hetz, der einstige Meisterschwimmer aus Hof. Er meldete sich jetzt bei seinem Ho- fer Klub ab, um für einen Bochumer Ver- ein startberechtigt zu werden. Er will dort allerdings nur noch seinen Schütz- lingen in den Staffeln zum Erfolg ver- helfen. DFB-Präsident Dr. Hermann Gösmann wird neuerdings der <Lübke des deut- schen Fußballsports" genannt. Wie der Bundespräsident, ist der DFB-Boß wenig glücklich bei seinen Festreden. Bei der Meisterehrung in Braunschweig wußte er weder den richtigen Namen des Vereins noch den des Spielführers. Aus den Fehlern von Braunschweig zog er jedoch keine Lehre. Beim Bankett im Anschluß an das Pokalfinale von Stuttgart begrüß- te er den Ersten Bürgermeister von Stutt- gart als ~Bürgermeister von Nürnberg", und als er dem Schiedsrichtergespann den Dank aussprach, machte er aus dem Linienrichter Kindervater einen <Herrn Kindergarten". Müssen Präsidenten eigentlich so sein? ~Kleine Geschichten um den großen Sport" haben in der letzten Ausgabe zu einem Mißverständnis geführt. Eine Reihe von Lesern war dem Autor bitterböse, weil man glaubte, er habe Herrn Frese den wohlverdienten Gewinn der 4000,- DM im Fernsehquiz mißgönnt. Weit gefehlt. Herr Frese hatte sich ja das Geld ehrlich verdient, denn er beant- wortete mehr Fragen richtig, als not- wendig. Und auch bei der strittigen Frage um Uwe Seelers Länderspiele lag er, und nicht der Quizmaster, richtig. Was aber, wenn diese Frage über Sieg oder Nieder- lage des Herrn Frese entschieden hätte? Herr Frese wäre um den verdienten Lohn geprellt gewesen. Zumindest hätte es viel Ärger gegeben. Darum war der Autor der Meinung, daß dem - sonst überaus sympathischen - Quizmaster hieb- und stichfeste Unterlagen besser anstehen würden. Willy 8. Wange V J- .,L,. J. ßJ 4t * *
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