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Aufwärts
Jahrgang 16, Nr. 10 (October 15, 1963)
H. P.
Für einen friedlichen Geist, p. 15
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nfriedlichen Geist wicht zur Jugend Foto: Udo Hoffmann lebt, aber der Krieg löschte sie aus N achdem es gerade 24 Jahre her ist, daß mit dem Überfall auf Polen Hitlers furcht- bares Völkermorden begann, sind es bei uns die jungen Menschen, zu jener Zeit kaum ge- boren, die das Ausmaß des vergangenen Krie- ges in Erinnerung bringen und vor einem neuen, vernichtenden Krieg warnen. In den vordersten Reihen dieser jungen Menschen steht die Gewerkschaftsjugend. Jedes Jahr, am 1. September, dem Tag, an dem 1939 der 2. Weltkrieg begann, demonstriert sie für die friedliche Verständigung in aller Öffentlichkeit. Sie geht dann auf die Straßen, zieht die Bilanz zweier Weltkriege und hofft, daß ihr Appell an die Vernunft über die ganze Welt hin in die Ohren der Politiker getragen werde. Auch in diesem Jahr beging die Jugend des DGB den 1. September mit eindrucksvollen Antikriegskundgebungen. Von einigen berich- ten wir hier. Am Eyllersee bei Geldern sprach Herbert Tu- latz, stellvertretender Generalsekretär des IBFG, der eigens aus Brüssel gekommen war, um die Jugend der moralischen Unterstützung des IBFG zu versichern. Kollege Tulatz würdigte die Bedeutung einer solchen Kundgebung gegen einen Krieg, der die Welt in einen ~vorsintflutlichen Zustand" zurückversetzen würde und rief dann den Teil- nehmern zu: ~Jeder kann seinen Beitrag zur Erhaltung des Friedens leisten, wenn er sich an seinem Platz mit Mut und Überlegung da- für einsetzt. Gelöst werden aber kann dieses Problem nur in internationaler Gemeinschaft. In diesem Sinnewäre es gut, wenn ihr nächstes Mal zusammen mit gleichgesinnten jungen Kollegen aus anderen Ländern gegen den Krieg demonstrieren würdet!" Auf einer Demonstration in Frankfurt nannte Prof. Dr. Eugen Kogon das Moskauer Atom- stop-Abkommen eine Wendemarke, die den Erfolg der Koexistenz ebenso abzeichne wie die Notwendigkeit der Abrüstung. Kogon stellte fest: <Wir verharren in sterilem Antl- kommunismus und in Wohlstandsegennutz. Die Zeit der Bequemlichkeit aber ist vorüberl Wir müssen Partner werden l" Auf einer Kund- gebung auf dem Soldatenfriedhof Merode, Kreis Düren, auf dem sich sonst nur militäri- sche Traditionsverbände einfinden, sprach Günter Rombey, IGM-Jugendsekretär des Be- zirks Nordrhein. Kollege Rombey vergegenwärtigte noch ein- mal die schrecklichen Folgen, die ein neuer Krieg haben würde und sagte dann wörtlich: ~Wollen wir unserer elenden Situation ent- rinnen, dann muß ein neuer Geist in den Be- ziehungen zwischen Menschen und Völkern einkehren. Wir müssen glauben, daß die Angehörigen anderer Nationen, die wie wir ja durch uns alle Schrecken der letzten Jahrzehnte erfahren ha- ben, dasselbe Verlangen nach einem neuen Geist verspüren. In diesem Geist ist wohl auch das Moskauer Atomstop-Abkommen zu- stande gekommen." Und gegen Ende seiner Rede sagte Rombey: <Wenn man uns fragt, ob es einen Sinn hat, auf die Straße zu gehen und für den Frieden zu demonstrieren, so müssen wir sagen, wir wissen es nicht. Wir wissen nur, daß es einen schrecklichen Sinn hat, nichts zu tun." H. P.
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