Page View
Aufwärts
Jahrgang 16, Nr. 10 (October 15, 1963)
H. P.
Der Krieg der Knöpfe, p. 18
Page 18
&.F all iR B 6N I u ,UUV iFr . Veleib: ede ndwerk in seiner Vielfalt, wie rel, Weberei, die berühmten n Lederarbeiten und die typi- beiten mit ihren feinen Gravu- riben einer der Hauptdevisen- * Landes", sagte man uns im- im Atlantikhafen Safi sahen, in in modernes Phosphatwerk ent- ichen Phosphatvorkommen des werten, wo man 200000 Tonnen eiten will; Safß, das außerdem lionen Kisten Sardinen expor- ch Anstrengungen, eine heimi- e aufzubauen. Dazu gehören inraffinere, die Teemanufaktur kkombinat in Casablanca. Aber nftänge. Das Kraftwerk im Mitt- Beni Meial, zwischen Fes und wohl das größte Afrikas. ~Um n, müssen wir Strom nach Alge- sagte uns ein Ingenieur. er Bewässerung hat man schon rokko ist ein grünes Land. Wie durchziehen Bewässerungs- tungen weite Landstriche. <Hier Kriege noch Wüste", sagte ein als wir durch das blühende Fes und Marrakesch fuhren. Mawokmalsche Kind« Ja, musionen muß man abbauen auf dieser Reise. Zwar meint man in den Baaarstraßen der Medins von Fes oder Marrakesch, wo die bunten Berberteppiche, die kunstvollen Kup- fer- und Lederarbeiten angeboten werden, um die man hartnäckig feilschen muß, um am Ende - was immer noch zuviel ist - ein Drittel des geforderten Preises zu zahlen, mitten in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht zu sein, aber dann steht man plötzlich vor der bitteren Armut in den Bidonvilies, den Vierteln aus Blechkanistern, in denen Tausende und aber Tausende vegetieren. Zwar wachsen un- weit dieser Armutaviertel schon neue Wohn- kasernen empor, aber das löst sicher nicht das Problem. <Für eine Familie, die wir aus den Btdonvilles in eine neue Wohnung umsiedeln, strömen drei neue Familien vom Land, aus den Bergen, aus der Sahara an den Rand der Stadt. Ein ganzer Industriezweig lebt davon, die Blechkanister herzustellen, die immer wieder, statt als Leergut zurückzugehen, in den Bidon- villes verschwinden", seufzen die Paschas und Kaifen. Auch hier geht wieder ein Stück alter Romantik flöten. Denn diese Paschas und Kalifen sind Bürgermeister, Stadtamtmänner und ähnliche banale Verwaltungsbeamte. Doch mitten in diesen Elendaquartieren finden wir Kindergärten, Schulen und Erwachsenen- bildungsstätten. Denn dem Problem des An- alphabetentums rückt man mit Entschlossen- heit zu Leibe. In den sechs Jahren der Selb- ständigkeit hat man mehr Kinder eingeschult als in 42 Jahren der Kolonialzelt Dennoch sind auch heute noch etwa 1300000 Kinder einzu- schulen. Es fehlt an Lehrern und an Geld. 1000 neue Schulen wurden erbaut, 17 neue Lehrerbidungsanstaten. Und das ist keines der marokkanischen Märchen, sondern Wirk- lichkeit. Das sehen wir in den Schulen, den Kindergärten, aber auch in Erwachsenen- bildungstätten, die von dem Ministerium für Jugend und Sport überall errichtet wurden. Hier lernen die jungen Menschen nicht nur lesen und schreiben, sondern die jungen Mäd- chen lernen sticken und nähen, während die jungen Männer hand- und kunsthandwerkliche Fertigkeiten vermittelt bekommen. Verständlich, daß wir so gern eine ~echte Wüste" sehen wollten. So verzichteten wir lieber auf das Vergnügen, im Frühjahr im Hohen Atlas, in Oukaimeden, Ski zu laufen, sondern fuhren weit nach Süden zur Sahara. In kühnen Serpentinen zieht sich die vorzüg- liche Straße über den Hohen Atlas, von dessen Viertausendern Schnee herableuchtet. Aber die Sahara in der Gegend des alten Wüstenforts Ouarzazate sieht auch anders aus als die Sahara unserer Träume. Eine Felsenwüste,-schroff und abseits der Oasen, trostloser als die Dünenlandschaft einer Sand- wüste. Und über allem thront am Horizont der schneebedeckte Hochatlas. Der Markt hier am Rande der Sahara ist noch bunter, die Sonne brennt hier afrikanisch heiß. Aber weder eine Kamelkarawane noch präch- tige Reiterspiele der Berber runden das Erleb- nis ab. In Marrakesch aber, da weiß Afrika, was es dem Fremden schuldig ist. Die Berber präsen- tieren eine Fantasie auf ihren prächtigen Heng- sten, daß selbst Karl May seine Freude gehabt hätte. Auf dem Markt der Medina