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Aufwärts
Jahrgang 20, Nr. 7 (July 15, 1967)
Ott, Günther
Zauber des Lichtes, p. 21
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und beleuchtet es mit Tart)lgem LiCnt. tln hübsches Spiel! Da ist Julio le Parc, geboren 1928 in Men- doza, heute Paris. Er bastelt Objekte aus Holz und Kunststoff, montiert dahinter einen Elektromotor, schließt Lampen an und schafft so bewegliche Bilder aus Lichtprojektionen und Reflexionen. Nicolas Schöffer aus Ungarn (1912) ge- hört wohl zu den ersten, die sich mit sich automatisch bewegenden Plastiken be- fassen und diese mit verschiedenfarbi- gern Licht überfluten. Auch er lebt übri- gens in Paris. Ebenso wie der Spanier Francisco Sobrino, der zu den jüngsten dieser Schau zu rechnen ist (1932). Seine Arbeiten befinden sich im ,Lichtkabinett" der Ruhrfestspielausstellung 1967, und sein buntes Licht, mit dem er komponiert, leuchtet munter in dieser ,Dunkelkam- mer". Ober seine künstlerische Beschäf- tigung meint er: ~Licht war schon immer wichtig für die bildende Kunst, in den Kirchenfenstern des Mittelalters aber erlangt es eine ganz überragende Bedeutung: Lichteinfall,Ver- wandlung der Farbe, Lichtgehalt der Farbe, Ausstrahlung und Bewegung werden durch den steten Wandel des natürlichen Tageslichtes hervorgerufen. Das sind nahezu die gleichen Probleme, mit denen sich auch heute ein Künstler zu beschäftigen hat, der mit Kunstlicht arbeitet. Die heutigen technischen Mög- lichkeiten erleichtern es, das Licht so zu verwenden, wie man es wünscht, und es eröffnet sich ein weites Feld des Experi- mentierens. Auch ich habe mich mit dem Problem des Lichtes beschäftigt, das für mich untrennbar mit dem Begriff der Be- wegung verbunden ist." Sind diese Autoren dieser Arbeiten, die den Prozeß der Verselbständigung des Lichtes und der Farbe dokumentieren, den Weg fort von der Illusion auf der Fläche zu realen Objekten beschritten der Ausstellung sprach, obgleich auch Rembrandt wußte, was Licht ist, und die Glasmaler des Mittelalters. In der Einführung des Ausstellungskata- loges, im für den Laien, für den die Ruhr- festspiele einst geschaffen wurden, viel zu anspruchsvollen Text, geht Oto Bihalij- Merin mit seiner Untersuchung des Licht- Problems sogar bis zur jungsteinzeit- lichen Sonnenreligion zurück. Spiegeln sich Wissenschaft und Technik in den Elektro-Objekten und den tatsäch- lich zauberhaft anmutenden Licht- und Schattenmaschtnen der allerjüngsten Zeit, so erinnern die Landschaften eines Paul Signac und Henri-Edmond Cross zu Anfang unseres Jahrhunderts bereits an die physikalischen Experimente. Die Bre- chung des weißen Lichtes zu leuchtenden Regenbogenfarben gaben seinerzeit An- stoß zum Gebrauch von noch grelleren Ölfarben, die die Palette der lmpresr.io- nisten um ein Vielfaches übertrafen. Die Expressionisten setzten den Schrei reiner Farben fort, wobei der Mensch für kurze Zeit noch einmal abgebildet wurde; gleichzeitig kam das innere zum äußeren Erleben hinzu. Beispiele hierfür sind in Recklinghausen u.a. Ernst Ludwig Kirch- ner, Erich Heckel, Max Pechstein, Max Beckmann, August Macke und Ludwig Meidner. Und wie die elektrischen Birnen der mo- dernen Licht-Techniker aus den verdun- kelten Kammern der Kunsthalle hervor- leuchten, so magisch blinken die Gas- laterne und der Mond und die erleuchte- ten Fenster in den Nachtbildern der Bel- gier Paul Delvaux und Renö Magritte. Hier wurden diese Lichtquellen - vor zehn und mehr Jahren - freilich noch ab- gemalt. Die Glühbirnen der Modernen sind jedoch echt. Günther Ott
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