stehen Gauk- ler, Märchenerzähler und Schlangenbeschwö- rer im Wettstreit um die Aufmerksamkeit des Publikums und um die Dirham (die Landes- währung), die sie für ihre Künste fordern. Als es dem Atlantik entgegengeht, sehen wir auch noch Karawanen mit Kamelen, oder richtiger Dromedaren. Aber in Casablanca werden wir noch einmal mit den Problemen dieses Landes konfrontiert. Bei einem Besuch bei der UMT, dem größten marokkanischen Gewerkschaftsbund, hören wir die Dinge einmal nicht aus der Sicht der Kalifen und Paschas. <Marokko ist arm und könnte doch so reich sein", sagte uns Mohammed Fechtaii, der junge Pressechef des Gewerkschaftsbundes. 70 v.H. der Be- völkerung sind arbeitslos, und das, obwohl die Kinderarbeit überall im Lande erschrek- kende Formen hat. <Dennoch", so fährt Fech- teil fort, ~sind wir dagegen, marokkanische Arbeiter als Fremdabeer nach Europa zu schicken. Das Problem kann nur hier im Lande gelöst werden." Das sind harte Fakten, die wir hier am Schluß der Reise hörten. Sie hatten nicht den Klang von Märchen ... D ie deutsche Aufführung dieses franzö- sischen Films, in dem fast nur Kinder zwischen 10 und 14 Jahren mitwirken, hatte ein bedenkliches Vorspiel. Nachdem der Film von der Freiwilligen Selbstkontrolle zunächst ab sechs Jahren freigegeben wurde, erlaubte dieselbe Stelle den Besuch auf Grund eines Antrags des Landes Rheinland-Pfalz kurzent- iächlossen erst vom 16. Lebensjahr an. Dieser Beschluß muß demjenigen, der den Film auf- merksam betrachtet, ungerecht erscheinen. Doch was soll's. Die, für die der Film haupt- sächlich bestimmt ist, werden ihn ohnehin sehen können: die Erwachsenen. Denn das ist ein Kinderflim für Erwachsene. Gedreht wurde er nach einem Roman des französi- schen Dorfschullehrers Louis Pergaud. Der Roman spielt in der französischen Provinz und erzählt von den traditionellen Schlachten zwi- schen den Jungen zweier Dörfer, die für die Verlierer stets damit enden, daß sie von den Siegern sämtliche Knöpfe abgeschnitten be- kommen und dann elterlichem Zorn über- lassen werden. Andrd Bacs bewegliche, scharf beobachtende und auch unangenehmere Situationen keines- wegs verklärende Kamera sah sich gründlich um in dem für Erwachsene verbotenen <Para- dies der Kinder" und stellt fest: So sehr unter- scheiden sich die Jungen gar nicht von den Alten, nur vielleicht, daß die Jungen viele Probleme vernünftiger und vorurteilsloser in Angriff nehmen. Da übernehmen sie beispiels- weise Begriffe aus der Erwachsenenwelt, ent- kleiden sie unbeabsichtigt ihrer falschen Um- schmückungen und geben ihnen ihren eigent- lichen Sinn wieder. Der erwachsene Zu- schauer erhält ganz nebenbei einen präch tigen Nachhilfeunterricht in Sachen Demo. kratie. Der Film ist ernst und heiter, naiv und er- fahren, wild und zärtlich, liebenswert unc grausam, wie die Weit der <Kleinen" eber wechselseitig ernst und heiter, naiv und er fahren. wild und zärtlich, liebenswert und grausam ist. Wer das leugnet, sollte vor seinem Doktor untersuchen lassen, ob sein Herz noch am rechten Fleck sitzt Das ist ein Film voll Lebensnähe und unge- schönter, natürlicher Poesie geworden, jener Poesie, die das Leben an vielen Ecken bereit- hält, hat man nur Augen, die sehen, und Ohren, die hören. Eine ungeschminkte. lehrreiche Reportage aus der Kinderwelt, wie sie nur die Franzosen sehen und zu Bildern machen können. Darsteller des Films: nahezu 100 Knirpse, ein kleines blondes Mädchen und ein paar Er- wachsene. Schon für die Anleitung seiner jungen Darsteller verdient Regisseur Yves Robert hohes Lob, sie spielen so natürlich und richtig, daß keine falschen Töne aufkommen. Voran der jüngste von allen, Klein-Gibus, ein erstaunliches Naturtalent, einmal liebens- werter Schelm, ein andermal ein kleiner ge- fallener Engel mit gefährlichem Charme und dann wieder beides zusammen. Dank allen Mitwirkenden an diesem Film: Das ist echte Teamarbeitl H.P. <Schmeckt gut! Bitte, noch einen" Fote: Wmy 1L Waage
This material may be protected by copyright law (e.g., Title 17, US Code).| For information on re-use see: http://digital.library.wisc.edu/1711.dl/Copyright